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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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sich an den Tisch und nahm ihrer Tochter das Kind ab. „Und, hast du die Josefine gefragt, ob sie gleich mitkommt?“, wandte sie sich an ihre Tochter.
    „Ja, ich hab sie gerade überredet.“
    „Das tut dir auch mal gut, wenn du mal etwas anderes siehst. Wirst schon sehen“, prophezeite sie Josefine.
    Josefine dachte daran, wie viel Spaß die beiden Frauen wohl nach der Feier haben würden, aber da keiner von beiden davon etwas zu hören wollen schien, biss sie sich auf die Zunge und verabschiedete sich. Draußen auf dem Hof spielten die Zwillinge im Dreck und Josefine dachte mit Wehmut an ihr Zuhause, wo ihre Nichten, Neffen, Cousinen und Vettern auch immer vor dem Haus spielten. Ob sie am Wochenende mal nach Hause fahren könnte, ihrer Familie und Freunden einen Besuch abstatten?“
    „Was bist du denn so in Gedanken versunken?“
    Erschrocken zuckte Josefine zusammen und drehte sich zu Richard um. „Musst du dich so anschleichen?“
    „Ich bin angefahren gekommen wie immer. Du warst nur in Gedanken ganz woanders.“
    „Ja, ich hab an zu Hause gedacht, und dass ich gerne mal für einen Tag dorthin fahren würde.“
    „Dann mach es doch.“ Richard stellte sein Fahrrad ab und kam auf sie zu. „Na, Kinder“, rief er den beiden Kleinen zu und winkte in deren Richtung.
    „Tag, Onkel Richard“ , riefen diese zurück, ohne ihr Spiel zu unterbrechen.
    Er sah Josefine abwartend an und ihr wurde bewusst, dass er auf eine Antwort wartet e. „Ja, vielleicht mach ich das auch.“, antwortete sie verspätet. Sie zog ihre Stallschuhe an und ging rüber zum Stall. Wie selbstverständlich ging Richard neben ihr her. Mittlerweile war es wie ein allabendliches Ritual: Er kam angefahren, sie gingen in den Stall und verrichteten zusammen die Stallarbeit. Anschließend würde er für seine Bemühungen mit Abendbrot entlohnt werden.
    „Ich könnte das Vieh versorgen, während du weg bist“, bot er nun an.
    Josefine blieb mitten im Stall stehen und sah ihn an. „Richard“, begann sie entschlossen. Als er sie abwartend ansah, fehlten ihr plötzlich die passenden Worte. „Sieh mal“, begann sie, „dass du immer angefahren kommst, nur um mir zu helfen, das ist wirklich, wirklich nett von dir.“ Sie sah ihn kurz an, nur um dann lieber wieder das Schwein zu beobachten, welches träge im Stroh lag. „Aber jetzt, wo ich den Herrn Fagel nicht mehr versorgen muss und mich hier auch an den täglichen Ablauf gewöhnt hab, da ist es wirklich nicht mehr nötig, dass du mir immer helfen kommst.“ Vorsichtig sah sie ihn an.
    „Das mach ich doch gerne, Josefine“, versicherte er, während er sie forschend ansah.
    „Ja, das weiß ich, Richard.“ Josefine faltete nervös die Hände. Das Ganze war unangenehmer, als sie gedacht hatte. „Aber es scheint mir nicht richtig.“
    „Nicht richtig?“, fragte er ruhig.
    „Ja, du weißt schon, was ich meine.“ Mit hochrotem Kopf zwang sie sich, ihm ins Gesicht zu sehen.
    „Nein, ich weiß nicht, was du meinst. Bitte klär mich doch auf. Was hat sich geändert, dass es plötzlich nicht richtig ist?“, fragte er gereizt.
    Verzweifelt stieß sie die Luft aus. „Ich will einfach nicht, dass du denkst, dies hier würde zu was führen. Zwischen uns, meine ich. Da bin ich nämlich nicht dran interessiert.“ Froh, endlich alles ausgesprochen zu haben, sah sie ihn abwartend an.
    Er blinzelte einmal, ehe sich auch auf seinen Wangenknochen eine leichte Röte abzeichnete. Dann atmete er tief ein. „Nun, keine Bange. Bisher hab ich mich noch keiner aufgedrängt. Hab ich den Eindruck erweckt, ich wollte etwas für meine Hilfe haben?“
    „Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur…“
    „Du dachtest. Aha. Das hat dich aber die letzten Wochen nicht davon abgehalten, meine Hilfe anzunehmen. Warum jetzt?“
    Meine Güte, war das peinlich. Hätte sie doch nur ihren Mund gehalten. Sie konnte ja schlecht sagen, dass es sie nicht gestört hatte, solange sie jede Hilfe brauchen konnte. Allerdings schien er, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schon von selber zu diesem Schluss gekommen zu sein. Im Moment sah er seinem Bruder beängstigend ähnlich.
     
    Richard wusste nicht, was schlimmer war. Seine Enttäuschung darüber, dass sie ihn wohl doch nicht so mochte, wie er es gern gehabt hätte, oder seine Wut darüber, dass er geduldet worden war, solange er ihr genutzt hatte und nun, da er nicht mehr benötigt wurde, hier auch nicht mehr erwünscht war.
    „Nur, dass ich dich richtig verstehe,

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