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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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»Es ist alles außer Kontrolle geraten. Ich wollte nicht, dass irgendeinem ein Haar gekrümmt wurde. Alles hätte reibungslos klappen und perfekt ineinandergreifen sollen …«
    Julian erkannte plötzlich, wohin es im äußersten Fall führen konnte, wenn man sich zu sehr auf eine Sache fixierte. Selbst das Bestreben, andere schützen zu wollen, rechtfertigte nicht jedes Mittel.
    Lady Florence begann wieder herumzulaufen, obgleich nicht so hektisch wie zuvor. Sie musterte Rebecca mit nachdenklich zur Seite gelegtem Kopf, und auch auf ihrem Mann blieb ihr unsteter Blick immer wieder haften. Julian rührte sich nicht, sondern wartete auf den richtigen Augenblick, um einzugreifen.
    »Weißt du was – er hat mich gelangweilt«, erklärte Lady Florence in fast singendem Tonfall und an keine spezielle Person gerichtet.
    Windebank erstarrte, und bevor er etwas sagen konnte, hakte Julian nach: »Wer hat dich gelangweilt, Florence?«
    »Der Stein natürlich«, erwiderte sie mit einem verträumten Lächeln. »Der mit dem komischen Namen.« Sie kicherte.
    »Nicht, Florence«, flüsterte Windebank.
    Julian schaute Rebecca fest an und versuchte sie wortlos zur Geduld zu mahnen, damit sie nichts Unüberlegtes tat. Sie zuckte leicht mit den Schultern, als wisse sie nicht, was er wollte.
    Windebanks Aufmerksamkeit gehörte jetzt uneingeschränkt seiner Frau, während die Pistole unpräzise auf eine Stelle zwischen Rebecca und Julian zielte.
    »Ich war gelangweilt, so schrecklich gelangweilt«, fuhr Florence fort, während sie mit einer Strähne ihres Haares spielte, die ihr auf die Schulter gefallen war. »Ich schenkte ihn Roger, nachdem ich mit ihm geschlafen hatte.«
    Ihr Mann sah aus, als habe ihn der Schlag getroffen. Offenbar war ihm nie in den Sinn gekommen, Eastfield könnte die Wahrheit gesagt haben. Hatte er seiner labilen Frau tatsächlich vertraut – oder ihr einfach nur unbedingt glauben wollen, nachdem er bereits zu tief in die Sache verstrickt war?
    »Florence, sei still«, sagte Windebank und wirkte so, als müsse er alle Kraft aufbringen, um seine bebende Stimme gelassen klingen zu lassen. »Nichts davon ist wahr. Du weißt, dass ich alles für dich tun würde. Julian hat den Diamanten. Ich werde den Stein für dich zurückholen, wenn du dich jetzt ruhig verhältst, damit ich die Sache erledigen kann.«
    Julian war sich nicht sicher, ob sie überhaupt zuhörte, denn ihr Blick schien abzuschweifen, und ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen.
    »Du bist ein Narr, Harold«, sagte sie.
    Windebank starrte seine Frau fassungslos an.
    »Du hast mich nie glücklich machen können, und ich habe dich ohnehin niemals geliebt.«
    Sein Gesicht verzerrte sich plötzlich, drückte nichts als Wut und Qual und Abscheu aus, als er einen Schritt auf Florence zumachte.
    Und dann ging alles so schnell, dass Julian es im Einzelnen kaum mitbekam. Er sah, dass Rebecca, Windebanks Fassungslosigkeit ausnutzend, sich näher an den Kamin heranschob, blitzschnell nach dem Schürhaken griff, bevor Windebank herumwirbelte und erneut die Waffe auf sie richtete. Julian erkannte voller Verzweiflung, dass er zu weit von seinem Onkel entfernt stand, um das Unausweichliche noch zu verhindern.
    Als er schon das Ende für sie gekommen sah, zerschmetterte seine Tante plötzlich eine schwere Vase auf dem Kopf ihres Mannes. Dessen Pistole ging zwar los, traf aber nur einen Spiegel, wie Julian zu seiner unendlichen Erleichterung feststellte. Ohne sich um den leblos am Boden liegenden Mann und die verwirrte Frau zu kümmern, eilte er zu Rebecca hinüber und schlang die Arme um sie. Und einen kurzen, erlösenden Moment klammerten sie sich aneinander.
    »Deine Tante«, flüsterte sie und deutete auf Florence.
    Einen Arm immer noch um Rebecca gelegt drehte er sich um und sah sie dastehen, wie sie verzweifelt über ihrem Ehemann die Hände rang.
    »Da ist ja so viel Blut«, sagte sie und schaute die beiden verständnislos an. »Was ist passiert?«
    Julian ging zu ihr. »Setz dich zu Miss Leland, Florence, während ich mich um Harold kümmere.«
    Sie nickte und ließ sich von Rebecca zu einem Sofa am anderen Ende des Raumes führen. »Kenne ich Sie, Miss Leland?«
    »Ich nehme doch an, dass Sie meine Mutter, Lady Rose Cabot Leland, kennen?«
    »O ja, natürlich!«
    Da von ihr nichts mehr zu befürchten schien, kniete Julian sich neben Windebank nieder. Aus einer Kopfwunde floss Blut, das bereits eine kleine Pfütze auf dem Teppich gebildet hatte, doch er

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