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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gleich übel«, sagte Amelia. Doch ich wusste, dass sie genauso albern mit Bob sprach, wenn ich nicht zu Hause war.
    »Irgendwelche Fortschritte?«, fragte ich, als ich von Bobs langhaarigem Fell wieder aufsah. Offenbar war er heute Nachmittag gebadet worden - so flauschig war er nur selten.
    »Nein«, erwiderte sie, und das klang ziemlich entmutigt. »Eine ganze Stunde lang habe ich mit ihm gearbeitet, aber zum Schluss hatte er bloß einen Eidechsenschwanz. Es hat mich all meine Zauberkraft gekostet, das wieder rückgängig zu machen.«
    Bob war in Wirklichkeit ein Kerl, oder besser, ein Mann. Zwar die Art Strebertyp mit schwarzem Haar und Brille, aber Amelia hatte mir anvertraut, dass er ein buchstäblich hervorstechendes Merkmal besitze, das im angekleideten Zustand leider nicht zu erkennen sei. Amelia hatte gar keinen Transformationszauber anwenden wollen, als sie Bob in einen Kater verhexte. Das Ganze war im Eifer des Gefechts bei irgendeinem ziemlich abenteuerlichen Sexexperiment passiert. Was genau sie damals ausprobieren wollten, hatte ich lieber nie gefragt. Es musste höchst exotisch gewesen sein.
    »Die Sache ist die«, sagte Amelia auf einmal, und ich war sofort auf der Hut. Jetzt würde sie mir gleich den wahren Grund dafür verkünden, warum sie hier in der Küche auf mich wartete. Amelia war eine sehr klare Senderin, und ich hatte es längst in ihren Gedanken gelesen. Doch ich ließ sie erzählen. Die Leute mochten es gar nicht , wenn ich ihnen sagte, dass sie mir nichts mehr zu erzählen bräuchten, vor allem dann nicht, wenn sie sich erst mühsam dazu hatten durchringen müssen. »Mein Dad ist morgen in Shreveport, und er will über Bon Temps zurückfahren, um mich zu besuchen«, sagte sie hastig. »Nur er und sein Chauffeur Marley. Er möchte zum Abendessen kommen.«
    Morgen war Sonntag. Da hatte das Merlotte's nur am Nachmittag offen, und mit einem Blick auf den Kalender sah ich, dass ich nicht mal zur Arbeit eingeteilt war. »Dann gehe ich einfach aus«, schlug ich vor. »Ich könnte JB und Tara besuchen. Kein Problem.«
    »Bleib bitte hier«, bat Amelia, der die nackte Angst ins Gesicht geschrieben stand. Den Grund nannte sie nicht, den konnte ich aber sowieso in ihren Gedanken lesen.
    Amelia hatte eine äußerst schwierige Beziehung zu ihrem Vater, ja, sie hatte sogar den Nachnamen ihrer Mutter, Broadway, angenommen - obwohl das zum Teil auch damit zu tun hatte, dass ihr Vater so bekannt war. Copley Carmichael besaß großen politischen Einfluss und jede Menge Geld, auch wenn ich nicht wusste, wie sehr sein Vermögen durch den Hurrikan Katrina gelitten hatte. Carmichael war Bauunternehmer, und ihm gehörten einige große Holzfabriken; vielleicht hatte der Wirbelsturm ja seine Geschäftsgrundlage hinweggefegt. Andererseits musste die ganze Region wiederaufgebaut werden und brauchte somit Holz.
    »Um wie viel Uhr kommt er denn?«, fragte ich.
    »Um fünf.«
    »Isst der Chauffeur an einem Tisch mit ihm?« Ich hatte noch nie mit eigenen Angestellten zu tun gehabt. Wir hatten nur einen großen Tisch, den hier in der Küche. Und ich würde sicher nicht zulassen, dass der Mann auf den Stufen der hinteren Veranda saß.
    »Oh Gott!«, rief Amelia. Der Gedanke war ihr anscheinend noch gar nicht gekommen. »Was machen wir mit Marley?«
    »Genau das frage ich dich.« Mein Tonfall klang vielleicht eine Spur zu geduldig.
    »Hör mal«, sagte Amelia. »Du kennst meinen Dad nicht. Du weißt nicht, wie er ist.«
    In Amelias Gedanken las ich, dass sie für ihren Vater wirklich höchst gemischte Gefühle hegte. Es war ziemlich schwierig, durch all die Liebe, Angst und Beklemmung zu Amelias wahrer Grundhaltung durchzudringen. Ich kannte nur wenige Reiche und noch sehr viel weniger Reiche, die einen Vollzeitchauffeur beschäftigten.
    Dieser Besuch versprach interessant zu werden.
    Schließlich sagte ich Amelia gute Nacht und ging zu Bett. Mich trieben zwar noch die unterschiedlichsten Gedanken um, doch körperlich war ich derart erschöpft, dass ich sehr bald schon einschlief.
    Am Sonntag war das Wetter genauso schön wie am Vortag. Ich dachte an die beiden frischverheirateten Paare, die nun schon in ihr neues Leben gestartet waren, und an die alte Miss Caroline, die sich der Gesellschaft einiger Verwandter (Jungspunde um die sechzig) erfreute, die ihr nicht nur die Zeit vertreiben, sondern auch auf sie aufpassen sollten. Wenn Portia und Glen aus den Flitterwochen nach Hause kämen, würden diese Verwandten sicher

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