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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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saß regungslos und mit verschränkten Armen am Tisch und zeigte keine Reaktion.
    »Ich darf Ihnen gratulieren«, sagte er schließlich.
    Die Spannung im Raum löste sich. Einige der Jungen flüsterten untereinander.
    Lange zog Bergmann, der hinter ihm stand, zu sich heran und stieß ihn in Sören Christers Richtung.
    »Hier ist Ihr Gewinn. Viel Spaß damit . «
    Sören Christer nickte und wollte aufstehen, aber Lange machte eine Handbewegung und bat ihn, sich wieder zu setzen. Sören Christer zögerte.
    »Wir sind doch Gentlemen«, sagte Lange und lächelte. »Stimmt’s?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Sören Christer mit einem gewissen Zögern in der Stimme und setzte sich.
    »Und laut Gentlemen’s Agreement wird einem immer die Möglichkeit gegeben, seinen Einsatz zurückzugewinnen.«
    »Das ist richtig.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir jeder eine Karte ziehen und den Einsatz verdoppeln? Hopp oder topp. Noch einmal tausend Mark Einsatz. Die höchste Karte gewinnt. Was sagen Sie dazu?«
    Sören Christer antwortete blitzschnell.
    »Es ist eine Ehrensache, ein weiteres Mal zu spielen. Aber Karten ziehen kommt für mich nicht in Frage. Dabei geht es um Glück, nicht um Geschicklichkeit.«
    Er sah, wie sich Langes Miene verfinsterte und er seine Augenbrauen hochzog und den Mund zukniff. Wieder herrschte vollkommene Stille am Tisch. Dann lachte Lange plötzlich los. Es begann als leises, fast grollendes Kichern, das in wieherndes Gelächter überging. Sein Lachen übertrug sich auf die Runde, und alle stimmten ein. Nur Rothstein und Sören Christer blieben stumm.
    Schließlich beruhigte sich Lange wieder und wischte sich etwas Speichel aus dem Mundwinkel.
    »Ich wusste, dass Sie ein intelligenter Mensch sind«, sagte er. »Mein erster Eindruck bestätigt sich immer. Habe ich Ihnen nicht gesagt, Rothstein, dass dieser Schwede ein intelligenter Mann ist?«
    Rothstein nickte.
    »Ich gehe davon aus«, fuhr Lange fort, »Ihnen in zwei Wochen bei einer weiteren Partie mit den gleichen Einsätzen zu begegnen.«
    »Zweifellos.«
    Im gleichen Moment wurde die Tür geöffnet, und zwei Wärter traten ein. Sören Christer sah Kling an den Tisch treten. Rothstein sammelte die Karten ein, und Lange stand auf. Er ging zu Sören Christer und klopfte ihm auf die Schulter. Zum ersten Mal an diesem Abend lachte auch Sören Christer. Zwei Schritte hinter ihm trottete der kleine Bergmann mit gesenktem Kopf.
    Als Sören Christer im Bett lag, war er immer noch außer Atem. Er wälzte sich hin und her und hörte sein Herz pochen. Nie zuvor hatte er eine Situation erlebt, die so viel Adrenalin in seinem Körper freigesetzt hatte. Jetzt, hinterher, schien er keine Ruhe finden zu können. Er war gleichermaßen euphorisch und vor Schreck wie gelähmt.
    Er sah zum Fenster. Draußen war es abgesehen von einem kleinen Areal in unmittelbarer Nähe der einsamen Straßenlaterne am Haupteingang stockfinster. Er stand auf und ging zum Fenster, um die Uhr so zu drehen, dass genügend Licht auf sie fiel. Es war kurz vor zwölf. Er wunderte sich, dass es nicht später war, er hatte das Gefühl, sich schon seit Stunden herumzuwälzen. Er kehrte ins Bett zurück. Es war verboten, nach Beginn der Nachtruhe Kerzen anzuzünden, und der Strom im Haus war abgestellt. Er hatte das Gefühl, sich in bodenloser Dunkelheit zu befinden.
    Er schloss die Augen, hoffte, endlich zur Ruhe zu kommen, und versuchte langsamer und tiefer zu atmen. Wenn er doch nur den Gedanken an Lange loswerden könnte. Für ein Duell dieser Art war er irgendwie noch nicht reif. Er hatte zwar die erste Runde gewonnen, aber es beunruhigte ihn, dass er nicht wusste, über wie viele Runden der Kampf gehen würde.
    Zwei Wochen blieben ihm, sich seinen nächsten Schritt zu überlegen. In zwei Wochen würden sie eine neue Partie spielen, das war bereits abgesprochen worden und ließ sich nicht mehr absagen. Das Einzige, was er setzen konnte, war Bergmann, aber er war sich fast sicher, dass Lange diesen Einsatz nicht akzeptieren würde. Sören Christer hegte den Verdacht, dass Lange absichtlich verloren hatte wie damals, als er sich seines vorherigen Dieners entledigen wollte.
    Ganz gleich, wie er es drehte und wendete, es wollte ihm nicht gelingen, sich zu entspannen. Zwei Wochen. In seinem Kopf schien die Galgenfrist bereits abzulaufen. Auch wenn er es sich mit aller Macht einzureden versuchte, konnte er einfach nicht glauben, dass er beim nächsten Mal wieder so viel Glück haben würde.

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