Ein verhaengnisvoller Winter
Auf den Kopf. Er ist am Kopf verletzt.“
„Jetzt beruhig dich mal, Mädchen.“ Schwerfällig kniete sich der alte Mann neben sie. Gemeinsam drehten sie Richard auf den Rücken. Josefine beugte sich zu dem blassen Gesicht runter. „Er atmet aber noch, oder? Sie sehen doch auch, dass er noch atmet, nicht wahr?“
„ Ja, ja. Er lebt, Mädchen.“ Herr Schwarz tätschelte ihr unbeholfen den Rücken, dann tätschelte er, diesmal weniger sanft, Richard das Gesicht. „He, Junge, aufwachen.“
„Soll ich Wa sser holen? Oder lieber einen Arzt?“ Nervös fuhr sich Josefine durch die Haare. „Was macht man denn, wenn jemand Ohnmächtig ist?“ Hilflos sah sie auf Richard. Der liebe Richard. Sie streichelte mit zitternder Hand sein Gesicht. Alle Leute starben hier einfach. Aber doch nicht der Richard. „Er kommt doch wieder in Ordnung, oder?“ Fragend sah sie in Herr Schwarz` Gesicht.
„Erst mal müssen wir gucken, dass wir ihn wach bekommen. „He, aufwachen.“ Wieder gab er ihm einen Klaps auf die Wange.
„Vielleicht hilft es, wenn wir ihm das Gesicht nass machen.“ Josefine wollte gerade aufstehen und einen nassen Lappen holen, als Richard ein Stöhnen von sich gab. Erleichtert beugte sich Josefine nach vorne. „Richard“, sagte sie aufgeregt.
Er öffnete langsam die Augen und blinzelte. Dann verzog er das Gesicht. Stöhnend sah er langsam von Josefine zu seinem Nachbarn. „Was...“
„Du bist verletzt, Richard“, erklärte Josefine sanft.
„Ah, ja.“ Er schloss erneut die Augen. „Die Schläge“, murmelte er.
„Was?“ Josefine beugte sich näher.
„Was für Schläge?“, fragte Herr Schwarz nach.
„Jemand hat versucht, mir den Schädel einzuschlagen“, sagte Richard leise und langsam betastete er seine Wunde.
„Was? Wer?“ Josefine hielt sich den Bauch. Ihr war plötzlich übel.
„Ich weiß n...“
„He, nicht wieder einschlafen“, rief Herr Schwarz, als Richard mitten im Satz verstummte. „Und versuch mal, uns anzusehen.“
„Ich bin wach.“ Richard öffnete die Augen und schluckte dann krampfhaft.
Dann drehte er den Kopf zur Seite, übergab sich und versank wieder in Bewusstlosigkeit.
Mit neuer Angst sah Josefine von Richard zu dem anderen Mann. „Ich geh jetzt den Arzt holen“, rief sie mit zitternder Stimme und erhob sich. „Oder soll ich direkt zum Krankenhaus laufen?“, fragte sie unsicher.
Herr Schwarz schüttelte den K opf. „Geh den Dr. Baumanns holen. Der wohnt...“
„Ich weiß , wo.“ Da war sie damals mit Margot gewesen. Schweren Herzens ließ sie Richard mit dem alten Mann alleine und rannte los, den Arzt holen.
„Da kommst du ja endlich! Ich bin hier drüben!“, rief Margot aus dem Küchenfenster des benachbarten Hauses, als Josefine Stunden später zu Hause eintreten wollte.
Wütend und mit den Nerven am Ende stapfte Josefine zu Margot rüber. „Zu euch wollt ich sowieso“, murmelte sie in sich hinein.
„Weißt du wie spät es ist?“, begrüßte Margot sie, sobald Josefine die Wohnküche betrat.
Josefine sah in die Runde. Anneliese, Lisbeth und Margot saßen gemütliche am Küchentisch. „Ja, es ist halb elf“, antwortete sie.
„Du hast es ja verdammt lang ausgehalten. Wir hatten uns gerade überlegt, ob einer von uns mal gucken fährt, was du so treibst. Aber du bist erwachsen und musst ja selber wissen, was du tust“, erklärte Margot in verständnislosem Tonfall. „Da haben die Leute im Dorf ja was zu tratschen, wenn du dich bis Nachts bei Richard in der Wohnung aufhältst.“
Mit vor Wut zitternder Stimme antwortete Josefine. „Ja, da haben die Leute was zu tratschen, wenn die morgen erfahren, dass jemand den Richard ermorden wollte!“
„Was? “, rief Margot ungläubig aus.
„Wer?“, riefen Lisbeth und Anneliese gleichzeitig.
Josefine setzte sich erschöpft auf einen Stuhl und sah ihre Nachbarinnen an. „Wer? Na, der Herbert.“
„Jetzt fängst du auch noch an.“ Anneliese rieb sich erschöpft die Augen. „Jetzt bin ich ja mal gespannt, was dir der Richard nun wieder für eine Geschichte aufgebunden hat.“
„Geschichte? Ich hab ihn gefunden. Bewusstlos und mit einer Kopfwunde lag er vor dem Sofa.“ Josefine traten bei dieser Erinnerung wieder Tränen in die Augen.
„Und?“
„Und es hat sich herausgestellt, dass ihn jemand niedergeschlagen hat.“
„Und er sagt, das war der Herbert?“, hakte Lisbeth nach.
„Nein“, gab Josefine zu. „Aber er nimmt es an.“
„Da ist er besoffen in seiner
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