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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Finch sich entschlossen hatte, Oldridge Hall zu verlassen.
    Folglich begrüßte Mr. Oldridge ihn nun recht herzlich, erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden, seiner Familie und seiner Arbeit.
    Caleb beantwortete die Frage nach seiner Arbeit eher unbestimmt, wurde dafür aber umso ausführlicher, was eine kürzlich von ihm gemachte Entdeckung anbelangte. Und darüber unterhielten die beiden Männer sich dann auch, derweil sie weiter in die falsche Richtung liefen - immer weiter fort von dem so bedeutsamen Treffen des Kanalkomitees.
    „Sind Sie sich ganz sicher, was die Form anbelangt?“, wollte Mr. Oldridge wissen. „Wie kleine Zigarren?“
    „Winzig kleine“, erwiderte Caleb. „Kleiner als ’ne Ameise. Braun. Erst dachte ich, das ist Dreck, aber irgendwas hat mich dann noch mal hingucken lassen. Ich war mir sicher, so was schon früher mal gesehen zu haben. Und jetzt könnt’ ich schwören ... ja, bei meiner vorletzten Stelle in Yorkshire! Ich hab’ meinen Leuten Anweisung geben müssen, es von der Wand zu kratzen, weil es der Herrin nicht gefiel. Ich fand’s schade drum, Sir, weil es doch irgendwie interessant aussah.“ „Das ist es auch, in der Tat“, pflichtete Oldridge ihm bei. „Ich habe nie zuvor von einer solchen Moospflanze gehört. Und Sie haben eine solche nun hier entdeckt? Dessen sind Sie sich gewiss? Ganz gewiss?“
    „Oben am Hang, Sir“, meinte Caleb und deutete auf die Anhöhe, die sich vor ihnen erstreckte. „Nicht mal fünf Meilen von hier.“
    Für Mr. Oldridge, der oft zwanzig Meilen an einem einzigen Tag zurücklegte, war ein Fußweg von fünf Meilen den Longledge Hill hinauf ein Kinderspiel. Er würde bereits Stunden vor dem Abendessen wieder zurück sein.
    Es dauerte indes geraume Zeit, bis ihm wieder einfiel, dass sein Abendessen nicht der einzige Termin war, zu dem er sich heute rechtzeitig einzufinden hatte.
    Doch da war es bereits zu spät.
    Die Zusammenkunft löste sich kurz nach der Mittagsstunde auf.
    Am Ende stand ein Sieg. Die Mehrheit hatte für den Kanal gestimmt, und ein Komitee war einberufen worden. Dessen Mitglieder hatten geschwind eine Petition an das Parlament aufgesetzt, und danach hatte sich der Saal rasch geleert.
    Nur Lord Gordmor und sein Geschäftspartner waren auf der Bühne zurückgeblieben.
    Seine Lordschaft war von dem unlängst Geschehenen noch zu sehr mitgenommen, um auch nur den Versuch zu machen, seinen üblichen Gleichmut an den Tag zu legen.
    „Das war knapp“, stellte er fest, „verdammt knapp. Eine Zeit lang war mir zumute, als stünde ich auf einem sturmgepeitschten Schiff. Doch ich hielt mich wacker fest, bis dann auch der Pfarrer - dieser sanfte, liebenswürdige Mann - begann, auf uns einzudreschen. Auch du, Brutus?, dachte ich nur, ging über Bord und sank sofort. Zweifelsohne dürfen wir dem mit seiner prächtigen Uniform und seinem schnittigen Backenbart wahrlich wie ein Pirat aussehenden Captain die Schuld für diese maritimen Metaphern geben.“
    Carsington schwieg. Er schien vollauf damit beschäftigt, den Kanalplan so klein wie möglich zusammenzurollen.
    „Was war ich doch für ein Narr, als ich dir sagte, du sollest deinen Mund halten und nur gut aussehen“, fuhr Lord Gordmor fort, wobei er seinen Freund besorgt ansah. „Ich hätte daran denken sollen, wie sehr du Bursche dich veränderst, wenn dein Kampfgeist erst einmal geweckt ist. Hoffentlich verzeihst du mir. Ich war dem trügerischen Eindruck erlegen, dass Waterloo dich deiner Kampfeslust ganz beraubt hätte.“
    Carsington wandte sich unvermittelt zu ihm um. „Dachtest du, mir sei bang geworden?“
    Was zum Teufel war nur mit ihm los? Obwohl die Widerstände scheinbar unüberwindlich gewesen waren, hatten sie doch heute einen großen Sieg errungen.
    Ach herrje, grübelte er womöglich über dieses lästige, listige Weibsstück nach?
    „Was für ein Unsinn!“, erwiderte Gordmor. „Und dürfte ich dich bitten, nicht länger wegen Miss Oldridge Trübsal zu blasen? Zumindest heute nicht. Irgendwann wird es dir schon noch gelingen, sie zu überzeugen. Unterdessen hast du jedoch einen großartigen Triumph eingefahren. Du hast uns aus den Klauen des ... des Was-auch-immer gerettet. Ach ja, unser Sieg.
    Also aus den Klauen des Untergangs gerettet. Du liebe Güte, ich bin so erleichtert, dass mir schon die Worte fehlen! Aber dieser Brief - dieser brillante, grausame Brief. Ich gehe davon aus, dass er ganz allein das Werk von Miss Oldridge war.“
    „Sie hat dich gewarnt,

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