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Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6

Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6

Titel: Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zusammenschlagen, woraufhin ihr Magen verrückt spielte. Er krampfte schmerzhaft, und sie hatte das Verlangen, ihr Blut von den Fingern zu lecken. Zum Glück war sie aber noch genug bei Verstand, um es sich zu verkneifen. Zumindest solange Andrea sie beobachtete.
    „Oh Mann, das war ja ein Volltreffer”, meinte die Frau bestürzt und kam näher.
    Leigh musste sich gegen die Versuchung wehren, die die Blondine dadurch bei ihr auslöste. Sie hatte Hunger, und Andrea war die Nahrung, nach der sich ihr Körper verzehrte. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf schrie sie an: Tu es! Beiß die Kleine und saug ihr warmes, süßes Blut auf! Es wird dir guttun. Du wirst dich besser fühlen! Der Schmerz wird aufhören!
    Sie biss die Zähne zusammen, um diesem Drängen nicht nachzugeben. Und dann wurde ihr auch klar, was es mit Bastiens Sorge auf sich gehabt hatte, dass sie mit den Putzfrauen allein war. Nicht Leigh war Gegenstand seiner Besorgnis gewesen, sondern die beiden Frauen. Bestimmt war sie nicht die Erste, die unmittelbar nach ihrer Wandlung zur Unsterblichen den Fehler gemacht hatte, das Verlangen nach Blut mit gewöhnlichem Hunger zu verwechseln und sich so davon mitreißen zu lassen, dass sie schließlich bereit war, den erstbesten Sterblichen zu beißen, der ihr in die Hände fiel.
    Sie wusste, sie hatte diesen Fehler begangen. Wäre ihr klar gewesen, dass ihr Körper wieder Blut brauchte, dann wäre sie schnurstracks nach oben gegangen und hätte den kleinen Kühlschrank in ihrem Zimmer geplündert. Aber sie hatte es nicht gewusst, und nun stand sie hier in der Küche und konnte sich nicht dazu durchringen, Abstand zu Andrea zu halten. Auch wenn sie nicht das tun wollte, wonach ihr Körper lechzte.
    „Hier.”
    Leigh öffnete die Augen einen Spaltbreit und sah, dass Andrea ihre Hand wegdrückte und mit einem Küchentuch zu ihr kam, um ihr zu helfen. Das Problem war nur, dass diese Nähe es für Leigh noch schwieriger machte, die Beherrschung zu wahren. Der Blutgeruch war schier überwältigend, und was das Ganze noch schlimmer machte, war eine plötzliche Erkenntnis: Sie konnte hören, wie das Blut in Andreas Adern pulsierte. Blut, das ihren Magen beruhigen und den Krämpfen ein Ende setzen würde.
    Ihr wurde klar, dass sie nicht die Willenskraft aufbringen konnte, den Raum zu verlassen, also öffnete sie den Mund, um die Frau irgendwie dazu zu bringen, sich von ihr fernzuhalten. Doch im gleichen Moment erinnerte sie sich an ihre ausgefahrenen Reißzähne und presste sofort wieder die Lippen aufeinander. Zwar war sie schnell genug, sodass Andrea die Zähne nicht hatte sehen können, doch die Bewegung hatte ausgereicht, dass ein paar Tropfen Blut in ihren Mund gelangt waren. Das Blut kam mit ihrer Zunge in Berührung, und explosionsartig erwachten ihre Geschmacksknospen zum Leben.
     
    Lucians Hals war steif, und sein Rücken schmerzte, als er auf dem Sofa in der Bibliothek aufwachte. Beides waren erste Hinweise darauf, dass er länger geschlafen hatte als beabsichtigt. Das Sofa eignete sich offenbar nicht für ausgedehnte Nickerchen. Er sah sich in dem düsteren Zimmer um, an dessen Wänden sich Bücherregale entlangzogen, und setzte sich auf. Dann begann er, seine verspannten Nackenmuskeln zu massieren, bis der Schmerz nachließ. Sein Blick fiel auf die Schreibtischuhr, und im ersten Moment wollte er seinen Augen kaum trauen. Es war bereits später Nachmittag, und damit hatte er deutlich länger als beabsichtigt geschlafen.
    Kopfschüttelnd ging er im Geiste durch, was alles zu erledigen war. Zum einen musste er mindestens drei Telefonate führen. Zuerst wollte er von Mortimer und Bricker erfahren, welche Fortschritte die Jagd auf Morgan machte. Danach war Thomas an der Reihe. Irgendwann musste der ja mal auf seine Anrufe reagieren, und sobald das geschah, würde Lucian ihm gründlich den Kopf waschen. Unter keinen Umständen würde sein Neffe ihm weismachen können, dass er seine Anrufe nicht absichtlich ignorierte. Ein solches Verhalten war nicht hinnehmbar.
    Er war Mitglied im Rat, und er verdiente es, mit Respekt behandelt zu werden. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hätte er Thomas für geringere Vergehen auspeitschen lassen. Aber diese Zeit lag lange zurück. So wie die Sterblichen legten auch die Unsterblichen mittlerweile ein viel sanfteres Verhalten an den Tag. Allerdings waren sie nicht so verweichlicht wie die heutige Gesellschaft, die zwar zum Teil immer noch die Todesstrafe befürwortete, sich aber

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