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Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft

Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft

Titel: Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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würde oder wenigstens ein buckliger Diener in einem Laborkittel, aber der Mann, der uns mit höflich fragendem Gesichtsausdruck musterte, hatte mit den üblichen Gruselfilmgestalten nichts gemein. Er war etwas größer als ich, hatte dunkelblondes Haar, Sommersprossen und ganz schwarze Augen.
    »Ja?«, sagte er.
    Es waren seine schwarzen Augen, die ihn verrieten. »Du bist der Lich, nicht wahr? Du bist … Ulfur?«
    Er sah mich verdutzt an, dann antwortete er mit einem leichten skandinavischen Akzent: »Wer seid ihr?«
    »Das ist er!« Eirik zog mich ruckartig von der Tür fort, um sich auf den Mann zu stürzen, und ich landete in einem großen Blumenkübel. Die anderen beiden stießen markerschütternde Kampfschreie aus und zückten ihre Waffen.
    »Nein! Wartet mal, Jungs … « Ich kletterte mühsam aus dem Kübel, aber als ich den Wikingern gerade befehlen wollte, sich zu bremsen, musste ich mich zur Seite werfen, um einem Pferd auszuweichen, das plötzlich aus dem Haus galoppiert kam.
    Isleif schrie etwas und stellte sich schützend vor mich, während die anderen beiden Wikinger auf das Pferd einzudreschen begannen. Mich packte das kalte Grausen, denn ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, aber als ich hinter Isleif hervorsprang, um dem Gemetzel ein Ende zu machen, war da gar nichts, was ich hätte beenden können. Sicher, Eirik und Finnvid kämpften gegen das Pferd, das sich laut wiehernd und mit fliegenden Hufen zur Wehr setzte, aber es floss kein Blut. Ich starrte die Wikinger und das Pferd einen Moment lang fasziniert an, bevor ich mich dem Mann zuwendete, der die Szene gelassen von der Tür aus beobachtete.
    »Du wohnst mit einem Geisterpferd zusammen?«, fragte ich.
    »Das ist Ragnar. Und ja, es ist ein Geist. Mein Herr wollte es nicht wieder zum Leben erwecken.«
    »Du bist doch Ulfur, nicht wahr?«, fragte ich und musterte ihn kritisch, weil ich nach Hinweisen auf böse Kräfte suchte.
    »Ja, der bin ich.« Er schaute zu den drei Wikingern, die inzwischen gemerkt hatten, dass das Pferd nicht aus Fleisch und Blut war. »Das sind auch Geister, oder?«
    »Wir sind Wikingerninjas!«, rief Eirik und stolzierte auf Ulfur zu. »Wir sind hier, um die Göttin Fran zu beschützen, also denk nicht einmal daran, sie anzugreifen, denn sonst schneiden wir dir die Leber raus und essen sie vor deinen Augen auf.«
    Ulfur zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe nicht die Absicht, jemanden anzugreifen, und eine Frau schon gar nicht. Hast du gerade ›Göttin‹ gesagt?« Er sah mich abschätzend an. »Du siehst nicht wie eine Göttin aus.«
    »Ich bin auch keine. Das ist nur ein Missverständnis. Ich bin Fran. Francesca Ghetti. Ich glaube, du hast etwas, das mir gehört. Einen Valknut.«
    Ulfurs schwarze Augen weiteten sich, dann sah er zögernd über seine Schulter, bevor er zurücktrat und mich ins Haus winkte. »Kommt herein, aber lange könnt ihr nicht bleiben. Mein Herr ist gerade nicht da. Er mag keine Besucher, besonders keine unangemeldeten.«
    Der Raum, in den er uns führte, war eine Überraschung. Bei so einem alten Haus hatte ich mit dunkler Holzvertäfelung und vielen Antiquitäten gerechnet. Aber dieser Raum, der offensichtlich dem Empfang von Gästen diente, sah aus, als hätte ihn ein hipper urbaner Satan eingerichtet. Die Wände waren aus Stein und nicht mit Holz verkleidet, der Boden bestand aus rautenförmigen, glänzenden cremefarbenen Marmorplatten, und die Möbel – unbequem aussehende Stühle und Zweiersofas mit geschwungener Sitzfläche – waren hochmodern und scharlachrot. Überall standen kopf- und armlose weiße Statuen von nackten Frauen herum.
    Ich merkte, dass die Wikinger großen Gefallen an den Statuen fanden, aber mich ließ der Raum kalt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Ragnar, das Geisterpferd, folgte uns mit zusammengekniffenen Augen und angelegten Ohren. Ich fand es etwas irritierend, dass seine Hufe keine Geräusche auf dem Marmorboden machten, aber das war nun wirklich die geringste meiner Sorgen.
    »Wir bleiben nicht lange, wenn du mir das Vikingahärta gleich zurückgibst«, sagte ich und streckte fordernd die Hand aus, während Eirik knurrend auf Ulfur zuging. »Eirik, versuchen wir es zuerst auf die höfliche Art!«
    Der empörte Blick, mit dem Eirik mich bedachte, sprach Bände. »Du hast gesagt, wir dürfen den Lich dazu zwingen, dass er tut, was wir wollen. Du hast uns versprochen, dass wir uns austoben können.«
    Ulfur wurde blass, aber er wich nicht von der Stelle.

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