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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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anders als die anderen und fremdartig gewesen. Und in den Ferien war er aus seiner eigenen Familie ausgeschlossen worden, ohne die Erlaubnis, wenigstens von einer anderen Familie aufgenommen zu werden.
    Ganz allein hatte er sich einen Platz in der Welt geschaffen, eine ganze Flotte von Handelsschiffen aufgestellt und sich unabhängig gemacht von allem - außer von seiner Vergangenheit. Da war diese Rache, die er im Namen seiner toten Mutter üben wollte. Schuldgefühle konnten eine schwere Last sein. Machte er sich etwa auch den Tod seiner Mutter zum Vorwurf?
    Grace wusste von ihrer ältesten Schwester Prudence, dass es sich einem Kind tief in die Seele brannte, wenn man ihm zu früh Verantwortung aufbürdete. Es hatte Jahre gedauert, bis Prudence aufgehört hatte, sich für das Glück und das Wohlergehen ihrer Schwestern verantwortlich zu fühlen. Noch immer verfiel sie gelegentlich in diese Rolle, und die anderen mussten sie in die Realität zurückholen.
    Aber wenigstens waren Prudence’ Schwestern alle noch am Leben.
    Schließlich lockerte er seine Umarmung und hob den Kopf. „Es tut mir leid“, sagte er knapp. Grace sah ihm an, dass er verlegen war. „Es war ein ... schwieriger Tag. Unerwartet.“
    Sie schmiegte sich an ihn und rieb ihre Wange an seiner. „Erzähl mir davon.“ Ohne es zu merken war sie zum Du übergegangen.
    Unwillkürlich drückte er sie wieder fester an sich. „Ich war mir so sicher ... “ Er verstummte und runzelte die Stirn.
    „So sicher über was?“
    „Zu wissen, was ihrem Wunsch nach mit diesem Besitz geschehen sollte. “
    „Du meinst deine Mutter?“
    „Hm.“ Er nickte tief in Gedanken versunken. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Für mich fühlt es sich so an, als wäre sie heute aus ihrem Grab geholt worden.“
    Sie hielt ihn ganz fest, außerstande, Worte des Trostes zu finden.
    Lange Zeit schwiegen beide. „Ich dachte immer, sie hätte Wolfestone gehasst, aber mittlerweile ... bin ich mir da nicht mehr so sicher.“
    Plötzlich hatte Grace genug davon. Er steckte noch so tief in der Vergangenheit, das war einfach nicht gesund. „Du kannst dir nicht ständig den Kopf darüber zerbrechen, was für Gründe und Absichten sie vielleicht gehabt hat.“ Er antwortete nicht. „Wenn du so weitermachst, wirst du noch verrückt werden.“ Jetzt wollte er etwas sagen, aber sie legte ihm die Hand auf den Mund. „Still, lass mich ausreden. Du sprichst dauernd über deinen Vater und deine Mutter - verzeih mir, dass ich das so unverblümt äußere, aber sie sind beide tot. Und sämtliche Pläne und Träume, die sie in Bezug auf dich oder diesen Ort hatten, sind mit ihnen gestorben. Du kannst nicht wissen, was sie vorhatten, und für sie spielt es auch keine Rolle mehr. Du kannst dich nicht ewig an die Toten binden. Du bist hier, sie sind es nicht. Du lebst. Du und deine Zukunft, das ist es, worauf es jetzt ankommt - auf deine Hoffnungen, deine Pläne, deine Träume.“
    Er starrte sie an.
    „Nun, Dominic Wolfe, wie sehen deine Träume aus?“
    Eine Weile sagte er nichts, er schien über ihre Worte nachzudenken. Grace wartete gespannt. Während sie gesprochen hatte, war er ein Stück von ihr abgerückt. Ohne seine Wärme fror sie plötzlich. Sie war sehr direkt gewesen, beinahe unhöflich. Sie hatte seine Gefühle in einem Moment verletzt, in dem ihn die Empfindungen der Vergangenheit eingeholt und aufgewühlt hatten. Ob sie ihn beleidigt hatte?
    Zuerst wirkte seine Miene beinahe ausdruckslos, fast wie erstarrt. Dann schüttelte er sich leicht und in seine Augen trat ein Funkeln. Sie hatte seine Gefühle verletzt. Also doch.
    Er legte ihr seine Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen. „Du willst wissen, wovon ich träume?“ Er packte ihre Schultern fester und atmete tief durch. „Von dir.“ Er zog sie zurück in seine Arme. „Du bist alles, was ich mir erträume.
    Du bist alles, was ich will.“ Und dann küsste er sie, zärtlich, leidenschaftlich und besitzergreifend.
    Grace schmolz dahin. Alle ihre Zweifel und Ängste lösten sich in Luft auf. Sämtliche Vorsätze, ihn auf Distanz zu halten, waren vergessen. Sie wollte ihn. Mehr noch, sie brauchte ihn.
    Und er brauchte sie.
    „Dominic.“ Sie schlang die Arme um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss mit all der Sehnsucht, die verborgen in ihr geschlummert hatte. Allein sein Geschmack brachte ihr Blut in Wallung, und sie verspürte eine berauschende, erregende Vorfreude auf das, wofür sie sich längst

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