Ein verführerischer Akt
Rebecca zu ihm ging, sich auf seinen Schoß setzte und die Arme zärtlich um seinen Nacken legte.
»Zumindest ist mit dem Chief Inspector alles so gelaufen, wie du es erwartet hast«, meinte sie.
»Du hast seine Fragen gut beantwortet. Er war beeindruckt und hat sich bereiterklärt, so wenig Einzelheiten wie möglich an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, um meine jungen Cousinen zu schützen. Mehr kann man leider nicht tun, um die Zeitungen, die immer so erpicht auf Sensationsmeldungen sind, in Schranken zu halten.«
Sie nickte und streichelte seinen Haaransatz im Nacken. »Bin ich jetzt dran mit Reden?«
Er lächelte. »Aber immer doch.«
»Ich bin dir so dankbar.«
Sie sah, dass er schon die Stirn runzeln wollte, und legte eine Hand auf seinen Mund, ehe er etwas sagen konnte.
»Nein, hör mir zu. Du darfst dir nicht die Schuld an den Ereignissen geben, die dein Onkel in Gang gesetzt hat. Und deshalb musst du mir versprechen, damit aufzuhören. Versprochen?«
Nach einer Weile nickte er, und als er begann, an ihren Fingern zu knabbern, lächelte sie und zog ihre Hand weg.
»Ich bin noch nicht fertig. Also hör auf, mich abzulenken. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir zugetraut hast, dir bei dieser ganzen Geschichte hier zu helfen. Dass du mich nicht nach Hause geschickt hast – das Geld dafür hättest du schon irgendwie aufgetrieben. Und danke vor allem, dass du mich als ebenbürtig behandelst. Das kommt nicht häufig vor zwischen Mann und Frau. Du hast dich verändert.«
Er verdrehte die Augen.
»Der alte Julian hätte alles selbst in die Hand genommen.«
»Das habe ich schließlich versucht.«
»Ja, hast du, aber am Ende dann doch Kompromisse geschlossen. Und das weiß ich mehr zu schätzen, als du ahnst.«
»Darf jetzt ich etwas sagen?«
Er rückte sie auf seinen Knien so zurecht, dass sie ihn direkt ansehen konnte.
Sie grinste. »Na gut.«
Ernst sagte er: »Ich liebe dich, Rebecca.«
Ihr Lächeln verschwand, und sie stellte fest, dass sie verwirrt und den Tränen nahe war. Sie blinzelte. »Julian …«
»Nein, lass mich zu Ende reden.« Er berührte ihr Haar, ihre Arme, nahm dann ihre Hände. »Ich liebe deinen Mut und deine Zuversicht, deine fröhliche Abenteuerlust.«
Sie mochte es nicht länger anhören. »O bitte. Ich habe mich letztlich absolut kindisch verhalten, indem ich so getan habe, als sei diese ganze schreckliche Sache nichts anderes als ein amüsantes Abenteuer. Ich hatte gar keine Ahnung, wie viel Wut noch in mir war. Niemand schuldet mir etwas, nur weil ich als Kind viel krank war. So viele Menschen leiden wirklich und stellen sich trotzdem mutig ihrem Leben.«
»Genau wie du, mein Liebling.« Er drückte ihre Hände. »Du hast mir geholfen zu erkennen, dass ich beinahe an meiner Wut erstickt wäre. Ich lebte tatsächlich in der Vergangenheit, weil ich nicht verzeihen konnte. Du hattest in jeder Hinsicht recht. Jetzt möchte ich alles richtig machen. Ich liebe dich, Rebecca«, sagte er wieder, und Freude schwang in seiner tiefen Stimme mit. »Würdest du es in Erwägung ziehen, mich zu heiraten, wenngleich ich mich nie auf die Suche nach Grabschätzen in Ägypten mache oder einen Urwald erforsche?«
Sie lächelte, während ihr die erste Träne über die Wange rollte.
Er wischte sie mit dem Daumen weg und fuhr mit sanfter Stimme fort: »Lass uns eine gemeinsame Zukunft haben, Liebling. Man kann nicht leben, als sei jeder Tag der letzte, weil man vorzeitig zu sterben fürchtet. Du bist stark, du wirst leben.«
Sie fing an zu schlucken, während die Tränen ihr aus den Augen rannen. »O Julian, ich liebe dich auch.«
Er atmete tief durch, erst jetzt wirklich beruhigt.
»Ich werde dich heiraten«, erklärte sie, »und mich mit einer Hochzeitsreise nach Italien zufriedengeben. Vorerst.«
Er lachte und umarmte sie. Dann hob er den Kopf, um ihr ins Gesicht zu schauen. »Nicht einmal die größten Gemälde Europas können dir das Wasser reichen.«
Sie musterte ihn skeptisch. »Heißt das, dass für dich die Wette wegen des Bildes immer noch läuft?«
Er griff unter sein Hemd, holte das Collier hervor und legte es ihr um den Hals. »Ich habe bereits den höchsten Preis gewonnen: deine Hand. Dennoch fände ich es interessant zu hören, wie sich Peter und Leo gegen solch würdige Gegner wie Elizabeth und Susanna gehalten haben.«
»Das werden wir später in Erfahrung bringen«, erwiderte sie und rückte dichter an ihn heran, bis ihre Stirn die seine berührte. »Wir
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