Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
zurück, indem er sie eilig zu der Gruppe führte, die Lady Fairley umstand, und dann schnurstracks davon eilte. Als seine Mutter ihm etwas hinterher rief, tat er so, als würde er sie nicht hören, und rannte so hektisch davon, dass er beinahe Alice umgestoßen hätte. Er fing sie auf, strahlte sie an – er lachte zum ersten Mal an diesem Abend – und umfasste ihren Arm.
    »Aha, da seid Ihr ja. Kommt mit. Tanzt mit mir.«
    »Kommt her, kommt her, kommt und tanzt mit mir«, knurrte Alice. Jonathan erschrak. Obwohl sich auf der Tanzfläche gerade eine Lücke auftat, blieb er unbeweglich vor ihr stehen.
    »Möchtet Ihr nicht mit mir tanzen?«
    »Oh.« Sie lächelte verschmitzt. »So habe ich das nicht gemeint, Mylord, obwohl ich vom vielen Tanzen durchaus ein wenig erschöpft bin und gehofft hatte, eine kurze Pause einlegen zu können.«
    »Warum …«
    »Mylord, Ihr habt die unangenehme Angewohnheit, mich herumzukommandieren«, bemerkte sie. »Als wäre ich Euer Lakai. Zwar habe ich mich darauf eingelassen, Euch zu helfen, doch mir war nicht klar, dass ich dadurch zu Eurer Dienstmagd werde.«
    »Dienstmagd?« entgegnete er bestürzt. »Ich sehe Euch ganz bestimmt nicht als Dienstboten an.«
    »Nicht?«, fragte sie mit erhobenen Augenbrauen. Ein ironisches Lächeln spielte dabei auf ihren Lippen. »Dann habe ich mir das wohl nur eingebildet.«
    Die Musik hob an und sie begannen schweigend, auf ihre Schritte konzentriert, zu tanzen. Der Tanz trennte sie, so dass sie hüpfend und springend verschiedenen Partnern zugeführt wurden.
    Als sie wieder zusammenkamen, räusperte sich Jonathan und sagte: »Ihr meintet, Ihr bräuchtet eine Pause. Würdet Ihr lieber …«
    »Nein, danke, Mylord. Ich kann mich ja nach diesem Tanz erholen.«
    »Ach, es wundert mich nicht, dass Ihr ermattet seid. Mir ist aufgefallen, dass Ihr als Tanzpartnerin sehr begehrt seid.«
    Im selben Augenblick, da er die Worte aussprach, wünschte Jonathan schon, er hätte es nicht getan. Seine Bemerkung hatte zu verdrießlich geklungen, und dem Blick nach zu urteilen, mit dem Alice ihn bedachte, bevor der Tanz sie wieder von ihm weg führte, war auch ihr das nicht entgangen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, ehe der Tanz sie wieder zu ihm brachte.
    »Ich war selbst von meiner Beliebtheit überrascht«, war ihr einziger Kommentar.
    »Überrascht?«, fragte er missmutig. »Es gibt absolut keinen Grund, darüber überrascht zu sein. Ihr seid eine wunderschöne Frau, klug und geistreich. Es ist nur natürlich, dass Ihr beliebt seid.«
    »Findet Ihr das wirklich?« Sie flüsterte fast.
    Jonathan sah sie scharf an. Ihre Augen waren ganz feucht geworden. Einen Moment lang befürchtete er, sie würde nur wegen des Kompliments, dass er ihr gemacht hatte, anfangen zu weinen. Er warf ihrem Onkel einen finsteren Blick zu. Offenbar hielt sich dieser Schuft nicht damit auf, Alices Vorzüge zu loben, wie er es eigentlich sollte. Wie es jeder, der sie gern hatte – und unter dessen Fürsorge sie stand – es eigentlich sollte.
    »Ja«, sagte er leise. »Alice, in meinen Augen seid Ihr das und noch so viel mehr.«
    »Meint Ihr, wir könnten uns noch einmal für einen kleinen Spaziergang davonstehlen?«, fragte sie.
    Ihr Vorschlag überraschte Jonathan. Augenblicklich überschlugen sich in seinem Kopf die wildesten Gedanken. Ein romantischer Spaziergang im Sternenlicht? Würde er Gelegenheit haben, den Kuss, der ihm vor zwei Nächten entgangen war, nachzuholen? Da bemerkte er, wie Alice, die offenbar erst jetzt begriff, was sie da vorgeschlagen hatte, das Gesicht verzog. Jonathan bekam Angst, dass sie das Angebot zurückziehen könnte, und eilte schnell zur Tür.
    Beinahe hatten sie es schon geschafft, hinauszuschleichen, als seine und Alices Mutter ihnen den Weg versperrten.
    »Da bist du ja!«
    Jonathan schloss die Augen. Langsam konnte er diesen Satz nicht mehr hören.
    »Alice, deine Mutter fühlt sich nicht wohl und möchte, dass du sie aufs Zimmer bringst.«
    Jonathan ließ sich nicht täuschen. Ihm war der entschlossene Gesichtsausdruck seiner Mutter nicht entgangen – ebenso wenig wie Lady Houghtons Verwirrung, bevor sie eine wenig glaubhafte Leidensmiene aufgesetzt hatte.
    »Oh, Mutter!« Alice eilte zu der älteren Dame und bot ihr sofort den Arm an. »Hast du womöglich etwas Falsches gegessen?«
    »Ich, also, da bin ich mir nicht sicher, mein Liebes.« Lady Houghtons Blick zuckte kurz zu Lady Fairley. »Es könnte sein. Ich fühle mich jedenfalls

Weitere Kostenlose Bücher