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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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wurde, nicht wahr?“
    Sie drehte sich verblüfft um. „Er ist ein Sklave?“ Sie war strikt gegen die Sklavenhaltung.
    „Nicht mehr“, gab Dominic beschwichtigend zurück. „Ich habe ihn tatsächlich damals gekauft, um seine Männ... hm, sein Leben zu retten. Natürlich habe ich ihn sofort freigelassen, doch er entschied sich dafür, bei mir zu bleiben und für mich zu arbeiten.“ Grace’ Blick entging ihm nicht. „Für ein nicht unbeträchtliches Gehalt“, beeilte er sich hinzuzufügen.
    Grace wunderte sich noch immer über seinen vermeintlichen Versprecher. „Was hat dich dazu veranlasst, ihn zu kaufen? Was hast du in Wirklichkeit gerettet?“
    Er fuhr fort, als hätte sie gar nichts gesagt. „Und denke bloß nicht, dass seine Aufmachung in anderen Teilen der Welt üblich ist. Abdul hat sich so zurechtgemacht, um die hiesigen Einwohner zu beeindrucken.“
    Wenn das stimmt, dann ist es ihm auf jeden Fall gelungen, dachte Grace. Die Leute waren von überall her zusammengeströmt, drängten sich in der Halle, verrenkten die Hälse, um einen Blick auf den riesigen Fremden zu erhaschen. Natürlich tuschelten sie auch hörbar über ihn. Die drei Tickel-Mädchen standen mit großen Augen und offenen Mündern nebeneinander, strichen sich ordnend über Haare und Kleider und warfen dem großen Mann kokette Blicke zu.
    Er sah sie nicht einmal an. Im Gegenteil, er schien sich überhaupt nicht bewusst zu sein, welchen Wirbel seine Ankunft ausgelöst hatte.
    „Das gehört zu seiner Taktik“, flüsterte Dominic Grace ins Ohr. „Er will von Anfang an klarstellen, dass er anders ist als alles, was sie kennen. Er hat kein Interesse daran, beliebt zu sein und sich anzupassen. Wäre er jetzt in der Türkei, würde er sich ohne Zweifel wie ein englischer Gentleman kleiden, allerdings so übertrieben und ausgefallen, dass niemand ihn für einen echten Engländer halten könnte. In Arabien hat er sich einmal als Russe verkleidet. Die Kostüme variieren, nur der Bart bleibt immer gleich. “
    „Warum will er sich nirgends einfügen?“
    „Das dient seiner Autorität.“
    „Seiner Autorität?“
    „Abdul ist mein - nun, es gibt eigentlich gar keine angemessene Bezeichnung für seine Arbeit für mich, aber Majordomus trifft es vielleicht noch am ehesten. Er wird die Verantwortung für den Haushalt hier übernehmen. Vielleicht sogar für den ganzen Besitz - das hängt ganz davon ab, wie viel er von Jake Taskers Fähigkeiten hält.“
    „Abdul trifft die Entscheidungen?“ Grace war überrascht. „Hast du denn gar kein Wort mitzureden?“
    „Natürlich, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, Abdul einfach schalten und walten zu lassen. Seine Methoden sind etwas unorthodox, aber über alle Maßen wirkungsvoll. Außerdem stehen meine Interessen für ihn stets an allererster Stelle. Er ist eine echte Rarität - ein unbestechlicher Angestellter.“
    Und dann stand Abdul auch schon vor ihnen und verbeugte sich mit einer fließenden Bewegung vor seinem Herrn. Zu Grace’ Erstaunen, sprach er Arabisch mit Dominic. Grace war begeistert. Sie hatte die Sprache studiert, aber noch nie jemanden gehört, der sie von Geburt an gelernt hatte. Leider redete er zu schnell, sodass sie kaum etwas verstehen konnte.
    Dominic neigte den Kopf und sagte auf Englisch: „Willkommen im Haus meines Vaters, Abdul. Wie du siehst, bedarf es dringend deiner Fähigkeiten.“
    Abdul richtete sich wieder auf und ließ den Blick über die anderen Anwesenden schweifen, ehe er ihn auf Grace richtete und sie aus schmalen Augen prüfend ansah. Sie fühlte sich ein wenig verlegen, hob aber das Kinn und betrachtete ihn ähnlich eingehend. Die schwarzen Augen funkelten auf. Er sah zwischen ihr und Dominic hin und her und räusperte sich schließlich vielsagend.
    „Das ist Miss Greystoke“, stellte Dominic sie pflichtschuldigst vor.
    Grace streckte ihre Hand aus, und zu ihrer Überraschung ergriff Abdul sie. Er verneigte sich und zog ihre Hand ehrerbietig an seine Stirn. „Ich grüße dich, Abdul, möge der Friede mit dir sein“, sagte sie vorsichtig und etwas scheu auf Arabisch.
    Er sah sie verblüfft an, dann breitete sich ein atemberaubendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Meinen Dank, Sitt, möge der Friede auch mit Ihnen sein“, antwortete er ganz langsam, damit sie ihn auch verstehen konnte. Sitt war das arabische Wort für Herrin.
    Grace war überglücklich. Sie hatte zum ersten Mal Arabisch gesprochen - und es hatte funktioniert!

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