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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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anständiger Mann zu sein“, rief sie in die Richtung zurück, in der sie Toni vermutete. Und weil der Alkohol ihre Zunge löste, fügte sie noch hinzu: „Im Gegensatz zu anderen Leuten hier.“
    „Ganz schön großes Mundwerk hast du, was?“, ergriff Toni erneut das Wort.
    „Ich sag nur, was ich denke“, erwiderte Josefine herausfordernd.
    „Ist manchmal klüger, auch mal den Mund zu halten.“
    Als Josefine zu einer Antwort ansetzte, spürte sie den eisernen Griff Lisbeths an ihrem Oberschenkel. Sie sah in das Gesicht ihrer Freundin und verkniff sich jeden weiteren Kommentar. Wenn sie Toni aufbrachte, hatte nachher ganz sicher nur einer darunter zu leiden. Bei dem Gedanken verblasste Josefines vom Alkohol erheiterte Stimmung. Außerdem war ihr plötzlich auch gar nicht mehr so wohl. Über die diversen Flaschen auf dem Tisch hinweg suchte sie das Gesicht ihrer Gastgeberin. „Hedwig, ich glaub, ich geh jetzt“, erklärte sie, während sie sich erhob. Kurz stützte sie sich auf die mageren Schultern Lisbeths, bis sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte, dann zwängte sie sich an den anderen Gästen vorbei, um sich noch einmal von der Gastgeberin zu verabschieden.
     
    Josefine trat hinaus in die Dunkelheit und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Leichte Nebelschwaden lagen über den Feldern und sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um schwankend die zweihundert Meter bis zum Fagelhof zurückzulegen. Sie hatte gerade die Toreinfahrt der Schreiners hinter sich gebracht, als sie sich eingestehen musste, dass sie mehr getrunken hatte, als ihr guttat. Eine Welle der Übelkeit überrollte sie, und einen Moment schloss sie die Augen, um ihr Unwohlsein zu vertreiben. Was war es ihr auf einmal schlecht. Als die nächste Woge der Übelkeit sie überrollte, stärker noch als die Erste, war Josefine nur noch froh, dass ganze Zeug wieder loszuwerden. Nachdem sie ihren Magen entleert hatte, ging es ihr schon wieder etwas besser. Stöhnend richtete sie sich wieder auf. Hoffentlich hatte nicht ausgerechnet jetzt noch jemand die Feier verlassen. Josefine sah hinter sich, um sich zu vergewissern, dass auch keiner ihre Schmach mitbekommen hatte, als sie nochmals aufstöhnte. Nein, wie peinlich! Da kam tatsächlich jemand. Schnell trat sie aus dem Lichtkegel, den die Lampen des Eingangsbereichs bis zum Hoftor bildeten und blieb im Dunkeln dicht an der Hausmauer stehen. Es musste sie ja keiner mit der Pfütze am Wegesrand in Verbindung bringen. Sie stöhnte leise auf, als die Person ebenfalls aus dem Hoftor trat und stehenblieb. Es war der Herbert. Josefine runzelte die Stirn. Warum blieb er da stehen wie ein Ochse? Sie wollte nach Hause! Erleichtert atmete sie auf, als er sich in Bewegung setzte. Doch er ging keineswegs wieder rein, sondern ein Stückchen den dunklen Zufahrtsweg zur Straße entlang. An der beleuchteten Straße stand jemand und traf sich mit ihm. Neugierig beugte Josefine sich ein Stück nach vorne. Eine Frau. Wer konnte das sein? Sie japste entsetzt auf, als sie sah, wie die beiden sich in inniger Umarmung küssten. Der Hermann war ein Ehebrecher! Josefine hatte noch nie einen gekannt. Zumindest hoffte sie, dass sie keinen kannte. Sie musste zugeben, einen auf frischer Tat zu ertappen war schon aufregend. Die arme Hedwig. Saß oben und feierte ihren Geburtstag und der Gatte befummelte zum gleichen Zeitpunkt eine andere Frau. Wer mochte das nur sein? Dass die beiden auch so weit entfernt standen. Sie hatten auch das direkte Laternenlicht der Straße gemieden. Josefine stapfte ungeduldig mit ihren Füßen auf. Langsam spürte sie die Kälte. Ihre kleine Eskapade und die Tatsache, dass sie Zeuge eines Betrugs wurde, hatten sie doch ein wenig ernüchtert. Josefine hoffte, das ginge dahinten jetzt nicht noch weiter. Sie schämte sich jetzt schon, weiter zuzusehen, wie die beiden sich da begrabschten. Zum Glück ließen sie bald voneinander ab und fingen dafür an, sich aufgeregt zu unterhalten. Josefine verdrehte die Augen. Warum war es ihr auch schlecht geworden. Jetzt könnte sie schon lecker warm im Bett liegen und müsste sich das hier nicht mit ansehen. Wie sollte sie dem Herbert je wieder in die Augen sehen. Und der armen Hedwig. Josefine rieb sich frierend die Arme. Hoffnungsvoll beobachtete sie, wie Herbert und die andere Frau sich endlich trennten und Herbert sich wieder auf den Rückweg machte. Josefine trat zurück an die Mauer und verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf die Frau zu

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