Ein unversoehnliches Herz
und die Köchin liefen herum, als würden sie ihn nicht bemerken. Erst da erkannte er, dass er nackt war. Außerdem spannte sein Gesicht von der eingetrockneten Schminke. Er bedeckte sich mit seinen Kleidern. Gleichzeitig hörte er ein Stockwerk höher jemanden das Haus betreten. Im selben Moment klingelte eine kleine Glocke. Die Haushälterin seufzte, wischte ihre Hände an der Schürze ab und ging auf die Treppe zu. Als sie an Sören Christer vorbeikam, sagte sie:
»Du kannst da reingehen und dich anziehen.«
Sie zeigte auf die Speisekammer.
Die Baronin kam erst gegen Abend in die Küche. Sören Christer hatte stundenlang unbeachtet auf seinem Schemel gesessen. Die Haushälterin und die Köchin hatten das Essen vorbereitet und waren beschäftigt gewesen.
»Es tut mir so leid, kleiner Prinz.«
Sie strich ihm über die Wange. Er zog sich von ihr zurück.
»Ich kann ja verstehen, dass du traurig bist«, sagte sie.
Sören Christer nickte, ohne sie anzusehen.
Sie beugte sich näher zu ihm und flüsterte:
»Aber er reist bestimmt bald wieder ab. Halt durch, dann sind du und ich bald wieder allein.«
»Ich weiß nicht …«
Sie seufzte.
»Das ist alles meine Schuld.«
»Ich bin nicht wütend auf dich«, sagte er und sah sie an. »Können wir irgendwohin gehen?«
Die Baronin schaute sich um und schüttelte den Kopf.
»Nein, wir müssen hier unten bleiben. Sonst würde er dich sehen.«
»Aber ich kann hier nicht bleiben.«
Er ließ mit resignierter Miene den Blick über die Küche schweifen.
»Nein, das verstehe ich. Aber wenn …«
Sie verstummte und sah weg.
»Wenn was?«
»Nein, das kann ich nicht von dir verlangen, kleiner Prinz.«
»Ich würde alles für dich tun.«
»Hör auf! Es geht nicht.«
Sie stand auf, aber er hielt sie fest, um ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte.
»Doch, erzähl mir, was du sagen wolltest.«
Am Ende setzte sie sich wieder hin.
»Aber du musst mir versprechen, dass du nicht wütend auf mich wirst.«
Er nickte und umarmte sie. So blieben sie eine ganze Weile sitzen. Sie streichelte sachte seine Hand.
»Wenn du«, begann sie langsam, »hierbleibst, aber einen Diener spielst, kann ich dich in die obere Etage rufen. Dann brauchst du nicht hier unten zu bleiben. Verstehst du?«
Sören Christer schüttelte den Kopf.
»Aber Dummerchen, das wäre doch die Lösung für alles. Du musst nur eine Rolle spielen. Nur du und ich wissen davon. Mein Mann wird glauben, dass du der neue Diener bist, und wenn er abgereist ist, nimmst du wieder seinen Platz ein.«
»Du meinst, ich soll einen … Diener spielen?«
»Ja.«
Sie legte ihre Hände um sein Gesicht.
»Schau nicht so traurig, kleiner Prinz. Wir tun doch nur so. Du bist kein Angestellter. Aber er wird es glauben.«
»Soll ich euch da oben das Essen servieren?«
»Ja, aber nicht wirklich, begreifst du nicht? Es ist ein Spiel.«
Sie wandte sich zur Haushälterin um.
»Helga, sehen Sie zu, dass Sie ihm etwas zum Anziehen besorgen. Er wird eine Weile Diener bei uns sein.«
Die Haushälterin nickte teilnahmslos und ging davon. Die Baronin wandte sich wieder Sören Christer zu und lachte.
»Siehst du! Ein Spiel.«
»Aber ich weiß nicht, was man tun muss.«
»Oh, das spielt keine Rolle. Du bist es doch gewohnt, Diener zu haben, stimmt’s? Also ahmst du einfach nach, was sie immer tun. Doris wird dir helfen.«
»Ich …«
»Mir zuliebe, kleiner Prinz. Kannst du das nicht tun? Wahrscheinlich fährt er morgen schon wieder weg.«
Am Ende nickte Sören Christer.
»Dir zuliebe«, sagte er.
»Ah, da kommt Helga. Ich muss jetzt wieder hoch. Bis bald, mein kleiner, kleiner Augenstern.«
Die Baronin verschwand schnell die Treppe hinauf, und Helga kam an dem Schemel vorbei, auf dem Sören Christer saß. Sie warf ihm die Kleider zu und kehrte zum Herd zurück.
Die kleine Glocke schrillte. Sören Christer saß in seiner Dienerlivree da, aber die Bedeutung des Klingelns wurde ihm erst bewusst, als die Haushälterin ihn rief.
»Jetzt sitz da nicht einfach herum! Hörst du nicht, dass es klingelt?«
»Klingelt?«, sagte Sören Christer.
»Ja, die Herrschaften wollen etwas von dir, das ist doch nicht schwer zu kapieren.«
Sören Christer stand auf, rührte sich aber nicht von der Stelle. Die Haushälterin kam zu ihm und schlug mit dem Handtuch nach ihm.
»Kapierst du nicht, du sollst hochkommen! Sitz hier nicht wie ein Sandsack herum, wenn es klingelt!«
Sören Christer ging auf die Treppentür zu. Er drehte sich noch
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