Ein verführerischer Schuft
er ihm in den Ballsaal.
»Sorge du nur dafür, dass ich wenigstens eine halbe Stunde Zeit habe.«
Tony sah ihn an, dann wieder zu seiner Beute - und lächelte.
»Eine halbe Stunde wird kein Problem sein.«
Alicia aus dem Ballsaal und in den kleinen Salon am Ende des Ostkorridors zu locken - einen Raum, an den sich Tony noch von dem lang zurückliegenden Erkundungsgang erinnerte - war die Hauptschwierigkeit. Es gelang ihm vor allem durch das schlichte Mittel, schnell auf sie einzureden.
Sein Thema würde ihr Interesse fesseln, da war er sicher - der Unterschied zwischen weltmännischen und gebildeten Herren wie Sir Freddie Caudel und grundanständigen, ehrlichen Männern vom Land, wie Geoffrey Manningham sie verkörperte.
»Ich wusste gar nicht, dass er in der Marine gedient hat.«
Alicia wirkte nachdenklich.
»Und ich glaube auch nicht, dass Adriana es weiß.«
»Verständlicherweise spricht er nicht gerne darüber, aber er ist für seine Verdienste ausgezeichnet worden. Und dann ist da natürlich auch noch …«
So redete er weiter, griff auf alles zurück, was er über Geoffrey wusste, schmückte es schamlos aus, um ihn im Vergleich mit Sir Freddie besser abschneiden zu lassen. Ihre Augen waren auf sein Gesicht gerichtet, in Gedanken war sie bei dem, was er sagte, sodass Alicia gar nicht merkte, wie er sie in den Flur brachte, der neben dem Ballsaal entlangführte. Als sie den Kopf wenden wollte, erwähnte er Geoffreys Mutter - sofort schaute sie wieder ihn an. Seine Finger lagen fest über ihren auf seinem Ärmel, während er sie weiter und weiter vom Saal wegschaffte.
Als er die Tür zu dem kleinen Nebenzimmer öffnete, trat sie freiwillig über die Schwelle, so gefangen war sie von dem Bild, das er von Geoffreys Landsitz und der Umgebung malte, den welligen Feldern, die sich zum Fluss hin senkten, den blauen Bergen in der Ferne und der Ebene von Exmoor, die sich bis zum Horizont hin erstreckte.
Gestikulierend drehte sie sich zu ihm um.
»Es klingt nach einem höchst idyllischen Ort.«
Vieles von dem, was er ihr da beschrieben hatte, waren seine Ländereien, seine Kindheitserinnerungen an seine Heimat; sein Lächeln war aufrichtig.
»Das ist es auch.«
Er schloss die Tür; und ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen, ließ er den Riegel zuschnappen. Das Geräusch brach den Bann.
Sie blinzelte und schaute sich um. Ein dreiarmiger Leuchter spendete warmen Kerzenschein in dem kleinen Zimmer. Außer einer Chaiselongue waren die einzigen Möbel ein Tischchen und ein schweres Sideboard aus Mahagoni. Sie sah ihn an. Direkt.
»Warum sind wir hier?«
Er zog die Brauen hoch.
»Rate mal.«
Argwohn glomm in ihren Augen auf; wie gewöhnlich machte sie keine Anstalten, ihre Gedanken zu verbergen. Er konnte in ihrer Miene lesen, dass sie nach einer passenden Antwort suchte, Ausflüchten, einer Ablehnung, aber als er näher trat … weiteten ihre Augen sich - er konnte praktisch sehen, wie ihr Verstand langsamer wurde …
Er griff nach ihr, zog sie sachte an sich.
Sie kam ohne Zögern oder Sträuben, die Hände zu seiner Brust gehoben. Ihr Blick fiel auf seine Lippen.
»Ich … äh … ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, langsamer …«
»Das haben wir.« Er zog sie näher zu sich, drückte sie an sich und beugte den Kopf.
»Und das tun wir auch.« Er küsste sie, kurz und fest.
»Wir gehen ganz langsam voran, einen kleinen Schritt nach dem anderen.«
Wieder nahm er ihren Mund; sie überließ sich ihm freiwillig, hob ihm dem Kopf entgegen und öffnete die Lippen, hieß ihn willkommen. Ihre Hände umklammerten seine Schultern, während er ihre Sinne fesselte und sie tiefer in den Austausch verstrickte, in das sinnliche Spiel, das sie beide so genossen.
Lippen kosteten, streichelten und übten Druck aus, Münder verschmolzen. Beide nahmen und gaben, entzückten und erforschten.
Alicia wurde von einer köstlichen Empfindung nach der anderen überrollt, in eine Welt gezogen, in der sinnliche Genüsse regierten - und entfesselte, verbotene Lust, die süchtig machte.
Gleichgültig, dass ein kleiner Teil ihres Verstandes sie zu warnen versuchte, sie davon überzeugen wollte, die Gefahr zu erkennen, die ihr drohte - ihre Sinne, ihre Nerven und ihre Haut, kurz ihr ganzer Körper, und sogar der Großteil ihres Verstandes -, alles verlangte, dass sie weitermachte, dem Weg folgte, auf den er sie führen wollte, den Augenblick zu nutzen und mehr zu lernen, zu erfahren und zu fühlen.
Über sich
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