Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
Vom Netzwerk:
Wunderkerze lodern und bis auf den Grund niederbrennen. Fort damit, fort mit dem ganzen Mist. Nichts wird bleiben außer Asche und verblassten Erinnerungen, die am besten im ewigen Vergessen versenkt werden.
    Wenn wir tot sind, wird sich keiner mehr an uns erinnern. Du versuchst, dir deine eigene Bedeutung vorzugaukeln, weil du Angst hast, eines Tages zu verschwinden. Es wird dir nichts nützen. Du überlebst deshalb nicht besser, und nichts wird dich überleben. Wenn du fort bist, bleibt nichts zurück.
    Es spielt keine Rolle, wie viele Bücher du geschrieben hast, früher oder später liegen sie herum und verstauben und werden für einen Spottpreis in einem Antiquariat verhökert, werden makuliert.
    Wir werden alle abgeschrieben und in der ewigen Stille versenkt.
    Irgendwann erreicht jeder Mensch in seinem Leben einen Punkt, an dem es keinen Sinn mehr hat, dagegen anzukämpfen. Du siehst es in Gunhilds Augen.
    Der Tod, Poul, kommt als Befreier.
    Du brauchst dich nicht zu fürchten.

Ich möchte dich bitten, ihn an einen Ort zu schaffen,
    an dem er mit möglichst wenig Geld vegetieren kann.
    Sydney, 24. September 1925
    Fremantle, der wichtigste Hafen in Western Australia, war das Erste, was die Emigranten bei ihrer Ankunft auf dem neuen Kontinent erblickten. Vom Hafen aus sah man die Statue von Charles Fremantle, jenem englischen Admiral, der hier 1829 mit seinem Schiff HMS Challenger ankam, die Swan River Colony gründete und sich zum Besitzer des gesamten Territoriums ausrief. Hinter der Statue erblickte man zudem die Kalksteinfelsen, von denen die Stadt umsäumt wurde, und hinter diesen erstreckten sich endlose Sandebenen mit vereinzelt wachsenden Eukalyptusbäumen, die von den Soongar alljährlich im Spätsommer verfeuert wurden.
    Aber nur wenige Schiffspassagiere blieben lange in dem kleinen Küstenort an der Mündung des Swan River. Die meisten hatten es eilig, zur Provinzhauptstadt Perth einige Meilen nordöstlich zu kommen, oder gingen an Bord neuer Schiffe mit den Fahrtzielen Adelaide, Sydney oder Melbourne an der Ostseite der großen Insel.
    Von seinem Bürofenster in Sydney konnte der schwedische Generalkonsul Einar Lundquist die Schiffe anlegen sehen, von denen viele aus Fremantle kamen, wo sie sich vor der letzten Wegstrecke entlang der Südküste Australiens mit frischem Proviant versorgt hatten. Woche für Woche gingen neue hoffnungsvolle Menschen schwankenden Schrittes den Landungssteg im Hafen hinab, die meisten von ihnen stammten aus England und Irland, aber die Zahl der Einwanderer aus den skandinavischen Ländern nahm stetig zu.
    An der Aussicht gab es nichts zu mäkeln, mit der Einrichtung des Konsulats war Einar dagegen alles andere als zufrieden. Obwohl er seit mehr als einem Jahr in Sydney stationiert war, hatte er sein Arbeitszimmer immer noch nicht seinen Wünschen entsprechend einrichten können. Das Büro war primitiver ausgestattet als das Zimmer, in dem er in Moskau als Sachbearbeiter tätig gewesen war. Es gab immer etwas, das die Entscheidungen hinauszögerte, eine Zeit lang hatte es an der Finanzierung gelegen, und es war die Rede davon gewesen, dass dem Generalkonsulat noch nicht genügend Mittel zur Verfügung stünden. Als Nächstes trug man sich mit dem Gedanken, umzuziehen, woraufhin es natürlich erst recht keinen Grund gab, umzubauen.
    Folglich war ihm die triste Einrichtung erhalten geblieben. Er fand, dass sein Arbeitsplatz dem Büro einer halbwegs anständigen Reederei glich, also bei weitem nicht das war, was man von einem Konsulat des Königreichs Schweden erwarten konnte. Aber, dachte er, Australien genoss als diplomatische Vertretung natürlich auch nicht höchste Priorität. Im Grunde konnte man sich fragen, was er hier überhaupt zu suchen hatte. Anfangs hatte ihm das Angebot geschmeichelt, er hatte es sogar für seinen Durchbruch im Außenministerium gehalten. Aber schon bald bewegten sich seine Gedanken in ganz anderen Bahnen. Was würde er selbst mit einem Emporkömmling machen, der allmählich zu einem Konkurrenten wurde? Ihn möglichst weit weg schicken natürlich. Und was lag weiter weg von Schweden als Australien?
    Er seufzte und lehnte sich über den Schreibtisch. Im selben Moment klopfte es an die Tür, und seine Sekretärin, Frau Hamilton, trat ein. Sie war seit vielen Jahren im Konsulat angestellt, seit ihrer Heirat mit einem Engländer, der eine erfolgreiche Firma in Australien gegründet und seine ganze Familie mitgenommen hatte, zwei Söhne und eine

Weitere Kostenlose Bücher