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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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einmal um, aber die anderen waren schon wieder beschäftigt. Er war ein paar Schritte weitergegangen, als er die Klingel erneut schrillen hörte. Er ging zum oberen Salon und klopfte an die Tür. Als er eintrat, sah er Herrn von Dreis in einem Sessel sitzend Zeitung lesen. Er war ein stark übergewichtiger Mann mit pockennarbiger Haut und einem grauen Schnurrbart. Er blickte nicht auf und sagte:
    »Charlotte, wer ist denn das?«
    Die Baronin saß an ihrem Schminktisch und legte Ohrringe an. Auch sie wandte sich nicht um.
    »Das ist der neue Diener, von dem ich dir erzählt habe, Liebling.«
    »Ein neuer Diener. Was ist denn aus dem alten geworden?«
    Die Baronin lachte. Dann stand sie auf und ging zu ihrem Mann. Sie schob die Zeitung weg und setzte sich auf seinen Schoß.
    »Du bist ein hoffnungsloser Fall. Den alten hast du doch entlassen, bevor du nach Berlin gefahren bist.«
    »Ach.«
    Sie küsste ihn auf den Mund, und er lachte, griff ihr an den Po, versetzte ihr einen Klaps und zog sie näher an sich heran. Sie lachte noch lauter.
    Sören Christer blieb am Türpfosten stehen und versuchte wegzusehen. Das Lachen der Baronin klang verändert. Es war plötzlich so schrill und unpersönlich. Aus heiterem Himmel donnerte von Dreis:
    »Willst du da bloß herumstehen?«
    »Verzeihung?«, sagte Sören Christer.
    »Willst du etwa auch gefeuert werden?«
    »Ich …«
    »Wo ist meine Aktentasche? Ich habe geklingelt, weil ich meine Tasche haben will.«
    »Ich wusste nicht …«
    »Idiot!«
    Die Baronin beschwichtigte ihren Mann.
    »Schrei doch nicht so, Liebling.«
    Sie wandte sich Sören Christer zu.
    »Die Aktentasche des Herrn Baron steht sicher unten im Flur. Er braucht sie.«
    »Ja, gnädige Frau«, sagte Sören Christer und machte kehrt, um sie zu holen.
    Ehe er die Tür schloss, hörte er von Dreis lauthals lachen:
    »Der unbeholfenste Diener, den ich je gesehen habe. Wo findest du die eigentlich immer?«
    Sören Christer lief die Treppe hinunter und wurde an ihrem unteren Ende vom Chauffeur empfangen, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Sören Christer wollte ihn fragen, ob er die Tasche gesehen hatte.
    »Was zum Teufel tust du da?«, fauchte der Fahrer mit einem Zahnstocher im Mund.
    »Verzeihung?«
    Der Fahrer stierte Sören Christer an.
    »Die Bediensteten nehmen nie die große Treppe, sondern immer die kleine, die hintenherum geht.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Dann sieh zu, dass du es lernst. Beim nächsten Mal melde ich dich den Herrschaften.«
    Sören Christer nickte und senkte den Kopf. Er machte sich auf die Suche nach der Tasche, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. Er ging von Zimmer zu Zimmer. Keine Tasche. Er merkte, dass ihm der Schweiß in Strömen herablief. Sie haben doch gesagt, die Tasche wäre hier! Er rief nach dem Fahrer, der doch wissen müsste, wo sie war. Er lief durch den Flur zurück, aber es war kein Mensch zu sehen. Wo zum Teufel ist nur diese Tasche?
    Auf einmal hatte er das Gefühl, dass ihm die Luft wegblieb. Er rutschte an der Wand entlang zu Boden. Zum Teufel mit der Tasche, dachte er, zum Teufel mit allem. Dann hörte er ein Geräusch. Pst. Er schaute sich um, konnte aber niemanden entdecken. Dann ertönte das Geräusch noch einmal. Er sah, dass die Tür zur Treppe offen stand. Das Hausmädchen Doris stand mit der Tasche vor ihm.
    »Hier ist die Tasche, nach der Sie suchen«, sagte sie und reichte sie ihm.
    »Danke«, sagte Sören Christer.
    »Sie müssen vorsichtig sein.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Sie müssen vorsichtig sein. Das ist kein Spiel.«
    Sören Christer nickte. Er begriff nicht, was sie ihm sagen wollte, aber ehe er sie fragen konnte, hatte sie die Tür auch schon wieder geschlossen. Er hörte ihre trippelnden Schritte auf der anderen Seite.
    Als er zum Schlafzimmer zurückkehrte, war die Baronin allein. Sören Christer schaute sich um, konnte ihren Mann jedoch nicht entdecken. Sie saß wieder am Schminktisch. Als sie ihn sah, stand sie auf, schaute sich um und winkte ihn zu sich.
    »Bald wird alles leichter werden«, sage sie und küsste ihn.
    Er stand stocksteif und hatte das Gefühl, am ganzen Körper zu frieren. Sie nahm ihm die Tasche ab und stellte sie auf den Fußboden. Dann küsste sie ihn auf den Mund und schob eine Hand unter sein Hemd.
    Er schluckte schwer, aber sein Körper blieb starr. Er begriff nicht, was sie ihm sagen wollte.
    »Ich …«
    »Küss mich einfach«, unterbrach sie ihn, packte seinen Nacken und presste sein Gesicht auf

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