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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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noch ein Baby, als ihre Mutter starb. Kurz darauf holte mein Onkel mich aus Kanada zu sich. Da er nicht wieder heiraten wollte und keine männlichen Nachkommen hatte, einigte er sich mit meinem Vater darauf, dass ich seinen Titel übernehmen sollte. Claudia war neun, als der Herzog starb. Mein Vater war in der Zwischenzeit ebenfalls verstorben, folglich erbte ich das Herzogtum und die Vormundschaft über die Kleine.«
    Als Erziehungsberechtigter war er ziemlich überfordert gewesen, entnahm Amelia seiner Schilderung. Er hatte es zumindest versucht, mit der Kleinen zurechtzukommen. Nach dem Tod ihres Vaters kümmerte er sich ein oder zwei Jahre intensiv um Claudia. Sie verreiste mit ihm, er brachte ihr das Reiten bei und las ihr abends Shakespeare, Homer und Milton vor – Klassiker, die für ihn genauso neu waren wie für sein Mündel. Sie war ein aufgewecktes Kind und brauchte unendlich viel Zuwendung. Er verbrachte jede freie Minute mit ihr, obwohl sein neuer Titel ihm einiges abverlangte, und hatte wegen seiner vielen Verpflichtungen dauernd ein schlechtes Gewissen. Je älter sie wurde, umso weniger wusste er mit ihr anzufangen. Sie brauchte eine gute Schulbildung und kulturelle Zerstreuung. Man musste ihr feine Manieren beibringen und ihr Debüt in der Gesellschaft vorbereiten.
    »Natürlich«, fuhr er fort und schnippte mit der Fleischgabel einen Rosmarinzweig weg, bevor er weiterschnitt, »hatte sie eine Gouvernante. Und in den vergangenen Jahren war sie den Winter über immer bei ihrer Großtante in York. Dort bekam sie Privatunterricht.«
    Amelia nippte an ihrem Weinglas.
    »Kein Wunder, dass sie mich nicht mag. Die Ärmste.«
    »Wieso sollte sie dich nicht mögen?«
    Über den Rand ihres Glases hinweg schaute sie ihn mit großen Augen an. Spencer kapierte aber auch gar nichts. Er war davon ausgegangen, dass Claudia sich über eine weibliche Verstärkung in Braxton Hall freute, weil sie ihre eigene Mutter nie kennengelernt hatte.
    »Spencer, du bist der Einzige, den sie von klein auf kennt. Du bist für sie wie ein Cousin, Bruder, Vormund und Gott weiß was in einer Person. Mir war nach spätestens einer Minute klar, wie sehr sie dich anhimmelt, und du hast sie bitter enttäuscht. Sie kommt früher nach Hause, weil sie Heimweh nach dir hat, und erfährt, dass du zwischenzeitlich geheiratet hast. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie eine Rivalin. Logisch, dass sie mich nicht mag.«
    Ihm schwante dunkel, dass er Amelia in eine sehr unangenehme Situation gebracht hatte. Die riesige Fleischportion, die er ihr auf den Teller lud, war da bestimmt kein Trost.
    »Bist du schon mal auf die Idee gekommen«, sagte sie, während sie einen Bissen Fleisch abschnitt, »dass Claudia vielleicht gehofft hat, du würdest sie heiraten?«
    Das Tranchiermesser fiel klappernd auf die Silberplatte. »Mein Gott, nein! Wir sind Cousin und Cousine. Ich bin ihr Vormund. Außerdem ist sie erst fünfzehn und noch ein halbes Kind.« Er unterdrückte ein Schaudern. Claudia heiraten? Um Himmels willen, er war schließlich kein Kinderschänder!
    »Ich weiß, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. »Solche Ehen gibt es. Und so jung ist sie auch wieder nicht. Als ich das erste Mal verlobt war, war ich auch nicht viel älter.« Sie nahm einen Bissen.
    »Du warst verlobt? Mit wem?«
    Sie brauchte eine gefühlte Ewigkeit, um das Stück Fleisch hinunterzuschlucken.
    »Kennst du sowieso nicht. Ein reicher Lord in Gloucestershire.«
    »Und?«
    »Er war steinalt, und … na ja, ich hab einen Rückzieher gemacht.«
    Unvermittelt empfand Spencer einen tiefen Hass auf diesen Lord, der Appetit war ihm vergangen.
    »Isst du nichts mehr?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich mach mir nichts aus Lammbraten.«
    »Sei nicht albern. Lammbraten ist doch lecker.«
    »Geschmackssache.«
    Amelia seufzte.
    »Claudia braucht deine Zuwendung. Wir sollten uns mehr um sie kümmern.«
    »Mehr kümmern?« Er war Amelia zwar dankbar, weil sie das Thema wechselte, trotzdem behagte ihm der Vorschlag nicht besonders. Das konnte ja heiter werden. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Indem wir zum Beispiel mehr Zeit mit ihr gemeinsam verbringen. Mit ihr reden, ihr zuhören. Mädchen in Claudias Alter brauchen eine Vertraute. Ich werde versuchen, mich mit ihr anzufreunden, aber so etwas dauert natürlich. Sie braucht mehr Gesellschaft. Wenn sie ihr Debüt in London haben soll, muss sie allmählich in die entsprechenden Kreise eingeführt werden. Was hältst du davon, wenn wir mit

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