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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Braut für Euch zu finden, oder? Das dürfte allerdings schwierig werden, wenn Ihr weiterhin mit mir tanzt und die anderen Kandidatinnen vernachlässigt.«
    »Ich brauche die anderen Kandidatinnen nicht auch noch zu begutachten. Sie sind alle austauschbar. Außerdem tanze ich gerne mit Euch. Ihr tretet mir nicht auf die Zehen, haucht mir keinen Knoblauchatem ins Gesicht oder schüttet mir Essen über. Und Ihr versteht es, eine Konversation zu führen.«
    Alice blinzelte irritiert, erst einmal, dann noch einmal, ehe sie sich wagte, zu fragen: »Eine Konversation? Soll das heißen, dass einige der Damen …«
    »… es nicht fertigbringen, mehr als zwei Worte mit vier Buchstaben aneinanderzureihen. Außerdem sind viele von ihnen hinterlistig und durchtrieben. Ihr solltet hören, wie sie übereinander herziehen!«
    »Ach herrje.« Alice biss sich auf die Zunge, um nicht laut loszulachen. Dann sah sie plötzlich besorgt aus. »Oh weh, Eure Mutter ist auf dem Weg zu uns. Wahrscheinlich wird sie Euch gleich wieder belehren, dass ihr nicht mit mir, sondern mit den anderen Damen tanzen solltet.«
    Lord Jonathan blickte sich nach der Frau um und marschierte dann mit Alice im Schlepptau in die entgegengesetzte Richtung davon.
    »Was habt Ihr vor?«, fragte sie verblüfft.
    »Ich bringe uns hier heraus.«
    »Oh, aber …«, setzte Alice an, kam jedoch nicht weiter, denn Lord Jonathan legte noch an Geschwindigkeit zu und schob Alice vor sich her aus dem großen Saal hinaus. Bevor sie durch die Tür traten, sah er noch einmal zurück. Lady Fairley war mit zusammengekniffenen Augen und in die Hüften gestemmten Händen stehen geblieben und verfolgte ihre Flucht. Sie wirkte ganz und gar nicht zufrieden. Wieder einmal wurde Alice daran erinnert, dass Lady Fairley in ihr keine geeignete Braut für ihren Sohn sah. Unerklärlicherweise machte sie das sehr traurig.
    Endlich im Freien angekommen, verlangsamte Lord Jonathan seinen Schritt. Der Mond schien und Alice spähte neugierig nach Lord Jonathans Gesicht. Er schien abwesend. Sie überließ ihn seinen Gedanken und schritt einige Augenblicke schweigend neben ihm her. Als sie erkannte, welche Richtung er einschlug, musste sie schmunzeln.
    »Geht es wieder zu den Ställen, Mylord?«, erkundigte sie sich mit amüsiertem Unterton.
    »Wie bitte?«, entgegnete er perplex und brauchte einen Augenblick, bis er begriff, dass sie sich nach dem Ziel ihres Spaziergangs erkundigt hatte. Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Nichtsdestotrotz setzten sie ihren Weg unverändert fort, doch Alice drang nicht weiter in ihn. Ihr fiel allerdings auf, dass er sich gedankenverloren den Bauch rieb und dass es in seinem Gesicht arbeitete, als grüble er gerade über ein schwerwiegendes Problem nach. Plötzlich fragte er: »Alice, hast du Hunger?«
    Es verwunderte sie so sehr, dass er sie mit dem Vornamen ansprach, dass sie seine Frage nicht gleich verstand. Sie dachte einen Augenblick ernsthaft nach und nickte dann. »Ja, ich bin tatsächlich hungrig.«
    »Ich ebenfalls. Komm mit.« Er nahm sie wieder bei der Hand, führte sie vom Pfad fort und schlug einen anderen ein, der sich hinter dem Bergfried entlangschlängelte. Vor einer Tür blieb er stehen und schob sie wortlos hindurch. Drinnen legte er einen Finger über die Lippen und führte sie dann einen Korridor entlang. Je weiter sie in den Gang vordrangen, desto wärmer wurde es.
    Vor einer Doppeltür blieb er wieder stehen. »Warte hier«, wies er sie an und schlüpfte dann hindurch.
    Alice hielt sich für etwa eine Minute an seine Anweisung, doch dann gewann ihre Neugier die Oberhand. Sie öffnete vorsichtig die Türen. Es überraschte sie nicht sonderlich, dass vor ihr die Küche lag. Und wie riesig sie war, dachte sie ehrfürchtig. Auch Houghton Castle verfügte über eine recht ansehnliche Küche, doch diese war bestimmt zehnmal so groß. Wahrscheinlich war das hier im Palast unerlässlich. In Houghton Castle gab es, selbst wenn man alle Dienstboten und Ritter mitzählte, viel weniger Münder zu füttern als bei Hofe.
    Sie beobachtete, wie die kleine Armee Bediensteter die Küche aufräumte. Dann entdeckte sie Jonathan. Der Ritter unterhielt sich gerade mit einem Mann, bei dem es sich wohl um den Küchenmeister handelte. Der Koch machte ein verkniffenes Gesicht und schüttelte immer wieder nachdrücklich den Kopf.
    Jonathan, Lord von Fairley, ließ jedoch ein Nein nicht als Antwort gelten. Alice wurde Zeugin, wie er unablässig auf den Küchenmeister

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