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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Erwin wutentbrannt. Ich war so erschrocken! So früh war er freitags noch nie nach Hause gekommen. Auf jeden Fall ging er auf uns los.“ Anneliese rang die Hände. „Er hat sich auf Herbert gestürzt und hat ihn fürchterlich verprügelt. Ich hab mir den erstbesten Gegenstand geschnappt, um Herbert zu helfen und hab damit auf Erwin eingeschlagen. Doch das hat ihn nur noch wütender gemacht. Er hat sich einfach umgedreht, mir den Melkschemel aus der Hand gerissen und hat mich damit verprügelt, wie schon lange nicht mehr. Er hat dabei mein Bein zertrümmert und als ich dann gefallen war, hat er mit seinen Fäusten auf mich eingeschlagen. Kurz bevor ich die Besinnung verloren hab, ist Herbert wieder auf ihn losgegangen. Als ich später wieder zu mir gekommen bin, waren das Erste, was ich sah, ein blasser Herbert und eine tränenüberströmte Lisbeth. Und Erwin, der lag tot in der Scheune.“ Anneliese rieb sich mit zitternden Händen übers Gesicht.
    „Wir wussten nicht, was wir machen sollten.“ Lisbeth drückte beruhigend Annelieses Arm. „Da lag Papa und Mama war schwer verletzt. Ich musste einen Arzt rufen, aber was konnten wir sagen? Da ss Papa beide erwischt hatte und er beim darauffolgenden Kampf ums Leben kam?“ Lisbeth sah Margot und Anneliese an. „Der Herbert war völlig durch den Wind. Er sagte immer nur, dass er das alles nicht gewollt hatte und dass Mama doch aufwachen sollte.“
    „Also hast du auch nicht gesehen, was passiert ist?“
    „Nein. Bis ich das Geschrei gehört hab und dann in der Scheune ankam, war schon alles vorbei.“ Lisbeth stierte einen Augenblick nachdenklich ins Leere. „Aber was sollten wir machen?“, fragte sie dann Margot und Josefine. „ Könnt ihr euch vorstellen, was das für alle bedeutet hätte? Der Geliebte tötet den Ehemann? Keiner unserer beiden Familien hätte noch unbehelligt durchs Dorf laufen können.“ Lisbeth holte tief Luft. „Also ist Herbert nach Hause gegangen. Danach hab ich den alten Josef gerufen, damit er nach Mama guckt und bin dann ins Dorf, den Doktor holen. Wir haben allen die Geschichte mit dem ehemaligen Kriegsgefangenen erzählt. Es hatte hier schon vorher Morde gegeben, die bei Überfällen verübt worden waren. Bei einigen war man sich sicher, dass sie von den Leuten aus den Lagern begangen worden sind. So war es in unserem Fall einfach die beste Erklärung.“
    Nach einem Moment betretenen S chweigens räusperte sich Anneliese und ergänzte: „Der Herbert hielt sich wochenlang fern. Als er dann endlich wieder kam, haben wir diese Nacht mit keinem Wort erwähnt. Wir wussten beide, dass ich gelogen hatte und haben seitdem nie mehr über diese Nacht gesprochen. Ich wollte das alles nur noch vergessen.
    „Aber siehst du denn nicht, dass der Herbert ein Motiv hatte, den Rudolf zu töten?“, fragte Josefine vorsichtig. „Er wusste, dass du bei Rudolf keinen Erfolg hattest, als du diesen gebeten hast, damit aufzuhören, über dich Gerüchte zu verbreiten. Also ist er vielleicht zurückgefahren und hat ihn umgebracht.“
    Anneliese lachte ungläubig auf. „Aber das ist doch verrückt. Der Herbert ist doch kein Mörder. Damals, mit Erwin, das war Notwehr gewesen.“
    „Also, Richard war immer noch zu verwirrt, um großartig zu beschreiben, was passiert ist, aber es ist sicher, dass jemand heute versucht hat, ihn umzubringen. Herbert hatte ihn nach Hause gebracht und im nächsten Moment versuchte ihn jemand umzubringen.“
    „Meine Güte. Hätten wir damals nur die Wahrheit gesagt “, rief Anneliese erschöpft aus. „Was meint ihr, was uns das schon Nerven gekostet hat. Damals das ganze Gerede. Schließlich haben die Leute endlich aufgehört, aber dann mussten wir doppelt vorsichtig sein und uns eine Weile nicht sehen. Dann hatte sich endlich alles beruhigt und jahrelang ging alles gut. Doch dann spricht mich doch tatsächlich damals der Josef auf die Sache an. Dann der Rudolf und-
    „Der Josef?“, fragte Margot.
    Anneliese nickte. „Ja. Ich hab doch nach ihm gesehen, damals, als die Josefine dich im Krankenhaus besucht hat. Er war grantig wie immer und ich hab ihm gesagt, er wäre ein unmöglicher, undankbarer Greis und er solle froh sein, dass er jemanden hat, der ihn so versorgt, weil er das gar nicht verdient hätte. Da hat er mich dreckig angelacht und gesagt, ich wäre die Richtige, über andere zu urteilen. Und dass ich  froh sein könne, dass ich nicht das bekäme, was ich verdiente. Er sagte, dass er auch so seine Zweifel

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