Ein Vampir für jede Jahreszeit
Flasche abgestellt und betrachtete den Geschenkanhänger mit Elvis Unterschrift beinahe schon liebevoll. Auch war ihr nicht entgangen, wie sich seine Stimme verändert hatte, als er ihren Namen ausgesprochen hatte: wie rau sie geklungen hatte und voller Wärme. Ganz anders als bei der Erwähnung von Mabels Namen. Katricia gefiel das ganz und gar nicht.
»Nein, ich mag keine Handschuhe«, gestand Teddy, ließ den Anhänger los und lächelte sie ironisch an. »Sie behindern einen, wenn man eine Waffe abfeuern muss – obwohl ich meine in all den Jahren nur ein-, zweimal benutzt habe. Doch im Notfall sollte man einsatzbereit sein.«
»Das stimmt«, pflichtete sie ihm bei und nahm das Glas entgegen, das er ihr anbot. Der Drink würde keinerlei Wirkung auf sie haben, denn die Nanos vernichteten jeglichen Alkohol. Um als Unsterblicher zumindest einen kurzen Rauschzustand erleben zu können, musste man das Blut eines betrunkenen Sterblichen zu sich nehmen. Die Vorstellung erschien ihr jedoch nur wenig verlockend. Katricia bevorzugte es, sich unter Kontrolle zu haben. Normalerweise. Doch gerade jetzt hätte sie eigentlich nichts dagegen einzuwenden gehabt, die entspannende Wirkung, die der Alkohol auf die Sterblichen hatte, ein klein wenig spüren zu können. Die bohrende Eifersucht, die in ihr brodelte, gefiel ihr nicht. Noch nie zuvor hatte sie eine derartige Emotion empfunden – und fühlte sich sehr unwohl. Was tat sie also? Wechselte sie das Thema und versuchte, die ganze Sache zu vergessen? Nein, natürlich nicht. Stattdessen stürzte sie ihren Whiskey hinunter. Sie spürte, wie er sich einen brennenden Weg in ihren Magen bahnte und sich mit der lodernden Eifersucht vermischte, die dort bereits wütete. Dann stellte sie genau die Frage, die am besten dazu geeignet war, dieses Lodern noch weiter anzufachen. »Erzählst du mir ein bisschen von Elvi?«
Teddy, der gerade das Glas an den Mund geführt hatte, erstarrte mitten in der Bewegung und fragte verwundert: »Ich … du … warum?«
»Du hast sie heute schon einige Male erwähnt«, erwiderte Katricia gleichmütig. »Eigentlich immer, wenn es auch um Port Henry ging. Es wirkt fast so, als wäre sie für dich gleichbedeutend mit der Stadt.«
»Na ja, sie ist … also irgendwie stehen sie und Mabel schon für die Stadt«, brummte Teddy und schien sich unwohl zu fühlen. »Wir drei sind seit unserer Kindheit befreundet. Als die beiden geheiratet haben, war ich dabei und …« Er zuckte etwas hilflos mit den Schultern. »Wir sind eben schon lange Zeit Freunde.«
Sie registrierte, dass er ihrem Blick auswich, und musterte ihn forschend. »Warum hast du nie geheiratet?«
»Ich habe einfach nie jemanden gefunden, den ich so geliebt habe wie … den ich geliebt habe.«
»Hast du niemanden gefunden, den du geliebt hast – oder niemanden, den du so sehr geliebt hast wie Elvi?«, fragte sie trocken. Sein Versprecher war ihr nicht entgangen.
Teddy kniff die Lippen aufeinander. »Es ist schon spät. Zeit zum Schlafen«, verkündete er, setzte das Glas an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Als er weitersprach, klang seine Stimme vom Whiskey belegt. »Nimm dir einen der Schlafsäcke, die ich vorhin hereingebracht habe. Du kannst die Couch haben, ich schlafe auf dem Boden.«
Katricia sah ihn einen Augenblick schweigend an und ging dann ohne ein weiteres Wort ins Badezimmer. Als sie die Tür hinter sich zuschlug, umfing sie Dunkelheit. Sie hatte vergessen, sich aus dem Wohnzimmer eine Kerze mitzubringen. Doch dank ihrer Nachtsichtigkeit und des schmalen Streifens Mondlicht, der durchs Fenster hereinfiel, konnte sie trotzdem gut sehen. Sie betrachtete sich im Spiegel und stellte überrascht fest, dass sie erstaunlicherweise vor lauter Eifersucht noch nicht grün angelaufen war.
Sie schloss die Augen, atmete tief durch und rief sich ein weiteres Mal ins Gedächtnis, dass Teddy ihr Lebensgefährte war und dass darum all die Gefühle, die er bisher für Elvi gehegt hatte, nicht mehr zählten. Gegen das, was er bald mit ihr erleben und für sie empfinden würde, würden sie verblassen. Die Nanos irrten sich nie. Sie hatten ihn für Katricia ausgesucht und nicht für Elvi. Katricia entspannte sich ein wenig, schlug die Augen auf und begutachtete nochmals ihr Spiegelbild. In ihrem Kopf nahm ein Plan Gestalt an, mit dessen Hilfe sie ihn Elvi ganz schnell vergessen lassen würde. Sie lächelte.
Teddy starrte die geschlossene Badezimmertür an und leerte sein Glas dabei in
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