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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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würde er die Antwort längst kennen.
    »Sehr besitzergreifend«, gab ich zu. »Ich war zwar erst sieben, als meine Eltern starben, aber das hatte ich bereits erkannt. Wahrscheinlich habe ich es für normal gehalten. Sie hat einfach all ihre Aufmerksamkeit ihm gewidmet. Manchmal waren Jason und ich ihr sogar im Weg. Und sie war furchtbar eifersüchtig, wenn ich mich richtig erinnere.« Ich versuchte, ein amüsiertes Lächeln aufzusetzen, so als wäre die Eifersucht meiner Mutter eine charmante kleine Marotte gewesen.
    »Es war sein Elfenerbe, das sie so stark zu ihm hingezogen hat«, erklärte Niall. »Das geht vielen Menschen so. Sie hat das Übernatürliche in ihm erkannt, und es hat sie verzaubert. War sie eine gute Mutter?«
    »Sie hat sich viel Mühe gegeben«, flüsterte ich.
    Mühe hatte sie sich gegeben, das stimmte. Meine Mutter wusste theoretisch, was eine gute Mutter war und wie sich eine gute Mutter ihren Kindern gegenüber verhielt. Doch letztlich hatte all ihre Liebe meinem Vater gegolten, den die Intensität ihrer Leidenschaft irritierte. Jetzt als Erwachsene konnte ich das erkennen. Als Kind hatte es mich nur verwirrt und sehr verletzt.
    Der rothaarige Werwolf brachte uns den Salat. Er wollte uns fragen, ob wir noch einen Wunsch hätten, traute sich aber nicht so recht. Die Atmosphäre an unserem Tisch war ihm nicht entgangen.
    »Warum hast du dich ausgerechnet jetzt entschlossen, auf mich zuzugehen?«, fragte ich. »Seit wann weißt du von mir?« Ich hatte mir die Serviette auf den Schoß gelegt und saß mit der Gabel in der Hand da. Warum probierte ich nicht einen Bissen? Essen verschwendet man nicht, war mir in meiner Erziehung vermittelt worden. Von meiner Großmutter. Die mit einem Halbelfen Sex gehabt hatte (der wie ein streunender Hund auf den Hinterhof gekommen war). So oft Sex gehabt hatte, dass im Laufe der Zeit zwei Kinder zur Welt gekommen waren.
    »Ich weiß seit ungefähr sechzig Jahren von deiner Familie. Aber mein Sohn Fintan hat mir untersagt, Kontakt zu euch aufzunehmen.« Vorsichtig steckte Niall sich ein Stück Tomate in den Mund, hielt inne, kostete, kaute. Er aß, wie ich in einem indischen oder nicaraguanischen Restaurant essen würde.
    »Was ist passiert?«, fragte ich, obwohl ich es mir denken konnte. »Dein Sohn ist gestorben, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Niall und legte die Gabel zur Seite. »Fintan ist gestorben. Schließlich war er zur Hälfte ein Mensch. Und er war bereits siebenhundert Jahre alt.«
    Sollte ich mich dazu irgendwie äußern? Ich fühlte mich so benommen, als hätte Niall mir ein Betäubungsmittel ins Gefühlszentrum gespritzt. Vermutlich hätte ich ihn fragen sollen, wie mein - mein Großvater umgekommen war, aber ich brachte es nicht fertig.
    »Deshalb hast du also beschlossen, mich aufzusuchen - aber warum?« Ich war stolz darauf, wie ruhig ich blieb.
    »Ich bin alt, sogar für einen Elf, und wollte dich gern kennenlernen. Ich kann nicht wiedergutmachen, wie dein Leben aufgrund von Fintans Erbe bisher verlaufen ist. Aber ich möchte versuchen, dein Leben etwas einfacher zu machen, wenn du es mir erlaubst.«
    »Kannst du mir mein telepathisches Talent nehmen?«, fragte ich. Eine wilde Hoffnung keimte auf in mir, auch wenn sie nicht frei war von Angst.
    »Du fragst, ob ich dir etwas nehmen kann, das dein Wesen ausmacht«, sagte Niall. »Nein, das kann ich nicht.«
    Ich sank in meinen Stuhl zurück. »War nur so eine Frage.« Ich kämpfte mit den Tränen. »Habe ich wenigstens drei Wünsche frei, oder gibt's das nur bei Flaschengeistern?«
    Niall sah mich völlig humorlos an. »Du würdest keinem solchen Geist begegnen wollen, glaube mir. Und ich bin auch keine Witzfigur. Ich bin ein Prinz.«
    »Entschuldige«, sagte ich. »Ich habe Schwierigkeiten, mit all diesen ... diesen verschiedenen Großvätern zurechtzukommen.« An meine menschlichen Urgroßväter erinnerte ich mich nicht mal. Und meine menschlichen Großväter - okay, der eine war gar nicht mein richtiger Großvater gewesen - hatten nicht so ausgesehen oder sich so verhalten wie dies schöne Geschöpf hier. Mein Großvater Stackhouse war vor sechzehn Jahren gestorben, und die Eltern meiner Mutter hatten meinen zehnten Geburtstag nicht mehr erlebt. Daher kannte ich meine Großmutter Adele sehr viel besser als all die anderen, ja sogar besser als meine eigenen Eltern.
    Plötzlich schoss mir eine Frage durch den Kopf. »Wie kommt es eigentlich, dass Eric mich hierhergebracht hat? Du bist schließlich

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