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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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seines Blatts einigermaßen sicher fühlte. Selbst wenn Lange einen Drilling hatte, würde Sören Christer die Runde gewinnen.
    Es landeten weitere zwanzig Streichhölzer in der Tischmitte, ehe Sören Christer sehen wollte. Er wagte es trotz seiner guten Karten nicht, die Sache noch weiter zu treiben.
    Lange hatte keinen Drilling, sondern ein Full House.
    Breit grinsend strich er den Gewinn ein und blickte zufrieden in die Runde. Mehrere am Tisch klatschten. Sören Christer bezweifelte keine Sekunde, bei wem die Sympathien der anderen Jungen lagen. Er strich sich die Schweißtropfen aus der Stirn. Die Situation hatte sich grundlegend verändert, jeder von ihnen hatte nun ungefähr gleich viele Hölzer vor sich liegen. Sie spielten bereits seit mehr als einer Stunde. Schon in der folgenden Runde schnellten die Einsätze rasch in die Höhe. Jeder überbot den anderen. Sören Christer hatte vier Karten weggelegt und nur eine behalten, einen König. Er machte sich keine großen Hoffnungen, noch ein gutes Blatt zu bekommen. Aber als er die Karten aufnahm, sah er, dass er drei Könige auf der Hand hatte. Ein gutes Blatt, aber nicht so gut wie das, mit dem er eben erst verloren hatte.
    Wenn er setzte, ging Lange jedesmal schnell mit. Zu schnell, dachte Sören Christer. Es war unübersehbar, dass Lange gute Karten hatte. Aber nachdem Sören Christer nochmals vorsichtig höher gegangen war, blieb Lange einige Zeit sitzen, ohne sich entscheiden zu können, und rutschte unruhig hin und her.
    Schließlich legte er die Karten auf den Tisch und sagte:
    »Herr Bjerre, uns rennt die Zeit davon. In fünf Minuten schließen die Wärter den Raum ab. Ich glaube, es wird Zeit alles zu setzen.«
    Sören Christer sah Lange alle Streichhölzer in die Tischmitte schieben. Die Blicke der Anwesenden wandten sich daraufhin ihm zu, ausgenommen der von Rothstein, der unverzüglich Langes Hölzer zu zählen begann.
    Es herrschte vollkommene Stille am Tisch, und Sören Christer meinte zu hören, dass seine Atemzüge im Raum widerhallten. Er roch den Kaffeeduft, der zum offenen Fenster hereinzog und wahrscheinlich aus dem Zimmer des Wachpersonals eine Etage tiefer stammte.
    Drei Könige, dachte er. Drei Könige. Ein gutes Blatt, aber schlechter als das vorige.
    Er streckte sich und hörte seine Schultergelenke knacken.
    »Herr Lange setzt achtundvierzig Streichhölzer«, verkündete Rothstein. »Auf dem Tisch liegen neunundachtzig Hölzer. Sie, Herr Bjerre, haben mit anderen Worten dreiundsechzig Streichhölzer. Wollen Sie diese nun setzen?«
    Eine langgezogene Stille, nur Langes leises Trommeln auf den Tisch war zu hören. Sören Christer blieb stumm und spürte Hitze in seinem Körper aufwallen.
    Drei Könige. Drei Könige. Herzkönig, Pikkönig und Karokönig.
    »Herr Bjerre?«, sagte Rothstein und sah auf die Uhr. »Ich möchte nicht drängen, aber wenn Sie setzen wollen, sollten Sie sich bald entscheiden. Sonst muss die Partie nächste Woche beendet werden. In wenigen Minuten schließen die Wärter ab.«
    »Ich setze«, sagte Sören Christer und schob all seine Streichhölzer in die Tischmitte.
    Lange wirkte zufrieden. Rothstein sortierte fünfzehn Hölzer aus Sören Christers Einsatz aus. Auch wenn er verlor, würde er also fünfzehn Streichhölzer übrig behalten. Schlimmstenfalls hatte er demnach in ein paar Sekunden Spielschulden in Höhe von achthundertfünfzig Mark. Er atmete tief durch.
    Nun waren die Blicke aller wieder auf Lange gerichtet.
    Sören Christer wollte sehen.
    Er sah Langes Grinsen, und sein Körper gefror zu Eis. Es war ein Lächeln, das unverhohlen zeigte, welch gutes Blatt Lange hatte. Letztes Mal war es ein Full House gewesen. Was hatte er diesmal auf der Hand?
    Lange schien es nicht eilig zu haben, lehnte sich dann jedoch vor, hob seine Karten vom Tisch auf und warf noch einen Blick auf sie. Dann legte er sie auf den Tisch. Die Jungen ringsum beugten sich vor, um sie sehen zu können.
    »Drei Buben«, verkündete Rothstein und wandte sich Sören Christer zu.
    Lange lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sören Christer spürte, dass seine Lunge endlich wieder frische Luft bekam. Lange hatte drei Buben aufgedeckt. Sören Christer ließ sich Zeit, warf aber schließlich seine Karten auf den Tisch. Ein Raunen ging durch den Raum.
    »Drei Könige«, sagte Rothstein mit sachlicher Stimme. »Damit hat Herr Bjerre gewonnen.«
    Kein Applaus, nur vollkommene Stille.
    Sören Christer sah Lange an. Dieser

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