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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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Luder die skandalumwitterte, sehr verheiratete Lady Carnelia Hightower meinte. Obwohl sie innerlich kochte, sagte sie nichts. Es war besser, die Herren nicht daran zu erinnern, dass eine Dame mit in der Kutsche saß, denn dann hätten sie sich ihre infamen Bemerkungen tunlichst verkniffen. Lily zuliebe wollte sie jedoch so viele Informationen wie möglich sammeln. Endlich hatte es auch einmal sein Gutes, dass sie für Männer Luft war.
    Der Duke räusperte sich.
    »Tja, wie Sie schon andeuteten: Es hätte jeden treffen können.«
    »Mich nicht.« Das kam von Ashworth hinter ihr. »Ich bin dem Tod noch jedes Mal von der Schippe gesprungen.«
    »Wie können Sie so etwas sagen?«, rutschte es Amelia heraus, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, Mäuschen zu spielen.
    »Weil ich schon mehrfach in einer solchen Situation war. Und wie Sie sehen, lebe ich noch.«
    Darauf fiel ihr nichts mehr ein.
    »Fragen Sie Ihren Freund Morland«, fuhr er fort. »Ich bin hart im Nehmen.«
    Neben ihr versteifte sich der Duke. Die beiden Männer hatten wohl schon die ein oder andere Auseinandersetzung gehabt.
    »Es reicht.« Bellamy hob den Kopf und rieb sich die Augen. »Es gibt wichtigere Themen. Leo ist tot. Wir müssen uns über Lily unterhalten. Nachdem Leo brutal aus unserer Mitte gerissen wurde, fällt der Titel der Harcliffes, der Besitz, das Vermögen – auch das Stadthaus – an einen entfernten Cousin. Lily bekommt wahrscheinlich einen Teil des Vermögens, aber in ihrem Zustand kann sie unmöglich allein in der Stadt leben.«
    Nein, da stimmte Amelia ihm zu. Lily war wirklich zu bedauern. Wie konnte man ihr bloß helfen?
    »Was schlagen Sie vor, Mr. Bellamy?«
    Der Angesprochene blickte von Ashworth zu Morland.
    »Mylord, Euer Hoheit – einer von Ihnen wird sie heiraten müssen.«
    »Heiraten?« Spencer schaute verdutzt aus der Wäsche. »Haben Sie eben heiraten gesagt?«
    »Ja.«
    Morland seufzte tief und massierte sich die pochenden Schläfen. Er hatte wenig Lust, über den Verstorbenen oder Lily Chatwick und ihre fragwürdige Lage zu diskutieren, denn für heute Nacht war sein Bedarf an Kommunikation restlos gedeckt. Leider Gottes verlangte die Situation nach einer Klärung.
    Er wollte schleunigst nach Hause, ein, zwei doppelte Brandys hinunterstürzen und sich lang auf dem Boden der Bibliothek ausstrecken – besser gesagt auf dem Teppich und nicht auf dem harten Eichenparkett, er war schließlich kein asketischer Mönch –, bis sich dieses verdammte Chaos in seinem Kopf verflüchtigt hatte. Er beschloss, am nächsten Morgen einen Ausritt auf Juno zu machen, die halbe Strecke nach Dover und wieder zurück. Die Stute wurde in der Stadt nervös, wegen der vielen Menschen und der Hektik. Ein langer Ritt über Wiesen und Felder wäre genau das Richtige. Nach ihrer Rückkehr wollte er sie persönlich striegeln, da seine Londoner Stallburschen so nachlässig waren. Danach … vielleicht ein leichtes Abendessen, bevor er abermals sein Kartenglück herausforderte.
    Aber wie so oft im Leben klafften Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander.
    »Der Kodex des Stud Clubs sieht für den Fall des vorzeitigen Ablebens eines Mitglieds vor«, dozierte Bellamy, »dass es für die Bruderschaft eine Sache der Ehre ist, sich um die Hinterbliebenen zu kümmern. Nach dem Tod ihres Bruders braucht Lily einen Beschützer. Sie muss heiraten.«
    »Warum heiraten Sie sie dann nicht?«, wollte Ashworth wissen. »Offensichtlich kennen Sie sie ganz gut. Wie ich Ihren Worten entnehme, waren Sie mit Harcliffe befreundet.«
    »Ja, wir waren sehr gute Freunde. Trotzdem steht es außer Frage, dass ich sie heirate. Lady Lily Chatwick ist die Schwester eines Marquis. Aus ihrem Adelsgeschlecht entstammen mehrere Könige. Leo erwähnte mir gegenüber einmal, dass sie an dreizehnter Stelle der Thronfolge steht. Ich bin …« Bellamy schlug mit der Faust auf das Sitzpolster. »Ich bin ihrer nicht würdig.«
    Wo er Recht hat, hat er Recht, dachte Spencer. Er verachtete den eitlen Emporkömmling. In den Salons wurde getuschelt, dass Bellamy vor gut drei Jahren buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht war. Trotz seiner im Dunkel liegenden Herkunft luden ihn selbst die größten Snobs zu Bällen und Spielabenden ein, schon allein wegen seines Unterhaltungswerts. Er verfügte nämlich über ein grandioses komödiantisches Talent.
    Spencer hatte einmal am Rande mitbekommen, wie Bellamy eine große Gesellschaft unterhielt, indem er Lord Byron und Lady Caroline Lamb

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