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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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dich … Königin nennen?«
    Die Baronin lachte so, dass sie fast vom Bett fiel. Dann füllte sie die Gläser wieder auf. Sie wurden vom Hausmädchen unterbrochen, das ihnen mitteilte, das Abendessen sei serviert. Die Baronin wedelte sie mit einer Handbewegung fort, lehnte sich vor und flüsterte Sören Christer zu:
    »Sie sieht gar nicht mal schlecht aus, die kleine Doris. Aber ich glaube nicht, dass sie es schon einmal mit jemandem getrieben hat.«
    »Sie hat ein hübsches Gesicht«, erwiderte Sören Christer.
    »Oh ja! Aber sie hinkt. Die Ärmste.«
    Sie standen auf, und das Hausmädchen knickste, als sie an der Tür an ihm vorbeigingen.
    Beim Abendessen wurde jeder von ihnen von einem eigenen Diener umsorgt. Sobald Sören Christers Glas zur Neige ging, eilte er herbei und füllte es wieder auf. Der Alkohol machte sich allmählich als leichter und herrlicher Schwindel bemerkbar. Die Blicke der Baronin waren unablässig auf ihn gerichtet. Sie kicherte und gab vor zu erröten. Schließlich schnippte sie mit den Fingern und schob ihren Teller von sich.
    »Kaffee und Cognac nehmen wir im oberen Salon.«
    Sie stand auf und trat zu Sören Christer.
    »Du darfst mich eskortieren.«
    Sören Christer verneigte sich, und anschließend gingen sie Arm in Arm in den oberen Salon, wo sie sich auf einem Diwan niederließen. Das Hausmädchen brachte eine große Kiste mit kubanischen Zigarren. Sören Christer wählte eine aus, schnitt sie an und sog den Rauch ein. Tatsächlich hatte er erst einmal zuvor eine Zigarre geraucht. Jetzt erschien es ihm ganz selbstverständlich. Er legte seinen Kopf in den Schoß der Baronin, und sie strich ihm über die Haare und rauchte eine Zigarette mit dem längsten Mundstück, das Sören Christer jemals gesehen hatte.
    Nie hatte er sich geborgener gefühlt. Es war, als hätte er sein ganzes Leben hierauf gewartet. Er schloss die Augen, nahm die Aromen wahr, die an seinen Gaumen schlugen, und lauschte dem Feuer, das im Kamin prasselte. Er streifte seine Schuhe ab und hob erneut das Glas, um mit der Baronin anzustoßen.
    Sie flüsterte:
    »Kleiner Prinz.«
    Er entgegnete ebenfalls flüsternd:
    »Königin.«
    Nach dem Kaffee wollte die Baronin zum Schlafzimmer eskortiert werden. Dort angekommen, schloss sie die Tür hinter ihnen, setzte sich an den Schminktisch und zog Armband und Halskette aus.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie, küsste Sören Christer auf die Wange und huschte ins Badezimmer.
    Sören Christer schlenderte im Zimmer umher. Er schaute aus dem großen Fenster und betrachtete den Garten, der sich, so weit das Auge reichte, vor ihm ausbreitete. Er lächelte, drückte den Rücken durch und öffnete eine Tür, hinter der er die Kleiderkammer vermutete. Sie erinnerte eher an ein weiteres geräumiges Zimmer, in dem in mehreren Reihen Kleider hingen, von einfacheren Baumwollkostümen bis zu Ballkleidern aus mehreren Schichten raschelnden Seidenstoffs.
    Er öffnete eine der Kommoden und sah seidene Unterwäsche, die jemand gebügelt und gefaltet hatte, die nächste Schublade war voller nahtloser Strümpfe aus feinster Seide. Manche waren bestickt, die meisten jedoch unifarben, in dunklen wie hellen Farbtönen.
    Seine Hand strich behutsam über die Strümpfe. Sie waren so dünn und weich, dass ihm ein Schauer durch den Körper lief. Keiner von ihnen hatte jene hässliche Naht auf der Rückseite, die verriet, dass es sich um billigere Kleidungsstücke handelte, wie man sie bei einfacheren Leuten fand. Zwei Strümpfe unterschieden sich von den übrigen. Er begriff, dass sie aus Reyon waren, und führte sie an sein Gesicht. Sie dufteten wie etwas Fremdes. Nie zuvor hatte er Vergleichbares empfunden. Und in der nächsten Schublade lagen Strumpfbandhalter und Korsetts.
    Er strich mit der Hand über die Kleider. Seine Finger reagierten unmittelbar auf die verschiedenen Materialien. Und jedesmal verströmten sie Wohlgeruch, und er schloss die Augen, um selbst die winzigste Duftnuance nicht zu verpassen.
    Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
    »Sie sind schön, nicht wahr?«
    Er drehte sich um und sah die Baronin. Sie lächelte, wenn auch anders als zuvor. Sören Christer fand, dass sie auf einmal sehr ernst wirkte, als sie mit der Hand durch ihre Haare strich und sie auf die Schultern fallen ließ. Sören Christer fand sie unbeschreiblich schön.
    »Ich habe noch nie so schöne Kleider gesehen.«
    Die Baronin lachte kurz auf. Es klang dennoch warm, dachte Sören Christer, nicht

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