Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
Vom Netzwerk:
auf, auch als sein Magen schon leer war; er wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt. Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, ehe Constable Huggins ihn an der Schulter berührte. Sein Gesicht war tiefrot vor Verlegenheit.
    »Es tut mir leid, Sir. Ich habe nicht geahnt, das es Sie so mitnehmen würde   …«
    James nahm das Taschentuch, das Huggins ihm anbot. Tränen mischten sich mit Schweiß auf seinem Gesicht. Nachdem das Dröhnen in seinen Ohren endlich nachließ, konnte er die Zuschauer johlen hören   – aus sicherem Abstand natürlich. »Danke«, sagte er, als er wieder reden konnte.
    Huggins errötete erneut und wandte den Blick ab. »Lassen Sie sich Zeit, Sir.«
    James richtete sich auf. »Ich kann den Jungen identifizieren. Er hat für mich gearbeitet.« Huggins’ Mund öffnete sich zu einem kleinen Oh und James redete eilig weiter. »Glauben Sie, dass es ein Unfall war?«
    Huggins sah sich hilflos um. »Es gibt doch keinen Grund, einen Jungen umzubringen, Sir. Also, wenn’s ein Mädchen wär, dann wär’s was anderes, vor allem bei einer   – Sie wissen schon. Aber ein Junge? Und ganz angezogen? Ich habe keine andere Erklärung.« Als James die Stirn runzelte, fuhr er schnell fort: »Ich lass das auf dem Revier natürlich untersuchen, aber leider sind wir zurzeit etwas knapp mit Personal. Das hier   – das hier ist mein erster Fall mit verdächtiger Todesursache, Sir.« Er errötete wieder.
    James nickte langsam. »Er heißt Quigley. Hat bei seiner Mutter gewohnt, einer Witwe. Ich kann Ihnen ihre Adresse geben.«
    Huggins nickte und seine Haltung drückte Erleichterung aus. »Je eher das erledigt ist, desto besser, Sir.«Er sah zu dem Sergeanten hinüber und machte eine vielsagende Bewegung.
    »Sie bringen das Kind gleich weg?«
    »Je eher, desto besser«, wiederholte Huggins. »Die da drüben brechen ihm sonst die Zähne aus, sobald wir ihm den Rücken zukehren.«
    James bückte sich und schloss dem Jungen die Augen.
    Huggins schien nichts dagegen zu haben. »Gute Idee, Sir. Bisschen angenehmer für die Mutter.«
    Angenehmer. Natürlich. Auf jeden Fall angenehmer, wenn man die Mutter eines toten Kindes war. Er zog mit schmutzigen Fingern seine Brieftasche heraus und stopfte dem erschrockenen Huggins den Inhalt in die Hand. »Für die Mutter«, murmelte er. »Beerdigung.«
Verdammtes Geld.
    James sah der tragikomischen Prozession nach: der mürrische Sergeant, der den Leichnam über die Schulter geworfen hatte, gefolgt von dem nicht sehr beherzten, aber beruhigend menschlichen Constable Huggins. Fliegen surrten bereits herum, wo er sich übergeben hatte. Er warf einen letzten Blick auf den Boden und die Stelle, wo Alfred Quigley im Schlamm erstickt war. Dann wandte er sich ab und folgte Huggins aus der Baugrube.
    ***
    Mörder. Mörder. Mörder.
James war sich nicht bewusst, wie lange er am Rand des Baugeländes gestanden, auf den Fluss gestarrt und nur dieses eine Wort imKopf hatte: Mörder. Alfred Quigleys Tod war seine Schuld. Da gab es nichts zu deuten. Und statt den Mut aufzubringen und es Mrs Quigley selbst zu sagen, hatte er Huggins die Adresse gegeben und es dabei belassen. Es gab keinen besonderen Grund mehr, auf der Baustelle zu bleiben, außer, dass er nicht wusste, was er sonst machen sollte. Sich in die Bequemlichkeit seines Hauses zurückzuziehen hatte er nicht verdient.
    Sein Blick glitt über den Haufen von Leuten an dem rutschigen Flussufer. Die meisten waren enttäuschte Leichenfledderer. Außer   – plötzlich entdeckte er eine vertraute Gestalt. Was zum Teufel machte sie hier auf seiner Baustelle? Angespornt von Ärger, und ehe er sich daran erinnern konnte, dass er sich geschworen hatte, nicht mehr an sie zu denken, lief er über den aufgewühlten Matsch, um sie aufzuhalten.
    »Was zum Kuckuck machen Sie denn hier?«, bellte er, sobald sie in Hörweite war.
    Mary drehte sich suchend um und sah schließlich zu ihm hinunter. Sie schien überrascht, ihn zu sehen. »Auch Ihnen einen guten Nachmittag.«
    Er kletterte die Böschung hinauf, wischte sich die Handflächen an seiner ruinierten Hose ab und sah sie finster an. »Sie sollten sich an einem sicheren Ort aufhalten, daheim. Haben Sie denn keine Aufgabe dort?«
    »Hören Sie mir zu«, sagte sie ruhig. Sie trat näher und rümpfte etwas die Nase über den übel riechendenSchlamm, mit dem er überzogen war. »Es hat eine neue Wendung gegeben.«
    Er wollte nicht über eine neue Wendung reden. Er wollte sie am

Weitere Kostenlose Bücher