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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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waren natürliche Feinde, wenn nicht sogar Erzfeinde.
    »Der Kerl ist also tot«, stellte Tray nüchtern fest, und ich nickte.
    »Wie hat er sich an euch herangemacht?«, fragte Alcide in einem Ton, der schon wieder vernünftiger klang.
    »Eine interessante Frage«, erwiderte ich. »Eric und ich fuhren gerade auf der Autobahn von Shreveport zurück nach Bon Temps. Wir waren in einem Restaurant gewesen.«
    »Wer also konnte wissen, wo Sie waren und wer Sie begleitete?«, fragte Amanda, während Alcide stirnrunzelnd und tief in Gedanken versunken zu Boden sah.
    »Oder dass Sie noch am selben Abend wieder über die Autobahn nach Hause mussten.« Tray stieg immer mehr in meiner Achtung. Alles, was er sagte, zeugte von praktischem Sachverstand.
    »Meiner Mitbewohnerin habe ich nur erzählt, dass ich zum Essen ausgehe, aber nicht wohin«, sagte ich. »Im Restaurant haben wir uns mit jemandem getroffen, aber der fällt weg. Und Eric wusste davon, weil er mich chauffiert hat. Aber weder Eric noch der andere Mann haben irgendwem einen Tipp gegeben, da bin ich sicher.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«, fragte Tray.
    »Eric wurde angeschossen, als er mich verteidigte«, sagte ich. »Und der Mann, mit dem ich mich getroffen habe, war ein Verwandter.«
    Amanda und Tray wussten nicht, wie klein meine Familie war, und verstanden daher die Bedeutung dieser Bemerkung nicht. Nur Alcide, der mich besser kannte, starrte mich funkelnd an. »Das denkst du dir doch aus«, sagte er.
    »Nein, tue ich nicht.« Ich starrte zurück. Okay, es war ein furchtbarer Tag für Alcide gewesen, aber das hieß noch lange nicht, dass ich ihm mein Leben in allen Details erläutern musste. Dann fiel mir plötzlich etwas ein. »Moment mal, der Kellner - der war auch ein Werwolf.« Das würde eine Menge erklären.
    »Wie heißt das Restaurant?«
    »Les Deux Poissons.« Meine französische Aussprache war nicht besonders gut, aber die Werwölfe nickten.
    »Kendali arbeitet dort«, sagte Alcide. »Kendali Kent. Langes rotes Haar?« Ich nickte, und er wirkte enttäuscht. »Ich dachte, Kendall würde sich auf unsere Seite schlagen. Wir sind ein paarmal zusammen ein Bier trinken gegangen.«
    »Das ist Jack Kents ältester Sohn. Er musste vermutlich nur einen Telefonanruf machen«, sagte Amanda. »Vielleicht wusste er gar nicht...«
    »Das ist keine Entschuldigung«, warf Tray ein. Seine tiefe Stimme dröhnte durch die kleine Küche. »Kendall muss wissen, wer Sookie ist, vom Leitwolf-Wettkampf. Sie ist eine Freundin des Rudels. Statt Alcide zu sagen, dass sie sich in unserem Territorium befindet und beschützt werden muss, hat er Furnan angerufen und dem erzählt, wo Sookie ist, vielleicht sogar, wann sie sich auf den Heimweg gemacht hat. War dann ganz einfach für Lucky, der brauchte bloß zu warten.«
    Ich wollte einwenden, dass wir nicht mit abschließender Sicherheit wüssten, ob es wirklich so passiert war. Doch bei näherer Betrachtung musste es genau so gewesen sein oder jedenfalls ziemlich ähnlich. Nur um sicherzugehen, dass meine Erinnerung korrekt war, rief ich Amelia an und fragte sie noch mal, ob sie gestern Abend irgendeinem Anrufer erzählt hatte, wo ich war.
    »Nein«, sagte sie. »Octavia hat sich gemeldet, doch die kannte dich noch gar nicht. Und ich habe einen Anruf von dem Werpanther bekommen, den ich auf der Hochzeit deines Bruders kennengelernt habe. Glaub mir, in dem Gespräch bist du gar nicht vorgekommen. Alcide hat angerufen, furchtbar traurig. Dann Tanya. Aber der habe ich nichts erzählt.«
    »Danke, Amelia. Hast du dich schon etwas erholt?«
    »Ja, mir geht's wieder besser, und Octavia ist zurück nach Monroe zu den Verwandten gefahren, bei denen sie wohnt.«
    »Okay, wir sehen uns, wenn ich wieder zu Hause bin.«
    »Schaffst du's denn dann noch rechtzeitig zur Arbeit?«
    »Klar, ich muss es schaffen.« Ich hatte eine ganze Woche in Rhodes verbracht und musste jetzt eine Zeit lang meinen Arbeitsplan penibel einhalten, weil die anderen Kellnerinnen sonst meckern würden, dass Sam mir so oft freigab. Ich legte auf. »Amelia hat keinem was erzählt«, sagte ich.
    »Du und Eric - ihr habt also in einem teuren Restaurant in locker-lässiger Atmosphäre zu Abend gespeist, mit noch einem weiteren Mann.«
    Ungläubig sah ich Alcide an. Wie konnte er so meilenweit danebenliegen? Ich konzentrierte mich. Noch nie hatte ich einen solchen Aufruhr von Gedanken und Gefühlen gesehen. Alcide empfand Trauer um Maria-Star; Schuld, weil er sie

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