Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
damit die alles auf Hochglanz poliert.”
„Mein Onkel hat sauber gemacht?”, fragte Bastien ungläubig und brachte Leigh damit zum Lächeln.
Sie wollte eben etwas entgegnen, da sagte er: „Äh.... Augenblick mal. Onkel Lucian schläft?”
„Ja.”
„Und es sind Putzfrauen bei Ihnen?”, formulierte er bedächtig.
Sie hob die Augenbrauen, denn so, wie er das sagte, schien es etwas Schlechtes zu sein. Warum das so sein sollte, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären. Die beiden Frauen machten einen netten Eindruck und wirkten in keiner Weise bedrohlich.
„Vielleicht wäre es besser, wenn Sie Lucian aufwecken”, schlug er vor.
„Dafür gibt es nun wirklich keine Veranlassung”, meinte sie und lachte über seine Bemerkung. „Mit zwei Putzfrauen komme ich ganz bestimmt zurecht. Ich werde ihn bloß aufwecken müssen, wenn sie fertig sind, da ich nicht weiß, wie er das mit der Bezahlung regelt.” Einen Moment lang wurde sie nachdenklich, dann fuhr sie fort: „Aber ich wüsste nicht, warum ich ihn früher wecken sollte. Ich glaube, in den letzten Tagen hat er wenig Schlaf bekommen.”
„Ja, aber.... ”
„Bastien, ich weiß zu schätzen, was Sie bei Milly und bei der Polizei erreicht haben, und ich bin wirklich beeindruckt, wie schnell und effizient das Problem gelöst wurde. Aber halten Sie mich bitte nicht für ein wehrloses Dummchen, das ständig behütet und beschützt werden muss. Ich bin durchaus in der Lage, zwei Putzfrauen zu sagen, was sie tun sollen. Außerdem droht mir keine Gefahr. Linda und Andrea machen einen sehr netten Eindruck, und selbst wenn sie nicht nett sein sollten, ist immer noch Julius bei mir. Und Lucian ist hellwach, sobald ich einen Schrei ausstoße.”
„Ja, aber.... ”
„Kein Aber”, unterbrach sie ihn entschieden. „Hier ist alles bestens, und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Legen Sie sich jetzt wieder schlafen. Ich weiß, ich hatte Sie mit meinem Anruf geweckt. Ich Hilfe. Legen Sie sich jetzt wieder schlafen. Ich weiß, ich hatte Sie mit meinem Anruf geweckt. Ich werde jetzt erst mal was essen, mein Magen knurrt schon wie verrückt.”
„Oh verdammt”, stieß Bastien hervor, dann begann er energisch: „Leigh.... ”
„Wiederhören, Bastien.” Sie legte auf und schüttelte amüsiert und frustriert zugleich den Kopf. Es war ja nett von ihm, sich so um sie zu sorgen, aber sie hatte die letzten Jahre auch ohne Beschützer überlebt und führte sogar ein eigenes Restaurant. Diese neue Erfahrung hier hatte sie natürlich vorübergehend ein wenig aus der Bahn geworfen, schließlich wurde man nicht jeden Tag entführt, gebissen, mit Blut zwangsernährt und vor die Tatsache gestellt, dass man in einen Vampir verwandelt worden war. Mittlerweile kam es ihr so vor, als ob sie schon wieder fast die Alte sei.
Vermutlich hing das mit ihrem zweiten Telefonat mit Milly zusammen. Da ging es nur um ihr Restaurant, und durch die Anweisungen, die sie ihrer Freundin gab, war ihr Selbstbewusstsein teilweise zurückgekehrt, und die Welt kam ihr seitdem wieder etwas normaler vor. Durch das Gespräch war sie daran erinnert worden, was sie aus sich gemacht hatte: eine starke, unabhängige Frau, die ein eigenes Geschäft besaß.
Sie ging zur Küche, von der Hoffnung getrieben, dass sich vielleicht doch noch etwas Essbares finden ließ. Sie wusste, die Schränke und der Kühlschrank hatten nichts zu bieten, aber da war ja noch das Gefrierfach, das womöglich etwas bereithielt, und wenn es nur ein Fertiggericht für die Mikrowelle war. Falls nicht, würde sie überlegen müssen, was sie aus Mehl, Zucker und einem halben Dutzend weiterer Zutaten zaubern konnte. Vielleicht reichte es ja für ein paar Kekse. Die stellten zwar keine ausgewogene Mahlzeit dar, doch sie würden wenigstens so sehr sättigen, dass ihr Magen für eine Weile Ruhe gab.
Andrea, die Blondine, kniete auf dem Boden und schrubbte die Fliesen, als Leigh die Küche betrat. Linda war nirgends zu sehen, doch vermutlich machte die im ersten Stock sauber. Offenbar war Leigh durch das Telefonat mit Bastien so abgelenkt worden, dass sie nicht mitbekommen hatte, wie die Frau an ihr vorbeigegangen war. Leigh hoffte, sie hatte am Telefon nichts Unüberlegtes gesagt, was die Frau misstrauisch machen konnte.
„Sorry”, sagte Leigh, als die Blondine sich zu ihr umdrehte. „Mich überkommt gerade der Hunger. Oder besser gesagt: Ich komme um vor Hunger”, berichtigte sie sich lachend. „Ich wollte sehen, ob sich
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