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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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»Roger sagte, ich würde ganz entzückend auf der Leinwand aussehen.«
    »Das haben Sie bestimmt getan. Mich hat er ebenfalls gemalt, vor kurzer Zeit erst, und ich trug auf dem Gemälde die Kette mit dem Diamanten.«
    Der Blick von Lady Florence wurde zunehmend verwirrter, je länger Rebecca redete.
    »Er sagte, er hätte noch nie ein so schönes Modell gemalt wie mich«, fuhr Rebecca lächelnd fort.
    »Das stimmt nicht«, widersprach Florence aufgebracht. »Sagt ihr, dass es nicht stimmt.«
    Die letzten Worte richtete sie ganz offensichtlich an ihre imaginären Begleiter. Rebecca empfand leichte Schuldgefühle, weil sie sich die Krankheit der Frau zunutze machte, doch andererseits ließ Windebank seine Männer gerade auf Julian schießen.
    »Natürlich stimmt es«, beharrte Rebecca und ging auf die Frau zu. »Ich bin jünger, hübscher. Der Diamant lag zwischen meinen Brüsten, und das hat Roger besonders gefallen.«
    »Hören Sie auf«, kreischte die andere in höchsten Tönen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und ihr Körper zitterte unkontrolliert.
    »Und wissen Sie was …? Lord Parkhurst wird ihn mir schenken.«
    »Sie werden ihn nie bekommen!«
    »Warum denn nicht? Sie wollen ihn schließlich gar nicht, denn sonst hätten Sie ihn kaum freiwillig hergegeben.«
    Schreiend und um sich schlagend stürzte sich die Frau jetzt auf sie. Rebecca sprang schnell hinter das Sofa, rannte zur Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen. Offenbar hatte jemand von außen hinter Lady Florence abgeschlossen, die jetzt erneut auf sie zustürzte, um sie zu attackieren. Rebecca stieß einen absichtlich lauten, langen Schrei aus und versuchte die kratzenden Hände abzuwehren oder festzuhalten. Meist vergeblich, weil die Angreiferin ungeahnte Kräfte entfesselte.
    Jemand klopfte an die Tür, aber sie konnte nichts verstehen, weil das Kreischen der Irren jedes andere Geräusch überdeckte. Rebecca warf sich zur Seite, zog Florence mit, und die Tür sprang auf.
    »Aufhören«, brüllte eine Männerstimme.
    Es war nicht Windebank, sondern der widerliche Kerl aus der Kutsche, der sie jetzt von der Hausherrin wegriss und festhielt. Trotzdem hörte diese nicht mit ihren Angriffen auf, gegen die Rebecca sich mit Tritten zur Wehr zu setzen versuchte.
    Wo war Windebank?
    Und wie lange konnte sie das hier noch durchhalten?

Kapitel 24
    Im Schutze der Dunkelheit gelang es Julian, bis zum Haupteingang des Herrenhauses vorzudringen. Er kauerte sich schwer atmend neben einen Busch rechts von der Tür und betastete seinen Oberarm. Zum Glück schien es nur ein Streifschuss gewesen zu sein, nichts Ernstes also. Den Mann dagegen, der dafür verantwortlich war, hatte er aus einem Hinterhalt außer Gefecht setzen können. Seine Waffe, obwohl leer, nahm er an sich. Wer weiß, vielleicht konnte er damit zumindest bluffen.
    Obwohl sie immer noch im Park Jagd auf ihn machten, schien es ihm gelungen zu sein, sie vorerst abzuschütteln. Er dankte Gott – und Windebank –, dass seine Verfolger sich nicht gerade durch große Treffsicherheit auszeichneten.
    Er fasste nach dem Türgriff und stellte fest, dass nicht abgeschlossen war. Natürlich nicht, denn sein Onkel legte es bestimmt darauf an, ihn ins Haus zu locken. Wahrscheinlich warteten seine Männer bereits auf ihn und überwachten jeden Eingang. Folglich war es egal, wo er es versuchte.
    Immer noch kauernd öffnete er die Tür und stieß sie weit auf. Nichts passierte. Er machte einen Hechtsprung nach drinnen, rollte sich ab und krachte unsanft gegen einen Schrank. Immer noch geschah nichts. Die Eingangshalle, von der man in einen Salon und das Musikzimmer gelangte, war kostbar eingerichtet, genau wie er es in Erinnerung hatte. Auch an den langen Gang, der von hier aus in einen anderen Flügel führte, konnte er sich erinnern.
    Aus dieser Richtung drangen jetzt Geräusche an sein Ohr. Waren das Schreie? Gebückt rannte er zu dem Durchgang mit dem Bogen und spähte vorsichtig um die Ecke. Die meisten Türen waren geschlossen, doch am Ende des Flures, wo die große Bibliothek lag, sah er einen Spalt Licht, und von dort kamen die Schreie.
    »Es reicht!«
    Er erkannte die Stimme seines Onkels, die den Befehl brüllte. So leise wie möglich eilte Julian durch den Gang, den Rücken die ganze Zeit angespannt und ständig auf dem Sprung, falls sich eine der Türen öffnete, aber nichts dergleichen geschah. Dicht an die Wand gedrückt näherte er sich der Bibliothek. Die nutzlose Pistole baumelte in seiner

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