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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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du da?«
    »Fühlen Sie sich auch wirklich ganz wohl, Angelica?«
    Angelica hob die Hand mit einer ähnlichen Geste wie ihre Mutter. »Es geht mir bestens.« Sie holte tief Luft. »Nach unserem Gespräch heute Morgen, Mary, habe ich lange darüber nachgedacht, was ich will. Das war schwierig. Ich habe zwar immer gewusst, was für Kleider und Schmuck ich möchte und dass ich einmal den romantischsten Heiratsantrag der Welt bekommen will, aber darüber hinaus habe ich nie über mein Leben nachgedacht. Sie werden das für oberflächlich und töricht halten, Mary.«
    »Liebling!«, sagte Michael. »So denken doch alle Mädchen.«
    Angelica lächelte bekümmert. »So sieht es aus, ja. Aber heute Morgen habe ich wieder zu denken angefangen. Und ich habe gemerkt, dass ich etwas anderes will.«
    Mary wurde sich plötzlich bewusst, wie heikel die Lage war.
    »Ich sollte jetzt nicht dabei sein. Sie zwei müssen über alles reden.«
    Sie stand schon auf, da schoss Michaels Arm vor und hielt sie zurück. »Bleiben Sie nur. Schließlich haben Sie das Ganze ausgelöst.« Er drehte sich zu seiner Frau um, die womöglich gar nicht seine war. »Angelica   – was hat das alles zu bedeuten?«
    Angelica sah Michael fest an. »Nachdem mich meine Mutter nun enterbt hat und unsere Hochzeit nicht gesetzmäßig ist, steht es mir frei, zu tun, was ich will.«
    Mary starrte sie fasziniert an. Diese Angelica war ein ganz neues Wesen. Sie hatte immer noch die runden blauen Augen, war von derselben sanften, blonden Schönheit, aber sie war viel wacher und zielgerichteter.
    »Mein Musiklehrer, Herr Schwartz, drängt mich schon lange, meine Studien im Ausland fortzusetzen. Er hat Verbindungen zur Wiener Musikszene   … Heute Morgen habe ich mit ihm gesprochen. Ich wollte wissen, ob es nicht zu spät ist, bei einem seiner Bekannten Unterricht zu nehmen.«
    »Wenn es dir nur darum geht, mehr Klavierstunden zu nehmen   –«
    Wieder brachte Angelica Michael mit einer Geste zum Schweigen. »Die Musikstunden wären nur der Anfang. Herr Schwartz glaubt, dass etwas in mir steckt; dass ich eine Zukunft als Konzertpianistin haben könnte.« Sie schwieg und holte zaghaft Luft. »Das ist natürlich eine Aussicht, die mir gleichzeitig Angst macht. Ich habe eigentlich nie ins Ausland gehen wollen, und nun muss ich mein eigenes Geld verdienen, indem ich in einer fremden Stadt Klavierunterricht gebe! Aber wenn Herr Schwartz es arrangieren kann, dann ist es das, was ich tun möchte.«
    Es herrschte betroffenes Schweigen.
    Als Michael das Wort wieder ergriff, war seineStimme sanft und schmeichelnd   – so, wie man vielleicht mit einem kranken Tier oder einem unvernünftigen Kind sprechen würde. »Angelica, Liebes, von all dem hast du mir ja nie erzählt. Wenn du mehr Unterricht willst   – selbst, wenn es in Wien sein muss   –, was hat das aber mit einer Zurücknahme der Ehe zu tun?«
    Angelica blinzelte verwirrt. »Du würdest doch nicht nach Wien wollen.«
    »Für dich, mein Liebling? Aber sicher würde ich das! Du kannst doch schließlich nicht allein reisen und schon gar nicht ohne Beschützer an einem fremden Ort wohnen. Da wärst du für jeden Schurken und jeden sogenannten Gentleman leichte Beute   … Du musst deinen Mann an deiner Seite haben, mein Herz.«
    »Wovon sollten wir leben? Du hast gehört, dass mich meine Mutter enterbt hat. Mit Klavierstunden verdient man wenig. Ich könnte nicht für zwei aufkommen, und schon gar nicht für drei.«
    Michael wurde rot. »Du würdest natürlich nicht arbeiten müssen«, sagte er pikiert. »Ich würde für dich sorgen   – und für unsere zukünftige Familie.«
    Angelica schüttelte den Kopf. »Wir kommen vom Thema ab. Michael, mein Entschluss ist bereits gefasst.«
    Es entstand eine lange Pause.
    Als Michael abermals zu reden anfing, war seine Stimme hart. »Gestern hast du mich geheiratet. Du hast gesagt, dass du mich liebst und dass du meineFrau sein willst. Heute willst du nichts mehr mit mir zu tun haben und bist bereit, in eine fremde Stadt zu fliehen, um mich loszuwerden. Ich verlange zu wissen, was in der Zwischenzeit geschehen ist!« Er wandte sich Mary zu. Sein Gesicht war vor Ärger verzerrt. »Was zum Teufel haben Sie zu ihr gesagt?«
    Angelica erhob sich. »Du hast nur zu recht, böse zu sein, aber du darfst nicht Mary anschreien. Das ist einzig und allein meine Entscheidung.«
    Plötzlich brach er zusammen: Seine Stimme versagte, seine Züge entglitten ihm, seine Haltung war dahin.

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