Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
wieder den unbestimmbaren Duft wahr, den sie sich vielleicht doch nur einbildete. Nicht eingebildet hatte sie sich hingegen das plötzliche Pochen ihres Herzens und die verwirrende Vielfalt von Empfindungen, die sie mit einem Mal überkam, wobei Überraschung noch die harmloseste war.
    Sie hatte indes so eine Ahnung, was für Empfindungen das waren. Zwar war sie nun eine alte Jungfer, aber auch sie war einmal jung gewesen, und einige attraktive Männer hatten damals um ihre Aufmerksamkeit geworben - nicht alle waren dabei ohne Erfolg geblieben. Vielleicht wäre es besser für sie gewesen, wenn zumindest einer von ihnen kein Gehör gefunden hätte.
    Doch das war lange her, und sie hatte nun ein ganzes Jahrzehnt Zeit gehabt, es zu verwinden. Die Erinnerung an jene wunderbare Saison in London - und an William - schmerzte nicht mehr. Das hieß allerdings nicht, dass sie eine solche Erfahrung noch einmal zu machen wünschte. Denn sie war sich gewiss, dass jeder neuen Bindung dasselbe Ende beschieden wäre, und ihre masochistischen Neigungen hielten sich in Grenzen.
    Womit keineswegs angedeutet sein sollte, dass sie sich derzeit auch nur im Geringsten in Gefahr wähnte. Mr. Carsington wollte nur eines von der unmodischen und unordentlichen Mirabel Oldridge, und das war nicht ihr Geld und ganz sicher nicht sie selbst. Er wollte nur eine Information von ihr erlangen, die er mühelos auch ohne ihre Hilfe in Erfahrung bringen konnte.
    Mrs. Entwhistle riss sie aus ihren Überlegungen. „Du sagtest, dass Mr. Carsington sehr auf seine Kleidung bedacht sei.“ „Er würde sogar Beau Brummell in den Schatten stellen.“ Mirabel berichtete nun davon, wie er ihr inmitten des Eisregens erklärt hatte, er habe „nichts anzuziehen“.
    „Das erklärt natürlich einiges“, befand Mrs. Entwhistle. „Sie wissen ja, wie Dandys sind“, seufzte Mirabel. „Alles muss bis in das kleinste Detail so sein, wie es sein soll. Sie können sich kaum vorstellen, wie sehr er sich über mein Haar aufzuregen wusste. Seine Verstimmung schien die Luft vor Spannung förmlich aufzuladen. Schließlich sagte er mir ohne Umschweife, dass es ihn irritiere, wenn er mit ansehen müsse, wie meine Frisur sich auflöse.“
    „Dann bist du besser gerüstet, als dir bewusst zu sein scheint“, meinte Mrs. Entwhistle. „Du hast eine Schwachstelle bei deinem Gegner gefunden.“
    Mirabel schaute sie fragend an. „Was meinen Sie damit?“ „Ich rate dir zu einem Ablenkungsmanöver“, erwiderte ihre einstige Gouvernante. „Irritiere ihn.“

4. KAPITEL
    Eine Abendgesellschaft“, erwiderte Alistair mit regloser Miene.
    „Freitag. In drei Tagen. Verdammt kurzfristig, gebe ich gern zu.“ Während Sir Roger Talbot sprach, tat er sich zugleich an der schweren Kost gütlich, die Wilkersons Köchin den Gästen zukommen ließ.
    Die beiden Männer saßen in dem Speisezimmer, das Miss Oldridge vor nicht langer Zeit verlassen hatte.
    „Nichts Großes, wie Sie es gewohnt sind, möchte ich meinen“, fuhr der Baronet fort. „Habe ich meiner Gattin gleich gesagt. Auch, dass Sie Wichtigeres zu tun hätten. Aber Sie wissen ja, Frauen. Wenn die sich einmal was in den Kopf gesetzt haben ...“
    Alistair nickte verständnisvoll, während ihm Mirabels Prophezeiung durch den Kopf ging: Sir Roger Talbot und Captain Hughes ... werden Ihnen bald ihre Aufwartung machen und Sie zu sich nach Hause einladen ... Sie bei Tische hofieren ...
    Ihre Worte hatten ihn zwar zunächst beunruhigt, doch schließlich war Alistair zu dem Schluss gekommen, dass das von ihr entworfene Szenario doch höchst unwahrscheinlich war, wenn man bedachte, welch kühlen Empfang die Herren von Longledge Gordys Gesandtem zuvor bereitet hatten. Aus diesem Grund hatte Alistair vor seinem Eintreffen auch nur Mr. Oldridge angeschrieben und ihn in dem Brief zudem gebeten, mit Hinblick auf die Erfahrung des früheren Gesandten sein baldiges Kommen niemandem gegenüber zu erwähnen.
    Denn Alistair wusste, die Neuigkeit würde sich rasch genug verbreiten, wenn er erst einmal vor Ort war. Er hatte mit einem kühlen Empfang gerechnet und sich gar auf offene Anfeindungen gefasst gemacht. Ein Empfangskomitee hatte er nicht erwartet. Selbst nachdem Miss Oldridge ihm geschildert hatte, welches Ansehen er in den Augen der hiesigen Bevölkerung genoss, war er noch immer voller Hoffnung gewesen, dass sie maßlos übertrieb.
    Mit Widerständen hatte er gerechnet, und er kam für eine Auseinandersetzung bestens gewappnet. Er

Weitere Kostenlose Bücher