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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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»Sicher, die Zeitungen haben aus Miss Nightingale und ihren Krankenschwestern Heldinnen gemacht. Sie haben aber auch die Soldaten verklärt, und eine Menge törichter junger Herren sind immer noch dabei, Offizierspatente zu erwerben.«
    James seufzte herablassend. »Wenn sich Männer zum Militärdienst melden, wissen sie, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen. Wenn höhere Töchter in ein Militärfeldlager strömen, bringen sie nicht nur sich selbst in Gefahr, sie lenken auch die Soldaten von ihren eigentlichen Aufgaben ab.«
    »Und Männer sind ja nur zu schnell dabei, ihre Unzulänglichkeiten durch die Ablenkung zu erklären, die von Frauen ausgeht«, entgegnete Mary. »Als ob Krankenschwestern die einzigen Frauen in einem Feldlager wären!«
    George klappte der Unterkiefer herunter bei dieser ganz unverhohlenen Anspielung auf Prostituierte.
    James grinste.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie beide sich so gut kennen«, fauchte Angelica mit zusammengekniffenen Augen.
    James schien ihren Ton jedoch nicht wahrzunehmen. »Im Gegenteil«, sagte er höflich, »wir hatten noch nicht das Vergnügen, einander offiziell vorgestellt zu werden.«
    Georges Gesicht war starr vor Missbilligung.
    Angelica konnte sich schlecht weigern, aber ihre Stimme war eisig. »Darf ich Ihnen Miss Mary Quinn vorstellen? Miss Quinn, George und James Easton.«
    George schüttelte ihr so kurz wie möglich die Hand. »Angenehm«, murmelte er, wobei sein Gesicht das Gegenteil ausdrückte.
    James neigte sich tief über ihre Hand und berührte ihre Fingerspitzen fast mit den Lippen. »
Enchanté
, Miss Quinn. Es freut mich immer, gefährliche Radikale kennenzulernen.«
    Sie murmelte etwas und riss ihre Hand zurück.
    »Apropos Krankenpflege   … ich hoffe, dass Ihre Hand zufriedenstellend heilt.«
    Ihre rechte Hand brannte wie Feuer. »Ja, vielen Dank.«
    »Hat diese Salbe eigentlich geholfen?« Sein Ton war irgendwie   … unverschämt, hätte sie gesagt, aber er stand ja gesellschaftlich weit über ihr.
    Mary hob das Kinn ein wenig. »Doch, sehr gut.« In Wirklichkeit machte die fettige Paste alles eher schlimmer.
    »Was für eine Erleichterung, das zu hören«, murmelteer. »Und wie freundlich von dem Herrn, Ihnen so umgehend zu helfen   … Ein Familienmitglied?«
    Auf was wollte er hinaus? »Mr Gray ist Mr Thorolds Sekretär«, erklärte sie steif.
    »Aha. Ich dachte doch, ich hätte ihn schon mal gesehen. Kennen Sie ihn schon lange?«
    »Erst seit ein paar Tagen, seit ich von Mrs Thorold eingestellt wurde.«
    Er hob eine Augenbraue. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie erst so kurz hier sind   … Sie scheinen sich im Haus gut auszukennen.«
    Mary knirschte mit den Zähnen. »Auch Sie scheinen das Haus   – und die Familie   – ja bestens zu kennen.«
    Seine Lippen zuckten wieder. »Vertrautheit kann sich ganz rasch einstellen, nicht wahr? Zum Beispiel die zwischen Ihnen und Mr Gray   …«
    Mit einem Schlag wechselte Angelicas Ausdruck von Langeweile zu wachem Interesse.
    Mary warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ich fürchte, ›Vertrautheit‹ ist ein völlig falsch gewählter Begriff, Mr Easton. Mr Gray hat sich nur höflich um meine Verletzung gekümmert.«
    »Mr Grays ›höfliches Kümmern‹ war aber sehr offensichtlich«, insistierte er. Wieder das spöttische Lächeln. »In der Regel kümmern sich nicht mal Ehemänner so zärtlich um ihre Frauen.«
    Angelicas Lächeln war hart und spröde. »Michael Gray schwänzelt um alle jungen Damen herum«, sagte sie knapp. »Das ist sein größter Fehler. Sagt Papa«, setzte sie noch hinzu, wie zur Bestätigung.
    George wandte sich ihr unvermittelt zu. »Ich hoffe doch, dass er Sie nicht mit solch unliebsamen Aufmerksamkeiten belästigt, Miss Thorold.«
    »Das würde er nicht wagen!« Angelica warf den Kopf wie eine widerspenstige Heldin aus einem Roman zurück. »Er weiß, was sich schickt.«
    »Ich bin froh, das zu hören.«
    »Ich hoffe, Miss Quinn, Sie wissen auch, was sich schickt«, sagte James in näselndem Ton.
    Mary wurde krebsrot vor Wut. »Wollen Sie mich schulmeistern, Mr Easton?«
    »Nein, ich möchte nur bemerken, dass junge Damen in Ihrer   … Position   … manchmal in äußerst unangenehme Situationen geraten können.« Es gelang ihm, das Wort »Position« besonders anstößig klingen zu lassen.
    Mary richtete sich kerzengerade in ihrem Stuhl auf. Er spielte auf mehr an als auf den Vorfall im Kleiderschrank. Gesprächsfetzen vom Abend zuvor kamen ihr ins Gedächtnis:

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