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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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hatte es tatsächlich geschafft - genau so, wie er es sich vorgenommen hatte.
    Alistair fand dieses Lächeln hingegen nicht gar so beruhigend wie sein Freund.
    Er hatte gelernt, Mirabels umfänglichen Ausdrucksschatz an Lächeln zu deuten. Ihre Lippen schwangen sich kühl nach oben - keineswegs warm und sonnig -, und rasch überkam Alistair das Gefühl, dass etwas Unheilvolles ihm auflauerte, um sich aus der Dunkelheit heraus auf ihn zu stürzen.
    Ihm blieb nichts weiter zu tun, als sich dafür zu wappnen und abzuwarten.
    Argwöhnend saß er da und ließ die Stimmen um ihn herum an sich vorbeirauschen, denn die Versammlung zog sich hin ... endlos, wie ihm scheinen wollte. Sein Bein, das weder zu lange Ruhe noch zu große Anspannung dulden mochte, bekundete denn auch umgehend großes Missfallen und jagte ihm einen heftig pochenden Schmerz vom Schenkel bis hinab in den Knöchel.
    Schließlich erhob sich Captain Hughes - sehr beeindruckend in Uniform der Marine Seiner Majestät. Er bat die versammelten Damen und Herren, ihm einige Minuten ihrer kostbaren Zeit zu gönnen. „Ich habe hier einen Brief von meinem Nachbarn Mr. Oldridge von Oldridge Hall, Longledge“, begann er. „Da besagter Herr leider andernorts unabkömmlich ist, wurde mir die Aufgabe zuteil, sein Anliegen vorzutragen.“
    Was hatte Mirabel an jenem Tag gesagt, da sie sich begegnet waren?
    Ich habe schon erwogen, ihm dies auf seinen Grabstein schreiben zu lassen:, Sylvester Oldridge, Geliebter Vater, Andernorts Unabkömmlich.
    Nun kam er also, jener Gegenschlag, auf den Alistair die ganze Zeit gewartet hatte.
    Der Captain trug das Schreiben aus Oldridge Hall mit der klaren, volltönenden Stimme uneingeschränkter Autorität vor. Ebendiese Stimme hatte zwei Jahrzehnte lang einmal im Monat die sechsunddreißig Artikel der Kriegsordnung vor einer Mannschaft verlesen, die aus einigen Hundert kampferprobten Offizieren und Marinesoldaten bestand.
    Dem Publikum im Saal musste der Captain als die Personifizierung von Englands unbesiegbarer Marine erscheinen.
    Kein Wunder, dass sich auf einmal eine andächtige Stille über die Zuhörer senkte und jede Miene einen Ausdruck gefasster Aufmerksamkeit und tiefen Respekts spiegelte.
    Miss Oldridge hätte sich keinen besseren Fürsprecher wählen können.
    Als Captain Hughes nun die Vorteile, die der Kanal mit sich bringen mochte, den Nachteilen gegenüberstellte, die zu erwarten waren - zu welchem Zweck er die Bedenken angesehener Kaufleute anführte und nicht vergaß, auch auf deren Opfer und Mühen während der Kriege mit Frankreich zu verweisen -, ging ein Kopfnicken durch die Menge. Die größten Sorgen bereiteten ihnen Fragen der Wasserversorgung, las der Captain weiter. Er konnte nur hoffen, dass die Herren bei ihren Planungen die Trockenheit der Kalksteinböden Derbyshires bedacht hätten. Und hatten sie auch die Größe des benötigten Speichersees richtig eingeschätzt und erwogen, welche Kosten durch den Bau eines solchen Ungetüms anfallen würden? Hatten die Herren dies, das und jenes durchgerechnet? Hatten die Herren denn auch soundso in ihre Kalkulationen mit einbezogen?
    Dieser Teil des Schreibens, der jede Schwäche und Ungenauigkeit des geplanten Vorhabens ausleuchtete, war glücklicherweise recht kurz - aber nichtsdestotrotz zutiefst beunruhigend.
    Und dann begann der Captain, Namen zu nennen, und richtete konkrete Fragen an die Männer, an die er sich wandte: „Stimmt es denn, Jacob Ridler, dass ...? Ist es tatsächlich so, Hiram Ingsole, dass ...?“
    Da sie derart angesprochen wurden, erhoben sich die Männer nun einer nach dem anderen und bekannten, zunächst noch zögerlich, solche Bedenken zu haben. Doch nachdem sie erst einmal damit begonnen hatten, diese laut auszusprechen, wich ihre Zurückhaltung rasch. Sie äußerten ihre Einwände mit zunehmender Deutlichkeit und wachsendem Nachdruck. Die ihnen Gleichgesinnten - unterstützt von all den Ehefrauen, Töchtern, Schwestern und Müttern, die sich hinter den in erster Reihe sitzenden Damen auf der Empore drängten - applaudierten laut und jubelten ihnen zu.
    Als die Bauern und Kaufleute mit ihren Klagen geendet hatten, kamen schließlich auch Pfarrer Dunnet Bedenken, und nach ihm fanden noch einige der anderen Herren etwas gegen das Vorhaben einzuwenden.
    Nachdem auch die Gentlemen ihre Beanstandungen geäußert hatten, begann sich in der Menschenmenge, die zuvor so gesittet und willfährig gewesen war, lärmende Unruhe und zunehmende

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