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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Bruderschaft war eine radikale Organisation, die überzeugt war, dass (a) Vampire von Natur aus sündige Wesen, ja fast Dämonen wären und dass sie (b) hingerichtet gehörten. Die »Prediger« der Bruderschaft hätten das zwar niemals öffentlich zugegeben, aber die Bruderschaft trat für die vollständige Ausrottung der Untoten ein. Ich hatte gehört, dass es sogar irgendein kleines Traktat gab, in dem beschrieben wurde, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Seit dem Bombenanschlag in Rhodes stellten sie ihren Hass immer dreister zur Schau.
    Und die Bruderschaft gewann ständig neue Mitglieder, weil viele Amerikaner sich nicht mit etwas abfinden wollten, das ihnen fremd war und das sie nicht verstanden - und weil Hunderte von Vampiren in das Land strömten, das sie von allen Ländern auf der Welt am herzlichsten willkommen geheißen hatte. Einige streng katholische und streng islamische Länder hatten Gesetze erlassen, die es erlaubten, Vampire ohne Vorwarnung zu töten, während die Vereinigten Staaten dazu übergegangen waren, Vampire als religiös und politisch Verfolgte aufzunehmen. Doch die Gegner dieser Politik reagierten darauf mit offener Anfeindung. Erst vor Kurzem hatte ich einen Autoaufkleber gesehen mit dem Spruch: »Vampiren ein Leben geben? Nur über meine Leiche!«
    In meinen Augen waren diese Sonnenbrüder intolerante Ignoranten, und ich verachtete jeden, der sich ihnen anschloss. Doch ich hatte gelernt, beim Bedienen zu diesem Thema zu schweigen, genauso, wie ich mich auch nicht in Gespräche über Abtreibung, Kontrolle von Waffenbesitz und Schwule beim Militär einmischte.
    Ach natürlich, die beiden Sonnenbrüder waren vermutlich Freunde von Arlene. Meine beeinflussbare einstige Freundin hatte sich nämlich mit Haut und Haaren der Pseudoreligion dieser Bruderschaft der Sonne verschrieben.
    Arlene gab mir rasch ein paar Infos zu den Tischen, dann war sie auch schon durch die Hintertür verschwunden. Mich sah sie nur noch mit harter Miene an, und ich fragte mich, wie es wohl ihren Kindern ging. Auf die hatte ich früher oft aufgepasst. Wahrscheinlich hassten sie mich inzwischen, wenn sie auf das hörten, was ihre Mutter ihnen erzählte.
    Aber Sam bezahlte mich nicht für meine Launen, also versuchte ich, diese melancholischen Anwandlungen abzuschütteln. Es gab Gäste genug zu bedienen: Ich servierte Drinks, versorgte alle ausreichend mit Essen, tauschte einer Frau die heruntergefallene Gabel gegen eine saubere aus, brachte Catfish Hennessy einen Extravorrat Servietten, weil er frittierte Hühnchenstreifen aß, und wechselte ein paar freundliche Worte mit den Männern am Tresen. Die Sonnenbrüder behandelte ich wie alle anderen Gäste auch, und sie beachteten mich nicht weiter, was mir nur recht war. Zuversichtlich hoffte ich, dass sie gehen würden, ohne Schwierigkeiten zu machen ... bis Pam hereinkam.
    Pam ist weiß wie ein Blatt Papier und sieht aus wie eine erwachsenere Version von Alice im Wunderland, die in eine Vampirin verwandelt wurde. An diesem Abend hatte sich Pam sogar noch ein blaues Band in ihr glattes blondes Haar gebunden, und statt ihrer üblichen Hosenkombination trug sie ein Kleid. Sie war wunderschön, auch wenn sie heute aussah wie eine Vampirin, die sich in die › Sesamstraße ‹ verirrt hatte. Ihr Kleid hatte Puffärmelchen mit weißem Besatz, der Halsausschnitt war ebenfalls weiß abgesetzt, und auch die kleinen Knöpfchen vorne am Oberteil waren weiß und passten prima zu dem weiß gepunkteten Rockteil. Keine Strümpfe, registrierte ich. Doch an Pam hätte ohnehin jeder normale Strumpf komisch gewirkt, weil ihre Haut so bleich war.
    »Hey, Pam«, sagte ich, als sie schnurstracks auf mich zukam.
    »Sookie!«, rief sie herzlich und drückte mir einen Kuss so leicht wie eine Schneeflocke auf die Wange. Ihre Lippen fühlten sich kalt an auf meiner Haut.
    »Was machst du hier?«, fragte ich. Gewöhnlich arbeitete Pam jeden Abend im Fangtasia.
    »Ich habe eine Verabredung«, sagte sie. »Findest du, dass ich gut aussehe?« Sie drehte sich um sich selbst.
    »Aber sicher. Du siehst doch immer gut aus, Pam.« Und das war nichts als die reine Wahrheit. Pam war zwar meistens ultrakonservativ und etwas altmodisch gekleidet, aber das hieß nicht, dass ihr die Sachen nicht standen. Sie hatte so einen gewissen Süß-aber-tödlich-Charme. »Wer ist denn der Glückliche?«
    Sie blickte so verschmitzt drein, wie nur eine Vampirin von über zweihundert Jahren es konnte. »Wer sagt, dass

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