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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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lachte ein wenig und machte vorsichtig weiter.
    Dann küsste sie ihn in den Nacken und sagte:
    »Jetzt bist du fertig.«
    Er öffnete die Augen und betrachtete sich. Er schien zu einem Teil des schönen Rokokospiegels mit seinen vielen verschnörkelten Details geworden zu sein. Nie zuvor hatte er etwas so Vollendetes gesehen.
    »Nein, warte«, sagte sie mit bekümmerter Miene. »Es fehlt noch etwas.«
    Sie ging, kehrte aber sofort mit einer großen Perlenkette zurück, die sie ihm um den Hals legte.
    »Was sagst du?«
    »Ich bin … sprachlos.«
    »Mein Prinz.«
    Sie stellte sich zwischen ihn und den Spiegel.
    »Jetzt bin ich dran.«
    Sie zog ihr Nachthemd aus und legte sich nackt auf den Boden vor dem Spiegel, spreizte die Beine, steckte sich einen Finger in den Mund und führte ihn anschließend zu ihrem Geschlecht.
    »Ich will dich jetzt haben, kleiner Prinz.«
    Sören Christer wachte langsam auf. Er zuckte zusammen und fragte sich kurz, wo er war. Dann begriff er, dass er in Baronin von Dreis’ großem Bett lag. Es war Morgen. Er tastete mit der Hand hinter seinem Rücken, um sie zu berühren und zu sehen, ob sie schon wach war. Das Letzte, woran er sich vor dem Einschlafen erinnern konnte, war ihre Umarmung gewesen. Schließlich drehte er sich um und stellte fest, dass sie bereits aufgestanden war.
    Er sah sich nach einer Uhr um, fand jedoch keine. Licht strömte durch das große Fenster herein, und er streckte sich, gähnte und sank in die schönen Daunenkissen zurück. Niemals hatte er sich so befriedigt und geborgen gefühlt. Die Baronin behandelte ihn, wie es noch kein Erwachsener vor ihr getan hatte.
    Er fragte sich, ob man sich so fühlte, wenn man verliebt war.
    Er schloss die Augen und sah ihr Gesicht vor sich, ihr unbeschreiblich schönes Gesicht. Er konnte es kaum fassen, dass ein Muttermal wie das ihre auf ihrer rechten Schulter so vollendet sein konnte. Muttermale hatte er sonst immer grotesk und ekelerregend gefunden. Ihres machte sie nur noch schöner.
    Für ihre untere Zahnreihe galt das Gleiche. Normalerweise hätte es unattraktiv sein müssen, wenn die Zähne so eng standen. Nun aber sah er ihren Mund vor sich, und die Zahnreihe hätte seinem Empfinden nach nicht exquisiter sein können.
    Und dann ihr Duft. Nie hatte er ein so fantastisches Parfüm gerochen wie das ihre.
    Er meinte Schritte auf der Treppe zu hören und hob den Kopf vom Kissen. Nein, das hatte er sich wohl nur eingebildet. Er sank wieder zurück.
    Im nächsten Moment wurde die Tür zum Schlafzimmer mit Schwung aufgerissen. Baronin von Dreis lief ins Zimmer, zerrte an den Decken und begann, seine Kleider vom Fußboden aufzusammeln.
    »Was … was ist los?«
    Sie antwortete ihm nicht, vielleicht verstand Sören Christer aber auch nicht, was sie sagte. Es klang wie ein hysterisches Murmeln, gleichzeitig rannte sie weiter im Zimmer herum. Dann blieb sie plötzlich stehen und schrie ihn an:
    »Jetzt lieg da nicht herum! Du musst aufstehen! Beeil dich!«
    »Aber … warum?«
    Sie begann, ihn aus dem Bett zu zerren.
    »Mein Mann hat soeben das Haupttor passiert. Er kann jede Minute da sein. Beeil dich, sage ich!«
    Sören Christer schoss hoch und half ihr, seine Kleider aufzusammeln, während sie die Unterwäsche in der Kleiderkammer verstaute.
    »Großer Gott«, sagte sie und sackte auf dem Bett in sich zusammen. »Er wird mich umbringen.«
    Sören Christer setzte sich neben sie und legte einen Arm um sie. »Niemand wird dich umbringen. Das verspreche ich dir.«
    Sie wandte sich ihm zu und nahm sein Gesicht in ihre Hände. »Kleiner, schöner Prinz. Du verstehst doch, dass du dich in der unteren Etage verstecken musst, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Aber ich komme zu dir, sobald mein Mann eingeschlafen ist«, sagte sie tröstend. »Wenn er aus Berlin kommt, schläft er eigentlich immer gleich ein.«
    Sören Christer nickte nochmals.
    »Versprichst du mir, unten auf mich zu warten?«, sagte sie und hauchte einen Kuss auf seine Wange.
    »Ja, ich verspreche es.«
    »Jetzt beeil dich! Er kann jede Minute hier sein.«
    Er lief die Treppe hinab. Sie ermahnte ihn im Laufen, sich zu beeilen. Zweimal musste er stehenbleiben, um Strümpfe aufzuheben, die ihm heruntergefallen waren. Dann schob sie ihn auf die enge Personaltreppe, die zur Küche führte, und schloss die Tür hinter ihm. Er musste sich mit vorsichtigen Schritten durch den schmalen Gang vortasten.
    Als er in die Küche gelangt war, setzte er sich auf einen Schemel. Die Haushälterin

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