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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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liebsten anschreien, bis sie weinte, und sie dann irgendwo hinbringen, wo sie sicher war   – wo immer das auch sein mochte. Er wollte gerade loslegen, aber da redete sie bereits.
    »Thorold ist festgenommen worden. Die Polizei hat eines seiner Schiffe in den Docks durchsucht.« Anscheinend war das Schiff früher als erwartet eingetroffen.
    Er wurde mit einem Schlag aufmerksam. »Und weiter?«
    »Zwei Inspektoren von Scotland Yard sind während des Mittagessens ins Haus gekommen. Sie haben ihn mitgenommen. Die Lager werden gerade durchsucht und seine Akten beschlagnahmt. Es kam als totale Überraschung   – Thorold selbst hat nichts geahnt. Er dachte, sie wollten ihn zu den Einbrüchen in dem Speicherhaus befragen!«
    »Was legt man ihm denn zur Last?«
    »Schmuggeln gestohlener Waren.« Mit leiser Stimme berichtete sie von den indischen Kunstgegenständen. Er hörte aufmerksam zu und sah stirnrunzelnd zu Boden. Schließlich fragte er: »Wo ist Gray?«
    »Im Haus. Die Inspektoren haben gesagt, er soll sich morgen im Yard melden.«
    »Und Mrs Thorold?«
    »Ich bin ihrer Kutsche gefolgt. Sie hat einen Anwaltaufgesucht   – ich nehme an, um Thorolds Kaution und Verteidigung zu verhandeln. Ich bin stehen geblieben, als Sie mir zugewinkt haben, aber sie war sowieso schon auf dem Heimweg.«
    Er betrachtete sie stumm. Sie schien erregt zu sein   – sogar richtig begeistert   – vor lauter Abenteuerlust. »Sind Sie sicher, dass sie Sie nicht gesehen hat?«
    »Ich habe aufgepasst.«
    »Das hoffe ich, um Ihrer Sicherheit willen.«
    Sie runzelte über seinen Ton die Stirn. »Was soll das bedeuten?«
    Das Bild von Alfred Quigleys totem Gesicht, schlammverschmiert und mit blauen Lippen, tauchte vor ihm auf. Er musste Mary vor dem gleichen Schicksal bewahren. »Ich kann nicht darüber sprechen«, sagte er mit angespannter Stimme. »Aber hören Sie gut zu, Mary. Die Sache geht uns nichts mehr an. Thorolds Geschichten werden jetzt unter die Lupe genommen. Sie brauchen nichts weiter tun. Suchen Sie sich eine neue Stelle und denken Sie nicht mehr daran.«
    »Aber   –«
    »Wenn es eine Spur zu dem vermissten Stubenmädchen gibt, das Thorold geschwängert hat   – und ich bezweifle das sehr   –, dann findet die Polizei das raus. Das Beste, was Sie tun können, ist, sich aus der Sache rauszuhalten.«
    »So haben Sie das beschlossen?« Seltsamerweise war sie nicht wütend. Ihre Augen waren heute eindeutig grün und schimmerten vor Erregung.
    Er bemühte sich, seine Stimme zu beherrschen. Kühl zu bleiben. »Ja.«
    »Also gut. Wie sieht Ihr Plan aus?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hören mir nicht zu. Es gibt keinen Plan. Sie müssen die Thorolds verlassen   – den ganzen verdammten Haushalt   –, und zwar so schnell wie möglich und ehe Thorold auf Kaution freikommt.
Heute noch
.« Er sah, wie sich ihr offener, erwartungsvoller Ausdruck in Enttäuschung verwandelte, als sie begriff, was er meinte. Endlich.
    Sie schloss eine Weile die Augen, und er freute sich, ihr Gesicht betrachten zu können. In Ruhe. Sich alles einzuprägen. Der Moment verging zu schnell. »Dass ich das auch richtig verstehe: Sie sagen, ich soll aufhören? Weglaufen und mich um meinen eigenen Kram kümmern? Wie ein braves Mädchen?«
    Er trat unbehaglich von einem auf den anderen Fuß. »So habe ich es nicht gemeint.« Wenn sie ihn ansah, fühlte er sich immer in die Defensive gedrängt.
    »Sie arroganter Kerl! Schreiben mir vor, was ich tun soll   – wollen immer bestimmen   –, wo wir doch übereingekommen waren, als Partner zu arbeiten. Als
gleichberechtigte
Partner. Wir haben das per Handschlag besiegelt!«
    »Ich weiß. Ich würde es ja erklären, wenn ich könnte   …«
    »Aber Sie können nicht oder wollen nicht oder haben keinen guten Grund, deshalb muss ich mich einfach auf Ihr Wort verlassen!«
    »Stimmt, aber ich würde das nicht sagen, wenn es nicht äußerst wichtig wäre. Verstehen Sie nicht?«
    Sie sah ihn herausfordernd an. »Erklären Sie es mir.« Er wollte schon loslegen, da setzte sie noch hinzu: »Und sagen Sie jetzt bloß nicht, dass es zu meiner eigenen Sicherheit ist!«
    Er presste die Lippen zusammen. Ausnahmsweise fehlten ihm die Worte. Was konnte er ihr sagen?
Thorold macht vor nichts halt. Er hat ein unschuldiges Kind ermordet und jetzt habe ich Angst um Ihr Leben.
Die Situation sah so an den Haaren herbeigezogen aus und Mary war so verwegen. Angetrieben von ihrem Gerechtigkeitssinn, geblendet von ihrer

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