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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I
Autoren: Y.S. Lee
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ging, würde sie wenigstens dem Salon und den Blicken von James Easton entkommen.
    Michael lächelte   – reine Koketterie! »Erst wollen Sie nicht mit mir tanzen und jetzt wollen Sie sich nicht von mir helfen lassen. Ich versichere Ihnen, Mary   – darf ich Sie Mary nennen?   –, ich beiße schon nicht.«
    Durch die Wimpern riskierte sie einen Blick auf James und sah, dass sich sein Stirnrunzeln verstärkte. Er machte das abweisendste Gesicht, das sie seit Langem gesehen hatte und das eher zu einem Verhör passte als zu einer Abendgesellschaft.
    »Salbe?«, sagte sie zuckersüß. »Was für eine gute Idee, Michael.« Sie legte die unverletzte Hand in seine Ellenbogenbeuge und gestattete ihm, sie fortzuführen.

Fünf
    Sonntag, 9.   Mai
    W ährend des gesamten Morgens brachte eine nicht abreißen wollende Parade von Lakaien eine Reihe Blumensträuße ins Haus. Sie waren für Angelica, Zeichen ihrer Bedeutung als reiche und attraktive mögliche Braut. Es waren so viele, dass der Salon bald wie ein Gewächshaus oder ein Blumenladen aussah. Statt sich zu freuen, schien Angelica jedoch gelangweilt und sogar unglücklich zu sein. Als sich die Damen nach dem Mittagsmahl im Salon versammelten, kuschelte sie sich in einen Sessel und blickte aus dem Fenster. Selbst als Mary sie aufforderte, doch etwas Klavier zu spielen, blätterte sie nur kurz unschlüssig ihre Noten durch und ließ sich dann wieder in den Sessel sinken. »Wo ist der Strauß von Mr Easton, meine Liebe?«, fragte Mrs Thorold.
    »Ich habe keine Ahnung, Mama.«
    Das war das Stichwort für Mary, ihn zu suchen und ihn gut sichtbar aufzustellen.
    »Sehr hübsch«, beschied Mrs Thorold. »Chinarosen und Jasmin mit grünem Farn.«
    Angelica seufzte und drehte sich in ihrem Sessel auf die andere Seite. »Entzückend.« Der Sarkasmus in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    Mrs Thorold blinzelte verwirrt. »Was bedeuten sie in der Blumensprache, mein Liebes?«
    Angelica verdrehte die Augen und leierte mechanisch: »Rosen stehen für Schönheit. Gelber Jasmin steht für Anmut und Eleganz. Farn bedeutet, dass der Herr fasziniert ist. Die blühenden Blumen stehen also für mich, umgeben von dem Grünzeug seiner Bewunderung.«
    Mary biss sich auf die Lippe, um nicht grinsen zu müssen. Im Institut hatte sie von der Blumensprache gehört. Aber irgendwie hatte sie nie angenommen, dass man sie so wörtlich nehmen könnte.
    »Ein sehr feinfühliges Kompliment«, sagte Mrs Thorold. »Mr Easton ist ein ausgezeichneter Kandidat, mein Liebes. Ehrgeizig, aus guter Familie, und es ist ganz offensichtlich, dass er von dir eingenommen ist.«
    Angelica schien ein wenig munterer zu werden. »Er sieht ganz gut aus, auch wenn er so finster dreinschaut.« Sie schien zu überlegen. »Ich würde aber meinen, dass er zu jung ist, Mama.«
    »Er ist einunddreißig, Liebes, und in jeder Hinsicht eine gute Partie für dich.«
    »Ach so.
George
Easton.«
    Mrs Thorold machte große Augen. »Du kannst doch nicht annehmen, dass ich   – wirklich, Angelica!« Sie schien ehrlich verärgert. »Den
jüngeren
Sohn? Hast du denn gar nichts begriffen?«
    Angelica machte ein mürrisches Gesicht. »Ich verstehe nicht, was das ausmachen soll, Mama. Sie sind Geschäftsleute, keine Adligen, bei denen der Älteste den Titel erbt.«
    Mrs Thorold ging nicht auf diese logische Anmerkung ein. »Schlag dir andere Kandidaten aus dem Kopf. Heute Nachmittag musst du
George
Easton ermutigen. Miss Quinn, sorgen Sie dafür, dass sie das tut.«
    »Ich nehme an, dass du in deinem Zimmer bist und dich ausruhst, Mama?«, sagte Angelica mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich gehe jetzt, meine Liebe.« Mrs Thorold blieb unter der Tür stehen und nahm Angelica mit scharfem Blick ins Visier. »Setz dich aufrecht hin und benimm dich anständig. Andernfalls   …«
    Kaum hatte sich die Tür hinter Mrs Thorold geschlossen, da sprang Angelica auf. »Mich anständig benehmen!«, fauchte sie. »Ich nehme an, dass Sie mitschreiben, Miss Quinn?«
    Mary blinzelte verwirrt. »Ich werde   – nein, sicher nicht.«
    »Und Ihrer freundlichen Arbeitgeberin jedes Wort berichten?«
    »Was?«, fragte Mary leise. Angelica konnte doch nicht die Agentur meinen   …
    »Erlauben Sie mir, Ihnen eine Lektion zu erteilen, Miss Quinn.« Angelica beugte sich über Marys Stuhl, bis ihr gerötetes Gesicht nur noch wenige Zentimeter von Marys entfernt war.
    Mary versuchte, gelassen zu klingen. »Und die wäre, Miss Thorold?«
    »Meine Mutter zahlt
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