Ein unversoehnliches Herz
Das klappt nie und nimmer .
Plötzlich hörte er, dass jemand vor der Tür stand. Denn das war doch das Klirren von Schlüsseln, was er da hörte? Er setzte sich in seinem Bett auf und hörte es im Schloss rasseln. Er schaute sich um, suchte nach einem Fluchtweg. Wer mochte das mitten in der Nacht sein? Er rutschte in die Ecke und zog die Decke enger um sich.
Die Tür ging auf, und Kling betrat den Raum.
Er hielt eine baumelnde Laterne vor sich, durch die das Zimmer von wogendem Licht erhellt wurde.
»Ich gratuliere, Herr Bjerre.«
Sören Christer zog die Decke an sich.
»Schauen Sie nicht so besorgt«, sagte Kling. »Ich bin hier, um Ihnen Ihren Preis zu übergeben.«
Daraufhin drehte er sich um und verließ den Raum. Unmittelbar darauf hörte man, wie er die Tür verriegelte.
Zurück blieb, mitten im Zimmer, Bergmann.
Lange rührte er sich nicht vom Fleck, als wartete er darauf, dass Sören Christer ihn ansprach, aber der wusste nicht, was er zu dem kleinen Jungen sagen sollte. Das Mondlicht war gerade hell genug, um erkennen zu können, dass es Bergmann war.
Dann zog der Junge sich aus und blieb anschließend nackt, aber ebenso regungslos wie zuvor, stehen. Sören Christer betrachtete ihn lange wortlos. Er begriff nicht. Als er Bergmann betrachtete, fiel ihm auf, dass der kleine Junge kein einziges Haar am Körper hatte.
»Was tun Sie denn da, Bergmann?«
»Ich bin Ihr Diener.«
»Ja, aber warum ziehen Sie sich aus?«
»Wollen Sie das nicht?«
»Ich verstehe nicht, warum Sie hier sind. Wie sind Sie hergekommen?«
»Kling hat gesagt, dass ich zu Ihnen gehen soll.«
»Aber warum?«
»So hat es Herr Lange immer gehalten. Jeden Abend um zwölf ließ er mich rufen.«
»Aber ich habe doch gar nicht nach Ihnen gerufen.«
»Verzeihung.«
Es wurde still, und Sören Christer sah, dass Bergmann nun dastand, als würde er frieren. Es war zwar nicht kalt im Zimmer, aber seine dünnen Beine schlotterten, und er hatte die Arme um sich geschlungen, als versuchte er sich so zu wärmen.
Sören Christer seufzte und schlug die Decke zurück.
»Na schön, dann komm und leg dich hin.«
Bergmann schien kurz zu zögern. Dann legte er sich mit dem Rücken zu Sören Christer an den äußersten Rand des Betts.
»Mögen Sie mich nicht, Herr Bjerre?«
»Ich habe im Grunde nichts gegen Sie. Ich habe tausend Mark gesetzt, um Sie beim Kartenspiel zu gewinnen, nicht wahr?«
»Das stimmt.«
Sören Christer legte eine Hand auf Bergmanns Schulter.
»Frieren Sie?«
Der kleine Junge nickte und kauerte sich zusammen.
»Kommen Sie näher, dann kann ich meine Arme um Sie legen.«
Bergmann machte keine Anstalten, näher zu kommen, sodass Sören Christer ihn zu sich schob. Er strich mit der Hand über Bergmanns Arm, um ihn ein wenig zu wärmen. Anschließend zog er die Decke über sie beide. Ihm fiel auf, dass die Haare des Jungen frisch gewaschen waren. Sie duften gut, dachte er, überhaupt nicht wie dieser Seifengeruch, der ständig im Waschraum hängt.
»Ist es gut so?«
Bergmann nickte.
»Schön«, sagte Sören Christer. »Schön.«
Bis Sören Christer beim Kartenspiel Bergmann gewonnen hatte, waren ihm die Tage in Ahrweiler unerträglich lang vorgekommen. Jetzt hatte sich alles verändert. Die Stunden vergingen wie im Flug, und Sören Christer konnte an nichts anderes denken als den unausweichlich näher rückenden Tag, an dem er mit Lange wieder Karten spielen würde.
Er hatte versucht, die Pokerrunde zu verhindern, und erklärt, er habe schlechte Nachrichten aus der Heimat erhalten und müsse die Partie deshalb möglicherweise verschieben. Aber Lange hatte ihn nur ausgelacht.
»Wenn sich zu Hause etwas ereignet hat, ist das natürlich bedauerlich. Aber da du es von hier aus doch nicht ändern kannst, können wir genauso gut tun, als wäre nichts passiert. Stimmt’s?«
Sören Christer hatte mit den Schultern gezuckt und geantwortet, dass sie selbstverständlich weitermachen könnten wie geplant. Er hatte sich auf die Unterlippe gebissen und war wütend auf sich selbst gewesen, weil ihm keine bessere Ausrede eingefallen war.
Bergmann als Diener zu haben, erwies sich dagegen als praktisch. Seine Kleider wurden gewaschen, und das Zimmer war immer aufgeräumt. Wenn Sören Christer mit den anderen Ausgang hatte, blieb Bergmann im Haus und putzte. Jeden Abend gegen Mitternacht öffnete Kling die Tür und ließ Bergmann ins Zimmer. Es war schön, nicht allein liegen zu müssen, außerdem roch Bergmann gut. Eines
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