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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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ich störe, Car“, ließ sich eine wohlvertraute Stimme aus nächster Nähe vernehmen. „Ich bedauere es zutiefst, aber auch das meinen Nerven erträgliche Maß an Anspannung hat seine Grenzen.“
    Mirabel, die alles um sich herum vergessen hatte, fuhr erschrocken zusammen. Alistair zeigte keine so lebhafte Regung. Er erstarrte vielmehr und wich unendlich langsam von ihr zurück.
    „Gordmor“, sagte er kühl.
    Das zuvor noch blasse Antlitz des Viscounts rötete sich ein wenig. „Miss Oldridge“, grüßte er und zog seinen Hut.
    Sie nickte höflich.
    „Ich bitte Sie, meine Zudringlichkeit zu entschuldigen“, fuhr Lord Gordmor fort.
    Die zuvor schon von Spannung erfüllte Luft lud sich unheilvoll auf und verhieß nichts Gutes.
    Mirabel sah sich um. Der Park war menschenleer. Gerade eben noch war sie voll der freudigen Erregung gewesen, endlich einen Augenblick mit Alistair allein sein zu können. Nun jedoch bedauerte sie die Abgeschiedenheit des Ortes.
    Es war niemand in der Nähe, der hilfreich eingreifen oder die drohende Auseinandersetzung verhindern könnte.
    „Deine Unverschämtheit ist maßlos“, bemerkte Alistair an seinen Freund gewandt, und seine Stimme klang gefährlich tief und leise. „Selbst wenn dir jegliches Schamgefühl abhandengekommen sein sollte, so hättest du zumindest bedenken können, welchen Kummer deine Anwesenheit Miss Oldridge bereiten muss.“
    „Ich bedenke es durchaus, Car“, versicherte ihm Seine Lordschaft, „und genau deswegen bin ich gekommen. Ich hätte mir längst eine Kugel durch den Kopf jagen oder mir die Kehle durchschneiden können, aber so dramatisch war ich ja noch nie veranlagt. Zudem kamen mir Zweifel, ob ich es mit der nötigen Eleganz vollbringen könnte. Wahrscheinlich würde ich es nur vermasseln ..."
    „Dir eine Kugel durch den Kopf jagen?“, fuhr Alistair dazwischen. „Wovon sprichst du eigentlich?“
    „Das weiß ich selbst nicht so genau“, bekannte Gordmor. „Aber es wäre mir noch unerträglicher, wenn es durch fremde Hand geschähe. Wenn wir unbedingt aufeinandertreffen müssen, Car, dann lass es uns besser ohne ...“
    „Aufeinandertreffen?“ Mirabel wandte sich zu Alistair um. „Sage mir jetzt bitte nicht, dass du ihn zum Duell herausgefordert hast!“
    „Ganz gewiss nicht“, beschwichtigte sie Alistair. „Er ist ein erbärmlicher Schütze und würde eher noch einen unbeteiligten Zuschauer erschießen, als mich zu treffen.“
    „Ein erbärmlicher Schütze?“, wiederholte Gordmor. „Ich bin ein ganz hervorragender ...“
    „Und um seine Fechtkunst ist es noch weitaus schlimmer bestellt“, fuhr Alistair fort.
    „Das meinst du auch nur deshalb, weil ich dich hin und wieder habe gewinnen lassen“, entgegnete Gordmor. „Aus Mitleid.“ Alistairs Augen verengten sich zu golden funkelnden Schlitzen. „Mitleid“, stieß er knurrend hervor. „Du meinst wohl wegen meiner Gebrechlichkeit.“
    „Du warst schon gebrechlich, lange bevor du dich von diesen Barbaren in Waterloo hast ankratzen lassen. Ich habe einen Großteil meines Lebens damit verbracht, ein Auge auf dich zu haben.“
    „Du hattest stets deshalb ein Auge auf mich, damit ich dich rechtzeitig retten käme“, konterte Alistair. „So ging das vom ersten Schultag an.“
    Gordmor wandte sich an Mirabel. „Ich habe längst aufgehört zu zählen, wie oft ich diesen Tölpel schon aus dieser oder jener misslichen Lage befreit habe. Das kleine blonde Mädchen ... wie hieß es doch gleich? Als wir in Eton waren. Die Tochter des Hausmeisters.“
    „Clara“, sagte Mirabel, die sich ganz genau an den Brief ihrer Tante erinnerte.
    „Clara.“ Gordmor nickte und deutete auf seine Nase. „Die war einmal vollkommen gerade - bis einer von Claras ungehobelten Verehrern sie mir gebrochen hat.“
    „Vor Verena hast du mich aber nicht gerettet“, trumpfte Alistair auf.
    „Ich habe dich gewarnt. Wie oft hatte ich dich gewarnt?“ Gordmor wandte sich abermals an Mirabel. „Was Frauen anbelangt, hat er nie auch nur ein bisschen Verstand erkennen lassen. Er sieht einfach nicht, was für jeden anderen, der seiner Sinne mächtig ist, ganz offensichtlich ist.“
    „Gordy, dürfte ich dich daran erinnern, dass du mit meiner zukünftigen Gemahlin sprichst?“, bemerkte Alistair pikiert.
    „Ich bezog mich keineswegs auf Miss Oldridge“, erwiderte Lord Gordmor. „Aber du hast mich so sehr aus der Fassung gebracht, dass ich kaum mehr klar denken kann. Doch ich erinnere mich vage, dass ich mit

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