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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Fenster, durch das ein breiter Strahl Sonnenlicht ins Zimmer fiel. Gütiger Himmel, wie spät war es?
    »Ja, danke. Ich stehe jetzt auf.«
    Fitchett entfernte sich. Alicia rief sich zur Ordnung, zwang ihre matten Muskeln, sich zu bewegen, und schlug die Decke zurück, stieg aus dem Bett.
    Als Fitchett mit dem Wasser zurückkam, hatte sie das Bett bereits abgezogen; es war schlicht unmöglich gewesen, den Schaden zu beheben, sodass es nicht auffiel. Als Fitchett verwundert auf den Haufen Bettwäsche starrte, winkte sie ab.
    »Ich habe beschlossen, die Laken zu wechseln. Es ist ja nur ein Tag früher als sonst.«
    Zu ihrer Erleichterung schnaubte Fitchett nur.
    Sie wusch sich und zog sich rasch an, dann eilte sie nach unten und entdeckte, dass am Frühstückstisch Chaos regierte. Adriana hatte ihr Bestes gegeben, aber es mangelte ihr an Alicias Autorität. Nachdem sie an ihre Manieren erinnert worden waren, setzten die Jungen Engelsmienen auf und benahmen sich.
    »Ich habe verschlafen«, erwiderte sie auf Adrianas fragenden Blick hin. Es war keine gute Entschuldigung - sie verschlief schließlich niemals -, aber das war alles, was ihr einfallen wollte. Sie griff nach der Teekanne und schenkte sich eine Tasse ein, trank daraus und entspannte sich. Mit einem Mal fiel ihr auf, wie hungrig sie war. Sogar praktisch ausgehungert.
    Jenkins kam herein, und sie besprachen den Wochenunterricht für die Jungen, während sie herzhaft zulangte.
    Als der Hauslehrer mit den Jungen im Schlepptau ging, betrachtete Adriana ihre Schwester stirnrunzelnd.
    »Nun, krank scheinst du jedenfalls nicht zu sein - mit deinem Appetit ist alles in Ordnung.«
    Sie hob die Scheibe Toast, an der sie zu knabbern begonnen hatte, und griff nach ihrer Tasse.
    »Ich habe nur einfach länger geschlafen als sonst.«
    Adriana schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    »Du musst schlecht geträumt haben.«
    Die Erinnerung kam zurück, und Alicia hätte sich fast an ihrem Tee verschluckt.
    »Gehen wir trotzdem heute zu Mr. Pennecuiks Laden?«
    Sie nickte.
    »Ja - das müssen wir, wenn wir uns wie geplant neue Kleider nähen wollen.« Sie stellte ihre Tasse wieder ab und begann weiter ihren Toast zu essen.
    »In zwanzig Minuten - ich muss erst noch mit der Köchin reden, bevor wir aufbrechen.«
    Der Rest des Tages verging wie im Flug; sie hatte zuvor gar nicht bemerkt, wie wenig Zeit ihr für sich selbst blieb, ungestörte Zeit, in der sie in Ruhe nachdenken konnte. Wenn sie und Adriana nicht unterwegs waren, irgendein gesellschaftliches Ereignis besuchten, dann wollte sicherlich ein Mitglied des Haushaltes etwas mit ihr besprechen oder ihre Brüder bedurften der Aufsicht und Anleitung oder …
    Jetzt aber musste sie dringend nachdenken, möglichst ungestört - das erkannte sie, wusste, sie müsste innehalten und überlegen, ihren Verstand dazu bringen, anständig zu arbeiten, bis sie Tony das nächste Mal traf. Sie hatte einen bedeutenden Schritt gewagt, hatte eine wesentliche Wendung genommen - die sie vielleicht nicht hätte nehmen sollen, für die sie sich aber freiwillig entschieden hatte. Es war eindeutig dringend notwendig, dass sie im Geiste alles in Ruhe durchging und erwog.
    All das war klar gewesen - doch als sie schließlich wieder allein in ihrem Zimmer war, ein Bad nahm und sich dann für den Abend ankleidete, entdeckte sie, dass ihr Verstand einen eigenen Willen besaß.
    Wenn es darum ging, was in den frühen Morgenstunden geschehen war, weigerte er sich, den nächsten Schritt zu gehen - obwohl sie sich an jedes Detail erinnerte, neu durchlebte. Es war, als hätte ein Teil ihres Gehirns beschlossen, dass die Ereignisse in gewisser Weise heilig waren und keiner weiteren Betrachtung bedurften. Keiner Untersuchung, keiner Analyse, keiner Klärung.
    Es war beinahe so, als hätte sie an einer Wegkreuzung gestanden und konnte nun, da sie sich für eine Richtung entschieden hatte, nicht mehr sehen, was vorher gewesen war. Was ihr einzig die Möglichkeit eröffnete, nach vorne zu schauen auf einen Weg, den sie zuvor nie in Erwägung gezogen hatte zu nehmen.
    Sie gab ihrer Frisur den letzten Schliff, blieb stehen und betrachtete sich selbst im Spiegel. Sie sah immer noch genauso aus, aber … Da war etwas in ihren Augen oder vielleicht auch in ihrer Haltung, so, wie sie dastand, das ihr verriet, dass sie nicht länger dieselbe Frau wie noch am Tag zuvor war.
    Sie hatte sich verändert, und das bedauerte sie nicht. Es gab nur wenig in dieser Welt, wofür

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