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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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begieriger Ausdruck verdüsterte sich. »So schlecht? Es macht verdammt viel Mühe, einen Reim auf Angelica zu finden, verstehst du?«
    James erbarmte sich. »Ich schreibe dir ein besseres Gedicht.«
Aber Gedicht hin oder her
, fügte er stumm hinzu,
du heiratest nicht in eine Familie von Gaunern.
    ***
    Dienstag, 11.   Mai
    »HOY!«
    James reagierte nicht auf den ersten Anruf. Adams, der Vorarbeiter, wurde leicht mal laut.
    »MISS-ER EAS-TN!«
    Das konnte er nun wirklich nicht mehr ignorieren. James wischte sich Stirn und Nacken trocken und drehte sich widerwillig um, um herauszufinden, welche neuerliche Katastrophe die Baustelle heimgesucht hatte. Dieser Auftrag   – der Bau eines neuen Tunnels unter der Themse   – hatte ihm von Tag eins an Kopfschmerzen bereitet. Er hätte eigentlich schon fertiggestellt sein sollen. Jetzt drohte der mörderische Gestank des Flusses die Grabungen sogar noch länger hinzuziehen, da viele seiner besten Arbeiter Angst hatten, sich von dem üblen Gestank eine Krankheit zu holen. James war nicht überzeugt, dass der Gestank selbst gefährlich war, aber gestern hatte er die Arbeiter dennoch nach Hause geschickt, denn sie würgten einfach zu heftig. Wenn dieses Wetter anhielt, würden sie nachts arbeiten müssen. Entweder das, oder das Projekt bis Herbst verschieben.
    »Ich träume von dem Tag«, sagte James, als er den Vorarbeiter erreicht hatte, »an dem Sie mich mal anders ansprechen als mit ›Hoy‹.«
    Adams grinste und schob seine Kappe auf den Hinterkopf. »Soviel ich weiß, hab ich Sie kürzlich ›Oi‹ gerufen, Sir.«
    »Und was ist mit dem?« James deutete auf den zerlumpten kleinen Jungen, den Adams am Wickel gepackt und hochgehoben hatte, sodass seine verkrusteten Stiefel in der Luft baumelten.
    »Dieser Lausejunge hier   –«
    »Kriegt gleich keine Luft mehr. Lassen Sie ihn runter.«
    Adams stellte den Jungen schnell auf die Füße, hielt ihn jedoch fest bei der Schulter gefasst. »Hat die Baustelle widerrechtlich betreten. Er will einfach nicht gehen! Hab den kleinen Lümmel vor zehn Minuten rausgeschmissen und da ist er wieder. Soll ich ihn in den Fluss werfen, Sir?«
    Der Junge holte Luft, um sich zu rechtfertigen, brach aber in solch einen Hustenanfall aus, dass er sich vornüberbeugen musste. Als er sich mit tränenden Augen wieder streckte, wandte er sich an James. »Botschaft für Mr Easton, Sir.«
    »Das hat er die ganze Zeit gesagt, aber Genaueres will er nicht preisgeben! Verlangt, mit Ihnen zu reden, höchstpersönlich.« Adams klang verärgert.
    James seufzte. »Dann mal los.«
    Der Junge war wieder einigermaßen zu Atem gekommen. »Es geht um   …« Er zögerte und sah Adams misstrauisch an. »Um den Auftrag in
Chelsea
, Sir.«
    Es gab keine Auftrag in Chelsea. James kniff die Augen zusammen. »Chelsea.«
    »Um das
Haus
, Sir.«
    Ach du meine Güte. Das kam davon, wenn man Polizisten anheuerte, in ihrer Freizeit das Haus der Thorolds zu beobachten: Sie gaben den Auftrag an kleine Straßenjungen weiter, für einen Bruchteil der Summe, die er ihnen bezahlte. Das hätte er sich denken können.
    »Ach so   – die Sache.« James nickte Adams zu und winkte dem Jungen, ihm zu folgen. Als sie die Baustelleüberquerten, sah er den kleinen Burschen scharf an. »Wie alt bist du?«
    »Zehn, Sir.«
    Also alt genug, um zu arbeiten. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Hab nicht geglaubt, dass ich’s schaffen würde, Sir. Inspektor Furley hat was von einem Tunnel unter dem Fluss erwähnt, aber er ist sturzbesoffen, und ich hab gedacht, dass er wieder nur Mist erzählt«, sagte der Junge und rieb sich heftig die Nase. »Ich wär auch nicht direkt zu Ihnen gekommen, aber es ist ziemlich dringend. Ich übernehm die Verantwortung.«
    Obwohl er sich über Furley aufregte, amüsierte sich James über das Verhalten des Jungen. »Na gut   – dann werd mal deine Nachricht los.«
    Der Bericht des Jungen war kurz, knapp und klar. Die junge Dame, die er beobachten sollte, hatte das Haus um halb zehn verlassen. Sie hatte eine Mietdroschke zum Zollhaus genommen. Dort war sie sitzen geblieben und hatte den Eingang beobachtet. Nach einer Viertelstunde war Mr Thorold herausgekommen und in der Menge untergetaucht. Statt ihm jedoch zu folgen, hatte sie die Droschke bezahlt und das Gebäude betreten.
    James runzelte die Stirn. »Wie bist du ihr gefolgt?«
    »Hinten auf der Droschke, Sir.«
    Ein zerlumpter Straßenjunge, der hinten auf eine Droschke aufsprang   – ein

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