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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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erstem Gesandtem zu sprechen, denn es wäre ihnen nicht im Traum eingefallen, einen solchen Termin selbst wahrzunehmen. Aber Sie hat mein Vater nicht nur um ein Treffen gebeten, sondern zudem noch zum Abendessen eingeladen. Er wollte Sie sogar dazu bewegen, über Nacht zu bleiben - und das, wo Papa doch praktisch das Leben eines Einsiedlers führt, der lieber mit Pflanzen als mit Menschen spricht. Sir Roger Talbot und Captain Hughes, die geselligere Naturen sind, werden Ihnen sicher bald ihre Aufwartung machen und Sie zu sich nach Hause einladen, damit Sie Gelegenheit haben, Haus und Hof, die Kinder, und dabei natürlich vor allem die Töchter, zu bewundern.“
    Während sie redete, versuchte sie, die Landkarten aufzurollen und zusammenzufalten, und sie zeigte dabei ebenso viel Geschick, wie ihre Zofe es bei ihrer Frisur bewiesen hatte. Sie wickelte die aufzurollenden Karten zu Kegeln und Spiralen zusammen und knickte die zu faltenden vorwärts und rückwärts und seitwärts, nur nicht so, wie sie gefaltet gehörten. Immer mehr verlor sie sich in einem wirren Geblätter aus raschelndem und reißendem Papier.
    Alistair trat einen Schritt vor, entwand die Karten behutsam ihrem festen Griff und faltete sie eine nach der anderen säuberlich zusammen. Dann legte er den ganzen Stapel ordentlich auf den Tisch und widerstand nur mit Mühe dem Impuls, ihr mit einer der Karten einen Klaps zu versetzen.
    Sie betrachtete die Landkarten und runzelte die Stirn. „Es war gar nicht schwer, sie zu öffnen“, meinte sie. „Aber als ich sie wieder Zusammenlegen wollte, schienen sie auf einmal ein Eigenleben zu entwickeln. Ich vermute, dass sie es nicht mögen, zusammengelegt zu werden, und es einer ganz besonderen Begabung bedarf, sie dennoch dazu zu bringen.“
    „Nein, es bedarf einfach nur der Logik“, erwiderte er. „Dann muss es sich um eine andere Art der Logik handeln als jene, die mir beigebracht wurde“, stellte sie fest. „Aber wenn ich mich recht erinnere, haben Sie ja in Oxford studiert. Hätte ich jemals die Gelegenheit gehabt, eine Universität zu besuchen, so wüsste ich wohl auch, wie man eine Landkarte zusammenlegt.“
    „Ich wünschte mir, man hätte mich in Oxford gelehrt, wie ich auf eine einfache Frage eine einfache Antwort bekomme“, meinte er hingegen.
    Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln - jenem Lächeln, das ihm gestern, bevor sie den Grund seines Kommens erfahren hatte, vergönnt gewesen war. Da sie ihn seitdem nur einer abgeschwächten Variante dieses Lächelns für würdig befunden hatte, traf es ihn nun völlig unerwartet, und sein Verstand verhielt sich in etwa so, als hätte sie ihm stattdessen einen Kricketschläger auf den Kopf gehauen.
    „Sie wollen, dass ich Ihnen verrate, warum es Lord Gordmors Gesandtem nicht gelungen ist, uns für den Kanal zu gewinnen“, stellte sie fest, griff nach ihrem Hut und raffte ihren Umhang zusammen.
    Alistair hingegen versuchte, rasch die letzten Reste seines Verstands zusammenzuraffen. „Uns hat er berichtet, dass niemand bereit war, mit ihm zu sprechen. Wo immer er vorstellig wurde, bekam er einen abschlägigen Bescheid und wurde gar nicht erst vorgelassen. Ja, ich wünsche mir durchaus, dass Sie es mir verraten, Miss Oldridge - zumal Sie ja behaupten, alle anderen würden von mir zu sehr beeindruckt sein, als dass sie mir die Wahrheit zu sagen wagten.“
    Sie warf sich den Umhang über die Schultern. „Ich werde es Ihnen ganz bestimmt nicht verraten“, ließ sie ihn wissen. Mit einer energischen Bewegung stülpte sie sich ihren Hut auf und schnürte hastig die Bänder zusammen. „Ihnen ist bereits jeder nur erdenkliche Vorteil gegeben. Alle werden Sie hofieren und sich bei Ihnen einschmeicheln wollen. Meiner Einschätzung nach haben Sie nicht den geringsten Widerstand zu erwarten. Die Situation ist somit hoffnungslos genug - auch ohne dass ich Ihnen meinen einzigen Trumpf in die Hände spielen müsste. Guten Tag, Mr. Carsington.“
    Geschwind nahm sie den Stapel Landkarten vom Tisch und rauschte aus dem Zimmer, wo sie einen verärgerten und verwirrten Alistair zurückließ, dem nichts weiter zu tun blieb, als ihr hinterherzuschauen, wie sie davoneilte mit ihrem unförmigen Umhang und dem schief auf dem Kopf sitzenden Hut. Ihre von ihm mit einem einzigen kurzen Kennerblick als formvollendet befundene Kehrseite jedoch wiegte sich wundervoll im Takt ihrer schwungvollen Schritte.
    Es wäre Mr. Carsington vielleicht ein Trost gewesen, hätte er

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