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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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anscheinend nichts einzuwenden. Wie gesagt, Niall war nicht einfach zu verstehen. Seine Gedanken gehörten ganz allein ihm, da konnte ich nichts herauslesen. Aber mir fiel auf, dass er hin und wieder seinen Redefluss bewusst stoppte.
    Schließlich hatten wir unser Essen verspeist, und ich sah auf meine Armbanduhr, erstaunt, wie viel Zeit verstrichen war. Ich musste aufbrechen, denn am nächsten Tag musste ich arbeiten. Ich entschuldigte mich, dankte meinem Urgroßvater (mir fuhr immer noch ein Schauer über den Rücken bei diesem Wort) für die Einladung und küsste ihn vorsichtig auf die Wange, so, wie er es zuvor bei mir getan hatte. Er schien den Atem anzuhalten, als ich es tat, und seine Haut fühlte sich unter meinen Lippen weich und leicht seidig an wie eine glänzende Pflaume. Obwohl er aussah wie ein Mensch, fühlte er sich überhaupt nicht so an.
    Er stand auf, als ich ging, doch er blieb am Tisch - vermutlich, weil er die Rechnung bezahlen musste. Ich verließ das Restaurant, ohne irgendetwas um mich herum wahrzunehmen. Eric wartete im Auto auf mich, das unter einer Laterne geparkt war. Er hatte sich die Zeit mit einer Flasche TrueBlood und etwas zu lesen vertrieben.
    Ich war total erschöpft.
    Erst jetzt, als ich seinen Wirkkreis verlassen hatte, fiel mir auf, wie anstrengend das Treffen mit Niall gewesen war. Obwohl ich auf einem bequemen Stuhl gesessen hatte, fühlte ich mich, als hätten wir bei unserer Unterhaltung einen Dauerlauf hingelegt.
    Niall hatte Eric über seinen Geruch hinwegtäuschen können, aber an Erics bebenden Nasenflügeln erkannte ich, dass der berauschende Duft an mir haftete. Wie in Ekstase schloss Eric die Augen und fuhr sich tatsächlich mit der Zunge über die Lippen. Ich kam mir vor wie ein T-Bone-Steak, das sich so gerade eben außer Reichweite eines Hundes befand.
    »Krieg dich wieder ein«, sagte ich. Ich war nicht in Stimmung für so etwas.
    Unter enormen Anstrengungen zügelte Eric sich. »Wenn du so riechst«, seufzte er, »möchte ich dich am liebsten vögeln und beißen und dich von Kopf bis Fuß abschlecken.«
    Okay, daran gab's nichts misszuverstehen, und ich will auch gar nicht behaupten, dass ich mir nicht einen Moment lang (zwischen Lust und Angst schwankend) seine Worte im Geiste ausmalte. Aber es gab Wichtigeres, über das ich nachdenken musste.
    »Immer langsam«, sagte ich. »Was weißt du über Elfen? Abgesehen davon, wie sie riechen und schmecken.«
    Erics Blick war schon wieder etwas klarer, als er mich ansah. »Sie sind wunderbar, sowohl die Männer als auch die Frauen. Unglaublich kraftvoll und wild. Sie sind zwar nicht unsterblich, aber sie leben sehr lange, falls ihnen nichts zustößt. Mit Eisen kann man sie beispielsweise töten, und es gibt auch noch andere Wege, aber das ist harte Arbeit. Elfen bleiben gern unter sich, meistens jedenfalls, mögen gemäßigtes Klima und verschmähen keinerlei fremde Nahrung. Ich habe sogar schon mal eine Elfe Blut probieren sehen. Sie haben eine ziemlich hohe Meinung von sich selbst, höher als ihnen zusteht. Und wenn sie ihr Wort geben, halten sie es immer.« Eric dachte einen Augenblick lang nach. »Elfen beherrschen viele Spielarten der Magie, aber nicht alle dieselben. Doch sie sind alle sehr magisch veranlagt. Das ist ihr Wesen. Götter kennen sie keine, nur ihr eigenes Volk, denn sie wurden oft fälschlicherweise selbst für Götter gehalten. Manche von ihnen haben sogar Merkmale des Göttlichen angenommen.«
    Ich starrte ihn an. »Was meinst du damit?«
    »Na ja, ich meine nicht, dass sie heilig sind«, sagte Eric. »Die Elfen bewohnen den Wald und identifizieren sich so stark mit ihm, dass eine Verletzung, die man einem Elfen zufügt, auch andere Elfen verletzt. Daher ist ihre Anzahl stark gesunken. Wir Vampire sind über Elfenpolitik und die Überlebensstrategien der Elfen natürlich nicht auf dem Laufenden, da wir für sie so gefährlich sind ... einfach, weil wir sie berauschend finden.«
    Claudine hatte ich noch nie nach all dem gefragt. Zum einen schien sie nicht gern über ihre Elfenexistenz zu reden, und immer wenn sie auftauchte, steckte ich gerade in Schwierigkeiten und war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Zum anderen hatte ich gedacht, es gäbe nur eine Handvoll Elfen auf der Welt. Und jetzt erzählte Eric mir, dass es einst ebenso viele Elfen wie Vampire gegeben hatte, das Elfenvolk aber inzwischen stark schrumpfte.
    Im Gegensatz dazu wuchs die Bevölkerungszahl der Vampire - zumindest in

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