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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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ins Auto, und Amelie sprach weiter über von Ehrenwalls grauenvolle Anstalt, die aus gesunden Menschen kranke mache, dass sie gehört habe, was dort vorging, Poul sich aber nun der Sache annehmen werde und ihn auf Vårstavi erwarte, dass dies alles ihre Schuld sei, verzeih, verzeih, Sören Christer, aber wenn wir erst einmal wieder in Schweden sind , Vårstavi werde sein neues Zuhause sein, dort werde er sich wohlfühlen und es gut haben, das habe Poul ihr versprochen.
    Sören Christer saß genauso apathisch neben ihr wie vorher im Polizeiwagen. Dann drehte er sich um und warf einen letzten Blick auf die Anstalt. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er meinte einen Jungen zu sehen, der dem Wagen hinterherlief und wild mit den Armen fuchtelte, als würde er ihnen hinterherrufen und sie anflehen, mitkommen zu dürfen.
    Er hätte schwören können, dass es der kleine Bergmann war.

Lieber Bruder …
    Wenn ich nicht so ein gefühlloses Schwein wäre, würde ich jetzt einen Arm um dich legen und dich trösten. Deinen Verlust sehen, deine Tapferkeit bewundern. Dich in die Arme schließen und wärmen, dich trösten, wie man einem Kind Trost spendet. So wie ich Sören Christer hätte trösten müssen, als er so viel durchmachen musste.
    Ich ließ ihn im Stich, wie du Gunhild niemals im Stich gelassen hättest.
    Du bist immer an ihrer Seite gewesen. Manchmal habe ich mich gefragt, ob meine Unfähigkeit, Sören Christer Liebe zu geben, nicht daher rührte, dass ich so viel von mir selbst in ihm entdeckte. Die Wesenszüge, die ich an mir selbst immer gehasst habe.
    Du warst nicht überrascht, als Amelie sich meldete und fragte, ob er nach seinem Ausbruch aus der Anstalt in Deutschland eventuell bei dir auf Vårstavi unterkommen könne. Vielleicht hast du sogar damit gerechnet, gefragt zu werden. Du hast sofort einen Plan für ihn aufgestellt. Als Erstes würde er den Militärdienst ableisten, um sich anschließend ernsthaft seinem Studium zu widmen. Du würdest das alles überwachen und ihn vor dem behüten, was in deinen Augen unzulängliche Diagnosen von unzureichend belesenen Psychiatern waren. Du hast den staatlichen Stellen geschrieben und sie davon überzeugt, ihn als Unteroffizier einzusetzen.
    Aber daraus wurde natürlich nichts. Wenig später stand er schon vor dir, triumphierend seinen Freistellungsbescheid schwenkend. Ein schwaches Herz, hatte der Arzt geschrieben. Was für ein Witz! Ausgerechnet er, der freiwillig noch nie etwas geschleppt hatte.
    Also musstest du eine neue Strategie entwickeln. Wieder eine Anstalt, dann noch eine. Es endete jedesmal damit, dass er nach Vårstavi zurückkehrte. Am Ende bist du zu dem unvermeidbaren Schluss gekommen: Sören Christers Rettung lag jenseits von Vårstavi und Schweden.
    Du hast alles für seine Abreise nach Australien organisiert, ich musste nur das nötige Geld beschaffen. Vaters Erbe war zwar aufgebraucht, dennoch zögerte ich keine Sekunde. Es gab kaum etwas, was ich nicht getan hätte, um mich dieser Bürde zu entledigen.
    Eins will ich dir sagen, Poul, du wärst ein wesentlich besserer Vater gewesen als ich. Ich frage mich, ob das nicht die größte Tragik deines Lebens sein wird, niemals ein kleines Lebewesen in den Händen gehalten zu halten, niemals die kleinen und weichen Nägel berührt, das erste Lallen und Lachen gehört, die stolpernden Schritte gesehen zu haben, auf Schürfwunden an Armen und Beinen gepustet, getröstet und die Tränen getrocknet zu haben.
    Nichts von all dem wirst du jemals erleben. Mir wurde dieses Geschenk zuteil, aber ich habe es weggeworfen.
    Verzeih mir, Poul. Verzeih mir, Sören Christer.
    Verzeih mir, Vater.
    Warum ist das so, Poul? Warum gefriere ich zu Eis, sobald ich einen freundlichen Gedanken in die Tat umzusetzen versuche?
    Ich habe solche Angst vor der Bösartigkeit in deinen Augen. Du musst mir glauben. Ich wage es einfach nicht, unverwandt in diese Kälte zu blicken, die ich nie verstanden habe. Dabei wollte ich doch nur, dass du mich magst.
    Jetzt bin ich frei. Ich bin frei von aller Bösartigkeit und denke, der arme Kerl, der arme, arme Kerl, mein Bruder. Du wirst weiterleben, bis nichts mehr bleibt als Erinnerungen. Nichts von dem, was du aufgebaut hast, wird wie von dir geplant weiterleben.
    Wir sind nichts als Staub, Poul, wir blühen nur für einen kurzen Moment und verschwinden dann.
    Was es verdient hat, aufgebaut zu werden, muss anschließend wieder abgerissen werden. Dein Haus wird eines Nachts wie eine

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