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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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sich beste Seide und gutes Schneiderhandwerk vortrefflich verschwenden ließen.
    Zu alledem kam noch ihre Frisur hinzu, über die besser geschwiegen werden sollte. Doch Alistair konnte seinen entsetzten Blick kaum davon abwenden.
    Ihre Zofe hatte einen strengen - und krummen - Scheitel mitten durch die rotgoldene Lockenpracht gegraben, das Haar zu beiden Seiten platt geglättet - dem Anschein nach mit einem heißen Kleidereisen -, es dann straff aus der Stirn gekämmt, am Hinterkopf geflochten und gedreht und zu einer Schnecke aufgesteckt. Ein Diadem aus Silbergeflecht - an einer Seite leicht eingedellt - war die Krönung all dessen.
    Erst gegen Ende des Abendessens gelang es Alistair, allmählich zu seinem inneren Gleichgewicht zurückzufinden. In Gedanken änderte er den Ausschnitt des grauen Kleides ab und schnitt die langen Ärmel so weit zurück, dass sie sich zu anmutigen Puffärmelchen raffen ließen, die gerade noch die Schultern bedeckten. Sehr zu seinem Missmut musste er seine vielversprechenden Bemühungen jedoch unterbrechen, da Lady Talbot wissen wollte, ob er schon in Chatsworth gewesen sei.
    Alistair wandte sich seiner Gastgeberin zu - die jünger wirkte und fast ebenso a la mode gekleidet war wie ihre verheiratete Tochter, die in Miss Oldridges Alter sein mochte - und musste eingestehen, dass er das Anwesen des Duke of Devonischere noch nicht besucht habe, das indes nur zehn Meilen nördlich von Matlock Bath gelegen war.
    „Aber sicher wollen Sie sich doch die Cascade anschauen“, meinte Lady Talbot daraufhin. „Eine lange Folge in den Fels gehauener Terrassen, die den Hang hinunterführen und über die das Wasser aus den oben auf dem Berg, jenseits der Baumgrenze gelegenen Seen nach unten fließt. Es ist wirklich ganz reizend gemacht und hat eine sehr wohltuende Wirkung auf die Nerven.“
    Von seinem Kammerdiener hatte Alistair unlängst erfahren, dass Lady Talbots Nerven berüchtigt waren und wie ein Fluch auf ihrem Gemahl lasteten.
    Miss Curry, zu Alistairs Rechten, bemerkte dazu, dass der Klang der Cascade sie immer so romantisch stimme, und warf ihm dabei einen verschämten Blick zu.
    „Es ist wie gesagt äußerst wohltuend, sich in die Betrachtung dieses Schauspiels zu versenken“, bekräftigte Lady Talbot. „Da Sie an künstlichen Wasserwegen interessiert sind, Mr. Carsington, könnte es reizvoll für Sie sein, die Cascade einer näheren Betrachtung zu unterziehen.“
    Captain Hughes, der zwischen Lady Talbot und Miss Oldridge saß, merkte an, dass der Entwurf dazu aus der Zeit von Queen Anne stamme.
    Der Marineoffizier war ein dunkelhaariger, schneidiger Mann um die vierzig, den die Friedenszeiten an Land gespült hatten. Anders als die meisten auf halben Sold gesetzten Marinekapitäne führte er ein behagliches und sorgloses Leben auf seinem Anwesen, das an jenes der Oldridges grenzte. Vielleicht erwog er sogar, seinen Besitz noch zu erweitern, denn Alistair fand, dass sein Betragen Miss Oldridge gegenüber doch etwas über das nachbarschaftlich Übliche hinausging.
    „Als Junge bin ich einmal dort gewesen“, begann der Captain zu erzählen. „Es war ein ungewöhnlich warmer Tag, und schon damals konnte ich dem Wasser nur schwer widerstehen. Und so zog ich mir Schuhe und Strümpfe aus, um hindurchwaten zu können. Doch ich hatte kaum angefangen, ein wenig herumzuplanschen, als die Erwachsenen es auch schon bemerkten und mich eilig zurückholten. Mir erscheint es noch immer grausam, ein Wasserspiel wie die Cascade zu bauen, dem kleine Jungen nur schwer widerstehen können, und ihnen dann zu verbieten, sich dort zu vergnügen.“
    „Aber eine wahrlich gute Vorbereitung auf das Erwachsenenleben“, befand Alistair, „in dessen Verlauf uns so vieles begegnet, das uns unwiderstehlich erscheint.“ Er ließ seinen Blick über die Ansammlung weiblicher Schönheit schweifen, die sich unweit von ihm zur Schau stellte.
    Seine Gastgeberin, die sich ihre Figur und ihre Reize bewahrt hatte, zeigte ein verhalten triumphierendes Lächeln, und die jungen Damen erröteten allesamt.
    Außer natürlich Miss Oldridge.
    Ohne von ihrem Teller aufzusehen, auf dem sie gerade damit beschäftigt war, ein Obsttörtchen zu zerteilen, bemerkte sie: „Wie ich gehört habe, können selbst erwachsene Männer nicht der Versuchung widerstehen, in den Kanälen zu baden und sich so den Blicken der Passagiere auf den vorbeifahrenden Booten preiszugeben - ganz zu schweigen von denen der Menschen an Land.“
    Alistair

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