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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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bemerkte den vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme. Das mit der »Habgier« war wohl auch auf die Schulden ihres Bruders gemünzt.
    »Ich pfeif auf die Deckrechte an Osiris. Ich will den Hengst, denn ich teile nicht gern.«
    Bellamy schüttelte den Kopf.
    »Da haben Sie es, Lady Amelia. Seine Hoheit interessiert sich nicht für Kameradschaftlichkeit, Freundschaft oder die Spielregeln innerhalb der angesehenen Londoner Gesellschaft. Er hat es bloß auf diesen Gaul abgesehen. Ich verrate Ihnen was, Morland – Sie müssen ihn sich mit uns teilen, ob Sie wollen oder nicht. Meine Münze bekommen Sie nämlich nur über meine Leiche. Der Stud Club war Leos Idee, und ich werde nicht billigen, dass Sie sein Vermächtnis zerstören.«
    »Aber Sie billigen, dass ich seine Schwester heirate?«
    »Nein. Ähm … ja«, knurrte Bellamy. »Ich wünschte, es gäbe einen anderen Kandidaten – jeder andere wäre mir lieber als Sie.«
    Ein sonderbares Seufzen kam über Lady Amelias Lippen. War es Bestürzung? Betroffenheit? Belustigung? Wenigstens weinte sie nicht mehr.
    Bellamy konnte sich darauf genauso wenig einen Reim machen wie Spencer. Er neigte den Kopf zur Seite und musterte die beiden kritisch. »Es sei denn natürlich, Sie stehen schon bei dieser Dame im Wort. Wollten Sie ihr etwa vorhin auf der Terrasse einen Antrag machen, und wir haben Sie dabei gestört?«
    »Nein, nein«, antwortete sie schnell und lachte verschämt. »Da liegen Sie völlig falsch.«
    »Dann, Hoheit, ist es eine Sache der Ehre, dass Sie Lily einen Antrag machen.«
    »Verzeihung«, ereiferte sich Lady Amelia, »aber was genau ist daran ehrenhaft, wenn man über die Zukunft einer Dame entscheidet, ohne sie selbst nach ihrer Meinung zu fragen? Wenn Lily heiraten wollte, hätte sie das längst getan. Wir leben nicht mehr im Mittelalter, meine Herren. Es ist mittlerweile allgemein üblich, dass die Dame erst einmal Ja sagen muss, bevor man eine Hochzeit plant.«
    »Was Sie sagen, stimmt. Aber selbst in unserer fortschrittlichen Zeit machen es die Umstände – wie beispielsweise ein Todesfall oder drohende Armut – zuweilen erforderlich, dass man eine Dame zu ihrem Glück zwingen muss.«
    »Ich kann natürlich nicht für Lily sprechen, Mr. Bellamy«, gab sie zurück. »Was mich persönlich betrifft, so sind mir derartige Umstände durchaus vertraut. Trotzdem habe ich mich nie zu meinem Glück zwingen lassen.«
    Soso, überlegte Spencer, dann hatte Lady Amelia also Heiratsanträge bekommen. Und abgelehnt. Er hatte sich schon gefragt, ob sie bewusst nicht heiraten wollte oder ob sie noch nicht den Richtigen gefunden hatte.
    Verdammt, was kümmerte sie ihn? Wieso reizte es ihn, mehr über diese aufdringliche, vorlaute, nicht unbedingt mit Schönheit gesegnete Frau zu erfahren? Er hätte es nicht zu sagen vermocht, aber er interessierte sich brennend für Lady Amelia Claire d’Orsay. Für ihren adligen Stammbaum, der weit zurück bis zu den normannischen Eroberern reichte. Für die Bücher, die sie gelesen hatte. Für jeden noch so kleinen Leberfleck auf ihrer Haut.
    »Wir sind da«, erklärte Ashworth.
    Die Kutsche blieb ruckelnd vor Harcliffe Manor stehen. Während sie warteten, dass der Kutscher ihnen den Verschlag öffnete, neigte Bellamy sich wichtigtuerisch zu Spencer.
    »Lily ist zwar taub, aber nicht dumm. Sie liest von den Lippen ab, und ihre Ausdrucksweise ist genauso gewählt wie Ihre. Sehen Sie sie an, wenn Sie sich mit ihr unterhalten. Sie brauchen weder laut zu brüllen noch sich ständig zu wiederholen, als wäre sie Ihre senile Großtante. Sprechen Sie bloß nicht über sie, als wäre sie nicht im Zimmer. Behandeln Sie sie bitte mit dem gebotenen Respekt, wie es sich bei einer gesellschaftlich hochstehenden, aufgeweckten jungen Frau gehört.«
    Spencer ballte die Hände zu Fäusten und lockerte sie wieder.
    »Wieso sagen Sie mir das alles?«
    »Weil Sie die junge Dame kurzfristig um eine Privataudienz bitten und ihr einen Antrag machen werden, Morland. Wenn nicht, gnade Ihnen Gott. Dann fordere ich Sie zum Duell!«

3
    E in Duell?«, rief Amelia. »Wozu soll das gut sein? Reicht Ihnen ein Toter heute Nacht nicht?«
    Ihre Einwände ignorierend, sagte der Herzog eisig: »Mei netwegen, Bellamy. Es wird mir ein Vergnügen sein, die Münze aus Ihren kalten, toten Händen zu klauben.«
    Also wirklich, diese Kerle waren unmöglich.
    Sobald die Kutschentür aufschwang, drängte Amelia sich eilig an Bellamy und Morland vorbei, die sich mordlustig

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