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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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menschenleer. Die wenigen Patienten, die sich bereits eingefunden hatten, saßen in einer Ecke zusammen. Er überlegte, ob er zurückgehen und später wiederkommen sollte. Doch als er sich umwandte, sah er Lange auf sich zukommen.
    »Ah, Bjerre. My friend. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir.«
    Sören Christer nickte und folgte ihm. Sie ließen sich in einer verwaisten Ecke des Raums nieder. Lange zeigte auf einen Stuhl und setzte sich anschließend gegenüber. Sören Christer lächelte und nahm Platz.
    »Schön, dass Sie kommen konnten«, sagte Lange und lächelte breit.
    Sören Christer fragte sich, ob Lange sich über ihn lustig machen wollte. Aus seinem Mund klang es, als hätten sie sich in einem Restaurant verabredet und nicht an der Essensausgabe einer Anstalt, in der sie beide eingesperrt waren. Ihm fiel auf, wie klein Lange war, kaum ein Meter siebzig groß und mit schmalen Armen und Beinen. Sören Christers erster Eindruck von ihm war ganz anders gewesen.
    »Wir müssen uns das Essen nicht selber holen gehen«, erklärte Lange mit gebieterischer Stimme. »Bergmann wird unsere Bestellung aufnehmen.«
    »Sie haben einen eigenen Diener?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass man hier Bedienstete haben kann.«
    »Hier kann man alles haben, was man will, Bjerre. Vorausgesetzt, man kann es sich leisten.«
    Sören Christer biss sich auf die Lippe.
    »Natürlich«, sagte er.
    Der kleine Bergmann, ein ganz und gar durchsichtiger Junge, trat zu ihrem Tisch. Sein Teint war milchig weiß, und man sah noch die dünnen blauen Adern an den Schläfen, die so typisch für anämische Kleinkinder sind. Sören Christer erschien es undenkbar, dass er schon in der Pubertät war.
    »Ich nehme ein Stück Braten und Knödel. Die Sauce bitte wie üblich daneben. Und ein Bier. Aber diesmal kalt, Bergmann. Nicht wie letztes Mal.«
    Bergmann nickte ernst und wandte sich Sören Christer zu.
    »Ich nehme das Gleiche.«
    Bergmann verneigte sich tief und entfernte sich.
    »Idiot«, sagte Lange, noch ehe der kleine Junge außer Hörweite war.
    Sören Christer nickte und lächelte.
    »Ein Diener kann für vieles gut sein, Bjerre. Für mehr, als die meisten Leute ahnen. Wollen Sie auch einen?«
    »Aber ja, und ob.«
    Lange lächelte und breitete die Arme aus.
    »Sicher«, sagte er. »Natürlich wollen Sie einen.«
    Dann lehnte er sich zu Sören Christer vor.
    »Wir könnten um ihn spielen.«
    »Um wen? Sie meinen Bergmann?«
    »Ja, um wen sonst?«
    Sören Christer lächelte unsicher.
    »Sie verstehen schon«, meinte Lange und lehnte sich vor. »Es ist ganz einfach. Wir nehmen ihn als Einsatz.«
    »Und … was ist mein Einsatz?«
    »Tja, was ist er Ihnen denn wert?«
    Sören Christer verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, gab sich jedoch alle Mühe, so zu tun, als überdächte er den Vorschlag.
    »Geld, nehme ich an?«
    »Ja, warum nicht?«, sagte Lange.
    Sie wurden von Bergmann unterbrochen, der das Essen servierte. Als es auf dem Tisch stand, wedelte Lange ihn gleich wieder ungeduldig fort. Der Junge ging und setzte sich auf einen weiter entfernt stehenden Stuhl. Aber bevor Lange den ersten Bissen zum Mund führte, räusperte er sich, und binnen einer Sekunde hatte der kleine Junge eine Serviette hervorgeholt und in Langes Kragen gesteckt.
    »Verzeihung«, murmelte er und entfernte sich ebenso schnell wieder.
    »Lassen Sie es sich schmecken«, sagte Lange in einem Ton, als würde er zum Besten einladen, was das Haus zu bieten hatte.
    Sören Christer nickte und hob die Gabel. Die gleiche Pampe wie immer, dachte er, bemühte sich jedoch, zu kauen und zu schlucken wie bei einem Besuch in einem wirklich vornehmen Restaurant.
    »Verzeihen Sie meine Neugier«, sagte er schließlich.
    »Ja?«
    »Ich frage mich nur, ganz unter uns, wozu man diesen … Diener benutzen kann.«
    »Wie gesagt, das bestimmen Sie.«
    »Sicher, ich verstehe. Aber meine Neugier gilt eher der Frage, wozu Sie ihn benutzen.«
    Lange lachte laut und schallend, so schallend, dass er seinen Stuhl ein Stück vom Tisch zurückschieben musste, um genügend Platz zu haben.
    »Sie machen mir Spaß«, sagte er, als er den Stuhl wieder heranrückte und einen weiteren Bissen aß.
    »Verzeihen Sie mir«, sagte Sören Christer, »das war …«
    »Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen. Erinnern Sie sich an den kleinen Idioten, der heute eine Ihrer Zigaretten stibitzen wollte?«
    »Der

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