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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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auf das Frivolste imitierte. Persönlich hielt er den Mann für einen albernen Clown, die junge gelangweilte Gesellschaft lag ihm jedoch zu Füßen. Sie ahmten Bellamy nach, seinen Modegeschmack, seine Bewegungen, seinen bissigen Witz. Einige schreckten nicht davor zurück und ließen sich von ihren Dienern eine eklige Mischung aus Ruß und verquirltem Eiweiß auftragen, um Bellamys lässigen Haarstil zu imitieren.
    Spencer interessierte sich weder für den gesellschaftlichen Aufsteiger noch für dessen billigen Humor. Doch er hatte ein starkes Interesse an etwas, das Bellamy besaß: die Messingmünze, die ihn als Mitglied des Stud Clubs auswies.
    »Meine Herren, dann trifft es Morland«, tönte Ashworth. »Ich heirate sie jedenfalls nicht.«
    »Sie könnten sich verdammt glücklich schätzen, so eine Frau zu bekommen«, versetzte Bellamy. »Sie ist eine reizende, intelligente Lady.«
    »Gewiss, gewiss. Trotzdem heirate ich keine Frau, bloß weil ich sie bewundere.«
    Spencer platzte nachgerade der Kragen.
    »Oh, Sie wollen kneifen? Wo ist Ihr Anstand geblieben? Haben Sie ihn auf dem Schlachtfeld eingebüßt?«
    »Mag sein«, antwortete der Angesprochene kühl. »Sie habe ich dort jedenfalls nicht gesehen.«
    Spencer schäumte innerlich vor Wut. Ein Schlag unter die Gürtellinie – das war wieder einmal typisch für diesen Mistkerl. Als junger Mann war er versessen darauf gewesen, ein Offizierspatent zu erwerben. Genau wie sein Vater. Doch nach dessen frühem Tod hatte Spencer das Erbe der Morlands antreten müssen. Mit einem Mal hatte er einen Titel, Pflichten, Verantwortlichkeiten. Damit waren seine Träume von militärischem Ruhm wie eine Seifenblase zerplatzt.
    »Mensch, Ashworth, nun haben Sie sich mal nicht so«, sagte Bellamy. »Sie sind immerhin ein Lord.«
    »Wenn Sie’s genau wissen wollen: Ich habe vor Kurzem eine Baronie geerbt. Ein wertloses Stück Moorgebiet in Devonshire und ein Haus, das vor vierzehn Jahren bis auf die Fundamente niederbrannte. Ich musste mein Offizierspatent veräußern, um die Gläubiger bezahlen zu können.«
    »Verzeihen Sie«, schaltete Lady Amelia sich ein, »wenn ich Sie an diesem Punkt unterbreche.«
    Ihr verzeihen? Spencer hätte sie küssen können. Ihre Unterbrechung war wie ein Geschenk des Himmels!
    »Ihr Name kam mir gleich bekannt vor«, fuhr sie an Ashworth gerichtet fort, »als Sie vorhin das Offizierspatent erwähnten … Sie sind nicht zufällig Oberleutnant St. Maur?«
    »Doch, der bin ich. Ich kannte Ihren Bruder.«
    »Das dachte ich mir schon. Er erwähnte Sie öfter in seinen Briefen und lobte Ihren Mut. Waren Sie …« Sie schluckte schwer. »Waren Sie bei ihm, in Waterloo?«
    »Nein, am Schluss diente er in einem anderen Regiment. Ich vermag Ihnen jedoch zu versichern, dass er ein feiner Mensch war und ein herausragender Offizier. Er wurde von seinen Soldaten bewundert und von seinen Vorgesetzten geachtet. Er war ein Vorbild für seine Familie und für sein Land.«
    »Ich danke Ihnen, Sir.«
    Lady Amelia schien zufrieden mit dieser Antwort, aber für Spencer klangen die Worte hohl, nicht überzeugend. Wie auswendig gelernt. Als hätte Ashworth sie viele Male wiederholt. Für einen hohen Offizier war dieser Verlust wahrscheinlich eine reine Routineangelegenheit. Das würde Ashworths Haltung erklären. Dennoch erschien er Morland ernster als früher.
    In Eton hatten sie sich nicht häufig unterhalten, sondern eher die Fäuste sprechen lassen.
    »Wo ist denn der Tote jetzt?«, fragte Lady Amelia unverblümt.
    »In meinem Haus«, antwortete Bellamy. »Meine Leute halten die Totenwache, bis der Bestatter ihn abholt.«
    »Lily wird ihren Bruder noch einmal sehen wollen.«
    »Nein, Mylady. Das glaube ich nicht.«
    »Oh doch. Ganz gleich, wie schwerwiegend seine Verletzungen sind. Ich …« Sie stockte. »Ich hätte viel dafür gegeben, Hugh noch ein letztes Mal sehen zu dürfen. Dann wäre es mir leichter gefallen, seinen Tod zu akzeptieren.«
    In diesem Moment nahm Spencer sehr deutlich wahr, dass Lady Amelia d’Orsay neben ihm saß. Seine vier Rappen zogen die Kutsche im raschen Trab links um eine scharfe Biegung, worauf sie ruckartig an seine Schulter geworfen wurde. Weich, warm. Ihr Lavendelduft war intensiver als zuvor. Als sie sich benommen aufsetzte, fühlte er etwas Feuchtes auf seiner Haut.
    Eine Träne. Sie weinte.
    Sie weinte heimlich und hatte nicht einmal ein Taschentuch. Seine Hand strich über seine Jacketttasche, wo er ihr hübsches

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