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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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die Wange. »Aber ich habe mächtige Feinde, und ich will nicht, dass sie dir etwas zuleide tun, um mir einen Schlag zu versetzen.«
    Ich nickte. Das verstand ich. Aber irgendwie war's auch ein Riesendämpfer, dass ich über meinen brandneuen Verwandten kein Wort verlieren durfte. Niall ließ meine Wange los und legte seine Hand wieder auf meine.
    »Und was ist mit Jason?«, fragte ich. »Wirst du auch mit ihm reden?«
    »Jason«, sagte er mit Widerwillen im Gesicht. »Der wesentliche Funke scheint bei Jason nicht gezündet zu haben. Ich weiß, er trägt dasselbe Erbe in sich wie du, aber bei ihm hat das Elfenblut nur seine sexuelle Anziehungskraft erhöht, und das spricht nicht gerade für ihn. Er würde unsere Verbindung weder verstehen noch schätzen.«
    Mein Urgroßvater klang ziemlich herablassend, als er das sagte. Ich wollte gerade etwas zu Jasons Verteidigung einwenden, hielt dann aber lieber den Mund. Insgeheim gestand ich mir ein, dass Niall im Grunde genommen völlig recht hatte. Jason würde lauter Ansprüche stellen und allen davon erzählen.
    »Wie oft wirst du denn so vorbeikommen?«, fragte ich stattdessen und bemühte mich, gelassen zu klingen. Ich wusste selbst, dass meine Worte etwas zu salopp ausfielen. Aber wie sollte man denn, bitte schön, mit einem derart seltenen und seltsamen Verwandten reden?
    »Ich werde dich so oft besuchen kommen, wie jeder andere Urgroßvater es auch tun würde«, sagte er.
    Und wie hatte ich mir das vorzustellen? Niall und ich zum Essen im Hamburger Palace? In derselben Kirchenbank beim Sonntagsgottesdienst? Wohl kaum.
    »Mir kommt's so vor, als würdest du mir eine ganze Menge nicht erzählen«, platzte es plötzlich aus mir heraus.
    »So haben wir auch beim nächsten Mal noch etwas, worüber wir uns unterhalten können«, sagte er und zwinkerte mir mit einem seiner tiefgrünen Augen zu. Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. Dann reichte er mir eine Visitenkarte - auch damit hatte ich nicht gerechnet. Es stand nur sein Name drauf, Niall Brigant, und darunter eine Telefonnummer. »Unter dieser Nummer erreichst du mich jederzeit.«
    »Danke«, sagte ich. »Meine Telefonnummer hast du vermutlich?« Er nickte. Ich hatte angenommen, er wolle aufbrechen, doch er blieb noch. Er schien den Abschied ebenso hinauszögern zu wollen wie ich. »Also«, begann ich und musste mich erst mal räuspern. »Was tust du eigentlich so den ganzen Tag?« Ich kann gar nicht sagen, wie seltsam, aber auch wunderbar es war, mit einem Verwandten zu reden. Sonst hatte ich ja nur Jason, und der war nicht gerade die Sorte großer Bruder, dem man alles erzählte. In einer Notlage konnte ich mich auf ihn verlassen, aber mit ihm etwas unternehmen? Kam gar nicht infrage.
    Mein Urgroßvater beantwortete meine Frage, doch als ich mich später daran zu erinnern versuchte, fielen mir keine Details mehr ein. Vermutlich tat er irgendwelchen Geheimkram, den Elfenprinzen eben so tun. Er erzählte allerdings, dass er Miteigentümer von ein, zwei Banken sei, von einer Firma, die Gartenmöbel herstellte, und - was ich ziemlich merkwürdig fand - eines Unternehmens, das neue Medikamente entwickelte und testete.
    Zweifelnd sah ich ihn an. »Medikamente für Menschen?«, fragte ich. Ich wollte sicher sein, dass ich ihn richtig verstanden hatte.
    »Ja. Zum Großteil jedenfalls«, sagte er. »Aber einige der Chemiker stellen spezielle Dinge nur für uns her.«
    »Nur für Elfen?«
    Er nickte, und wieder fiel sein goldenes Haar seidig um sein Gesicht, als er den Kopf bewegte. »Heutzutage gibt es überall so viel Eisen«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob dir bekannt ist, dass wir auf Eisen sehr empfindlich reagieren? Und wenn wir ständig Handschuhe tragen, fallen wir in der modernen Welt zu sehr auf.« Ich betrachtete seine Hand, die auf dem weißen Tischtuch meine bedeckte, zog meine Finger darunter hervor und strich über seine Haut. Sie fühlte sich sonderbar samtig an.
    »Wie ein unsichtbarer Handschuh«, murmelte ich.
    »Genau.« Er nickte. »Eine ihrer Rezepturen. Aber reden wir nicht mehr von mir.«
    Gerade jetzt, wo es interessant wird , dachte ich. Doch ich verstand natürlich, dass mein Urgroßvater keinen Grund hatte, mir jetzt schon all seine Geheimnisse anzuvertrauen.
    Niall fragte mich nach meinem Job, nach meinem Boss, nach meinem Alltag - wie ein echter Urgroßvater eben. Und obwohl ihm die Vorstellung, dass seine Urenkelin arbeiten musste, nicht sonderlich gefiel, hatte er gegen den Job in einer Bar

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