Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
sie auch nur eine Minute der Zeit eingetauscht hätte, die sie in Tonys Armen verbracht hatte.
    Es stimmte, es war witzlos, nach hinten zu schauen. Sie war jetzt seine Mätresse.
    Und wenn sie auch jetzt nicht wusste, was dieser Status genau mit sich brachte oder wie sie damit fertig werden sollte, dann würde sie es eben einfach lernen müssen.
    Sie schaute einen Moment im Spiegel in ihre Augen, dann ließ sie ihren Blick über die eleganten Linien des dunkellila Abendkleides wandern, das Adriana entworfen und sie und Fitchett geschneidert hatten. Der herzförmige Ausschnitt betonte ihren Busen, ohne zu auffällig zu sein. Die hoch angesetzte Taille lenkte dezent den Blick auf ihre schlanken Hüften und die langen Beine, während die kleinen schulterfreien Ärmel ihren anmutigen Nacken und die zarten Schultern ins rechte Licht rückten.
    Sie wandte sich ab, nahm ihren Schal und das Retikül und ging zur Tür. Es war ein Glück, dass sie immer schon schnell gelernt hatte.

    Der Lärm und das Stimmengewirr der guten Gesellschaft wurde lauter, als Tony oben auf den Stufen, die in Lady Hamiltons Ballsaal hinabführten, stehen blieb. Die Gesellschaft, zu der Ihre Ladyschaft geladen hatte, fand traditionell in der Woche vor dem offiziellen Beginn der Saison statt; die Elite der Gesellschaft war beinahe vollzählig in der Hauptstadt versammelt - jeder, der etwas auf sich hielt, war gekommen.
    Er musterte das Meer farbenfroher Kleider, schimmernder Locken, im Licht der Kronleuchter glitzernder Juwelen und verspürte Erleichterung, als er Alicia entdeckte, die am Rand des Saales stand, unweit von Adrianas Hofstaat und halb verdeckt davon. Die Erleichterung starb jedoch einen schnellen Tod, als eine nähere Betrachtung die Erkenntnis brachte, dass drei der Herren zwischen Alicia und Adriana sich nicht mit der jüngeren der beiden Schwestern unterhielten.
    Sein Kinn schob sich energisch vor, und er begann mit gespielter Unbekümmertheit die Stufen hinabzusteigen. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und begab sich geradewegs zu Alicia.
    Sie begrüßte ihn mit einem herzlichen Lächeln, das viel dazu beitrug, seine Verstimmung zu lindern.
    »Guten Abend, Mylord.«
    Er nahm die Hand, die sie ihm anbot, hob sie kühn an seine Lippen und trat dabei gleich dichter zu ihr.
    »Guten Abend, meine Liebe.«
    Ihre grüngoldenen Augen weiteten sich erschreckt. Sein ungezwungenes Lächeln verlor etwas von seiner Ungezwungenheit, als er sich ihre Hand auf den Arm legte und sich neben sie stellte - eindeutig besitzergreifend.
    Mit einer Miene vornehmer Langeweile blickte er die Herren an, die mit ihr gesprochen hatten.
    »Morecombe. Everton.« Man tauschte die üblichen Floskeln aus. Den letzten Mann kannte er nicht.
    »Darf ich Lord Charteris vorstellen?«
    Der hochgewachsene hellhaarige Dandy verneigte sich.
    »Torrington.«
    Tony erwiderte die Verbeugung mit einem Nicken.
    Charteris richtete sich auf und warf sich in die eher schmale Brust.
    »Ich habe gerade Mrs. Carrington die jüngste Aufführung im Theatre Royal beschrieben.«
    Tony ließ zu, dass Charteris, der sich offensichtlich für einen modebewussten Mann von Welt hielt, sie mit seiner Anekdote unterhielt. Seiner Meinung nach stellte er keine Bedrohung dar. Morecombe hingegen stand auf einem ganz anderen Blatt. Obwohl verheiratet, war er ein stadtbekannter Frauenheld, ein Wüstling und lasterhafter Spieler. Was Everton betraf, so gehörte er zu der Sorte Mann, dessen Obhut niemand seine Schwester anvertrauen würde. Und auch nicht seine altjüngferliche Tante.
    Aber beide hatten eindeutig ein Auge auf Alicia geworfen.
    Hinter seiner höflichen Maske achtete er auf die Unterströmungen in der kleinen Gruppe, konzentrierte sich auf die Männer, sodass es ein paar Minuten dauerte, bis ihm auffiel, dass Alicia ihm immer wieder verstohlene Blicke von der Seite zuwarf. Erst da merkte er, dass sie sich zwar nicht direkt schüchtern verhielt, aber irgendwie verunsichert wirkte.
    Es verging noch einmal eine kleine Weile, ehe er erkannte, dass die Verunsicherung nicht von einem der drei Herren herrührte, sondern mit ihm zu tun hatte.
    Er wartete, bis Walzertöne erklangen. Während er ihr in die Augen schaute, legte er seine Hand über ihre auf seinem Arm.
    »Mein Tanz, glaube ich.«
    Sein Tonfall machte klar, dass er nicht den geringsten Zweifel hegte. Da sie zuvor nicht darüber gesprochen hatten, war es offenkundig, dass es sich um eine ältere Abmachung handelte.
    Flüchtig

Weitere Kostenlose Bücher